Neulich bin ich im Forum von Markus von Fernstudium-Infos auf eine Facebook-Umfrage der Fernuni Hagen aufmerksam geworden, bei der nach Lernhürden gefragt wurde, die man bereits erlebt hat.
Gründe, nicht gelernt zu haben, gibt es ja viele. Angefangen von „keine Zeit“ bis „keine Lust“ kann man sich in der Fundgrube der Ausreden kreativ austoben ;). Die Umfrage der Fernuni (die übrigens jede Woche stattfindet) richtet sich dabei aber nicht nur an die Studenten der Fernuni selbst, denn schließlich könnte theoretisch jeder – ob Fernstudent der Fernuni, Studenten einer anderen Fernhochschule oder gar kein Fernstudenten – an der Umfrage teilnehmen.
Den Anspruch an Repräsentativität kann man daher an dieser Stelle etwas zurückschrauben, aber die Ergebnisse geben dennoch einen guten Einblick, welche Lernhürden die meisten Probleme bereiten:
Lernhürde 1: Zeitmangel aus beruflichen/familiären Gründen
Mit 47% ist der Zeitmangel der Spitzenreiter unter den Lernhürden. Fast die Hälfte der Teilnehmer hat Zeitmangel aus beruflichen oder familiären Gegebenheiten als Grund genannt, nicht zu Lernen, bzw. nicht zum Lernen gekommen zu sein. Da ich davon ausgehe, dass ein Großteil der Teilnehmer ein Fernstudium, bzw. eine nebenberufliche Weiterbildung absolviert, ist diese Lernhürde mehr als verständlich.
Schließlich gilt es, das Fernstudium oder die Weiterbildungsmaßnahme begleitend zum regulären Job, Familienalltag und der Freizeitgestaltung zu absolvieren. Doch der Tag hat auch mit Weiterbildungsmaßnahme immer noch 24 Stunden. Von alleine tut sich nichts und die Zeit zum Lernen muss an anderer Stelle geopfert werden, auch wenn es manchmal schwer fällt.
Wenn man sich eine vorherige Umfrage der Fernuni anschaut, in der nach Lerntypen gefragt wurde, ergeben sich gewisse Überschneidungen. Denn dort gaben ganze 61% der Teilnehmer an, „nach Lust und Laune“ zu lernen.
Nur 33% lernten demnach mit einem festen Zeitplan, 6% auf den letzten Drücker. Wenn ich mal an mein erstes Semester zurückdenke (in welchem ich mich auch unter den 61% befand), wundert es mich nicht, dass ich zum Schluss große Zeitprobleme bekommen habe.
Nicht nur der Umfang des Lernstoffs, auch der Inhalt werden häufig unterschätzt. Am Anfang denkt man noch „Ach, ist ja noch ewig hin, bis zur Prüfung“, aber die Zeit vergeht rasend schnell und umso schneller, je knapper die Zeit und je höher der Berg an Studienheften wird, die man noch durcharbeiten muss.
Die Erstellung eines Zeitplans habe ich damals auch als total überflüssig empfunden. Schließlich habe ich mein Erststudium auch irgendwie geschafft. Aber sich nebenberuflich weiterzubilden ist eine ganz andere Sache. Und die Disziplin aufzubringen, sich an freien Tagen oder nach der Arbeit noch zum Lernen aufzuraffen, die wohl größte Herausforderung eines Fernstudenten.
Doch auch, wenn es sich vielleicht blöd anhören oder anfühlen mag: Mit Zeitplan lernt es sich viel einfacher! Feste Lernzeiten gehen mit der Zeit ins Blut über und Lernen wird eine Art Gewohnheit, die man dann nicht mehr als störend oder nervig empfindet. Zudem wird man merken, dass man stetig Fortschritte macht, was sich wiederum positiv auf die Motivation und den Spaß am Lernen aufwirkt!
Lernhürde 2: Fehlende Motivation und Ausdauer
Es ist schon irgendwie ein Teufelskreis. Fehlt die Zeit, steigt der Stress. Steigt der Stress, leidet die Motivation. Ohne Motivation verliert man früher oder später die Lust am Lernen und bricht das Studium in schlimmsten Fall ab.
Mit 30% sind fehlende Motivation und Ausdauer unter den Teilnehmer an der Umfrage der Fernuni die zweitgrößte Lernhürde. Dabei finde ich, dass diese Lernhürde weitaus schlimmer ist, als mangelnde Zeit. Bei mangelnder Zeit lernt man vielleicht weniger, aber wenn man lernt, dann mit Glück noch mit Spaß an der Sache.
