Studie: Sind unterstützende Partner demotivierend?

Unterstützung durch Partner

Normalerweise geht man davon aus, dass die Unterstützung durch den Partner bei der Erreichung eigener Ziele helfe. Nix da. Denn die Ergebnisse der Forscher zeigten, dass man ein bestimmtes Ziel nicht unbedingt schneller erreicht, wenn man dabei vom Partner unterstützt wird.

Ist der Partner zu wohlmeinend mit einem, kann damit sogar das Gegenteil von dem erreicht werden, was man eigentlich will: Demotivation.

Hinter diesem Phänomen steckt die Neigung des Menschen, sich nicht mehr allzu sehr anzustrengen, wenn ein anderer die Verantwortung mitträgt. Psychologen nennen dieses Phänomen „self-regulatory outsourcing“. Durch ständige aufbauende Worte überträgt man einen Teil der Verantwortung auf den anderen und strengt sich womöglich weniger an.

Die Ergebnisse der US-Forscher wiederlegen also, dass die Unterstützung des Partners ausschließlich positive Effekte hat.

Die Untersuchung

Die Ergebnisse der Studie von Fitzsimons und Finkel stützten sich auf eine Untersuchung, in der Internet-Befragungen durchgeführt wurden.

Die geeigneten Untersuchungsteilnehmer wurden anhand von externen Datensätzen rekrutierten. Die erste Befragung fand mit 56 weiblichen Probanden statt, da bei Frauen, so die Wissenschaftler, die Kernthemen des ersten Tests – Gesundheit und Fitness – in der Regel einen höheren Stellenwert einnehmen, als bei Männern.

Der Testentwurf sah zwei verschiedene Szenarien vor. Im ersten Szenario sollten sich die Frauen an ein Beispiel erinnern, wie ihr Partner sie beim Erreichen ihrer sportlichen Ziele unterstützt. Daraufhin sollten sie angeben, wie intensiv ihre Trainingseinheit in der folgenden Woche ausfallen wurde.

Im zweiten Fall wurden die Probandinnen zwar ebenfalls aufgefordert, die geplante Trainingsintensität der Folgewoche anzugeben. Jedoch sollten sie sich diesmal vorher darauf konzentrieren, wie ihr Partner sie bei ihren Karrierezielen unterstützt.

Das Ergebnis

Unterstützung durch Partner

Beide Untersuchungszenarien zeigten unterschiedliche Ergebnisse. Im zweiten Fall half die vor Augen geführte Unterstützung des Partners den Frauen nicht dabei, ihrem sportlichen Ziel näherzukommen. Sie mussten sich also nach wie vor alleine dafür engagieren.

Im Vergleich zu diesem Ergebnis, nach der Partner seiner Frau im ersten Szenario einen Teil der Verantwortung ab, indem er konkrete Hilfe leistete.

Dieser Unterschied machte sich auch in den Ergebnissen der Befragung bemerkbar. Denn die Probandinnen der Fitnessgruppe planten in der Folgewoche deutlich weniger sportliche Aktivitäten, als die Teilnehmerinnen aus der Karrieregruppe.

Kontroll-Experiment

Dass dieser Effekt nicht allein auf sportlichen Ehrgeiz und auf Frauen beschränkt ist, zeigte eine zweite Untersuchung.

Im zweiten Experiment sollten 74 weibliche und männliche Studenten ein Puzzle lösen. Danach durften sie sich an eine Arbeit machen, welche bedeutend für ihr Weiterkommen an der Universität war.

Die Studenten, die davon ausgingen, dass ihre Partner sie bei dieser Arbeit mit konkreter Hilfe unterstützen würden, ließen sich beim Puzzeln mehr Zeit. Ihnen blieb nachher also weniger Zeit für die eigentliche Aufgabe.

Sind unterstützende Partner demotivierend?

Bremsen uns liebevolle und hilfsbereite Partner nun bei der Verwirklichung unserer Ziele aus? Fitzsimons beantwortete diese Frage mit „Ja und nein“.

„Wenn es, wie in unserer Studie, um ein einzelnes konkretes Ziel geht, kann der Effekt negativ sein.“

Doch es gibt auch andere Beispiele, bei denen sich die Unterstützung des Partners positiv ausgewirklt hat. Zum Beispiel haben einige Probandinnen beim ersten Test sehr positiv auf die Unterstützung und Hilfsbereitschaft ihres Partners reagiert, z.B. mit der Aussage: „Ich hätte diese Turnhalle nie betreten, wenn mein Mann nicht auf die Kinder aufpassen würde.“

Fazit

Unterstützung von einem liebevollen Partner ist grundsätzlich etwas Schönes und auch wichtig. Dennoch geht es im Leben auch darum, seine eigenen, ganz persönlichen Ziele, Wünsche und Träume zu realisieren. Und da sollte man am besten selbst durch und die Verantwortung nicht auf andere verlagern.

Auch beim Fernstudium ist Unterstützung wichtig, ob vom Partner, der Familie oder Freunden. Aber Unterstützung bedeutet nicht, Verantwortung und Konsequenzen zu teilen oder abzugeben. Die Verantwortung, wie viel man lernt, wann man lernt, welche Module man belegt und welche Prüfungen man mitschreibt, trägt man immer noch alleine. Und so ist es auch am besten. Schließlich kann man nicht vom Partner erwarten, dass er mitentscheidet, wann man wie viel lernen soll und ob man am Wochenenden shoppen gehen kann oder doch lieber lernen sollte.

Das gute Gefühl, jemanden an seiner Seite zu haben, der in guten und schlechten Lebenslagen zu einem hält, ist enorm wichtig und aufbauend. Jedoch können zu spezielle Hilfe oder gar Handlungsempfehlungen dazu führen, dass man nachlässt, langsamer wird uns seine Ziele schleifen lässt.

Mir das Phänomen sehr wohl aus dem Sport-Bereich bekannt. Wenn mal wieder eine Sport-Flaute ansteht neige ich auch tendenziell dazu, die Entscheidung ob und wann ich wieder zum Sport gehe, auf meinen Freund zu verlagern und bin dann oft froh, wenn er meint, dass ich nicht zum Sport muss oder ein paar Tage Pause auch mal gut tun.

Ich bin mir dann zwar dessen bewusst, dass es meine eigene Entscheidung ist und ich selbst meinen Hintern hochkriegen muss, aber man nutzt solche wohlwollenden Worte doch auch dazu aus, die sportlichen Ziele erstmal hinten anzustellen. In diesem Fall wirkt es sich wirklich demotivierend aus, wenn der Partner die eigene Faulheit unterstützt. Immerhin bin ich mir dieser Tatsache bewusst und muss mich selbst dazu antreiben, meine Ziele hinsichtlich des Sports zu realisieren. Selbst ist die Frau ;).

Und auch ein Fernstudium sollte, wie jedes andere persönliche oder berufliche Ziel, in erster Linie etwas Persönliches sein. Und auch wenn man einen liebevollen und hilfsbereiten Partner an seiner Seite hat, ist man immer noch selbst für die Erreichung seiner Ziele verantwortlich und kann diese schneller erreichen, wenn man auch alleine die Verantwortung und die Konsequenz aus seinem Handeln trägt.

Schließlich kann man dann bei Zielerreichung auch selbst stolz auf sich sein und sich auch ruhig selbst auf die Schulter klopfen ;).

Quelle: Gráinne Fitzsimons (Duke University, Durham) und Eli Finkel (Northwestern University, Evanston):
Psychological Science, doi: 10.1177/0956797610397955

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

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