Ohne Motivation, ist es nahezu unmöglich, einen langen Atem zu beweisen. Doch diesen braucht man, wenn man es bis zum Abschluss schaffen will. Bei einem mehrjährigen akademischen Studium noch vielmehr, als bei mehrmonatigen Fernlehrgängen.
Als ich im ersten Semester gemerkt habe, dass mir die Zeit davonläuft und sich gerade bei Mathe noch so einige Wissenslücken auftaten, war ich auch demotiviert. Als ich dann noch täglich einen Blick auf den Stapel Studienhefte geworfen habe, ging es mir noch schlechter. Um der Gefahr von Demotivation und mangelnder Ausdauer gleich entgegenzuwirken, sollte man Zeitmangel gar nicht erst eine Chance geben!
Das kontinuierliche Lernen von Beginn an ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich sage immer: Langsam, aber stetig ;). Klar, zu langsam sollte man auch nicht sein, aber zu hohe Ansprüche an sich selbst demotivieren auch. Dabei können schon tägliche, kleine Erfolge den Spaß am Lernen bewahren.
Lernhürde 3: Verständnisprobleme bei den Lehrtexten
Was ist, wenn man irgendetwas in den Studienheften nicht versteht? Tja, das kommt mir irgendwie bekannt vor…. zumindest zählen die Lehrtexte zu Wirtschaftsmathe nicht gerade zu meiner Lieblingslektüre. Beim Fernstudium ist man zum Großteil auf sich alleine gestellt. Es gibt keinen Lehrer, Tutor, Prof oder Sitzplatznachbarn, den man mal eben etwas fragen kann.
Wenn ich überlege, wie oft früher in der Schule oder auch an der Uni Fragen reingeworfen wurden, ist es eigentlich ein Wunder, dass es im Fernstudium Absolventen gibt, die es bis zum Abschluss schaffen! Bisher war ich mit den Studienheften der Fernuni ganz zufrieden. Bei VWL und BWL gibt es sicherlich die ein oder andere Stelle, die man nicht sofort versteht, aber im Groben und Ganzen sind die Texte sehr verständlich und lassen sich gut lesen.
Bei Wirtschafsmathe und Statistik ist es schon ein bisschen anders, was aber auch an der Materie liegen kann. Doch was macht man, wenn das Lernen mit den Lehrtexten schwer fällt? Bei Mathe mache ich es mir einfach und weiche auf andere Lehrmittel, wie Online-Tutorials, Foren und andere Webseiten oder Fachbücher zurück. Schließlich geht es bei Mathe (und auch Statistik) in erster Linie um das Verständnis des Lehrstoffs. Und da finde ich andere Quelle deutlich verständlicher. Die Studienhefte werde ich mir sicherlich auch noch anschauen, aber nicht als erste Lernquelle verwenden. Zudem sind die Lehrtexte sicherlich einfach zu lesen, wenn man sich die fachlichen Inhalte schon an anderer Stelle angeeignet hat.
Bei der Umfrage gaben 16% der Teilnehmer an, mit den Lehrtexten Probleme zu haben. Für den ein oder anderen mag das etwas wenig klingen, aber auch hier wird es bei den Modulen und Fernschulen große Unterschiede geben. Textlastige Module, wie VWL und BWL sind bestimmt leichter verständlich, als Module, bei denen es vor allem auf Verständnis und Rechnen ankommt.
Die Studienhefte zu VWL und BWL sind zwar auch sehr textlastig, dennoch wird viel gerechnet. Um Wirtschaftsmathe kommt man also auch bei diesen Kursen nicht herum. Und auch hier sollte man ggf. auf andere Hilfsmittel zurückgreifen, wenn man aus den Lehrtexten nicht schlau wird. So habe ich es z.B. beim Simplexalgorithmus gemacht, da ich dort beim besten Willen nicht aus dem Lehrtext schlau geworden bin.
Lernhürde 4: Keine Mentorielle Betreuung in meinem Studienzentrum
Die drei großen Lernhürden wurden bereits genannt, dennoch möchte ich kurz auf die weiteren möglichen Lernhürden eingehen, welche auch die ein oder andere Stimme verzeichnen können.
So gaben 3% der Teilnehmer als Lernhürde an, dass es keine mentorielle Betreuung in ihrem Studienzentrum gibt. Ich war zwar noch nicht bei meinem Regionalzentrum in Hamburg, aber über unzureichende Betreuungsangebote kann ich mich nicht beschweren. Dort werden immer wieder Veranstaltungen zur Besprechung der Module, sowie zur Klausurvorbereitung angeboten.
Jedoch muss das ja nicht bei jedem Regional- und Studienzentrum der Fernuni der Fall sein. Regional- und Studienzentren unterscheiden sich zudem darin, dass die Regionalzentren Einrichtungen der Fernuni Hagen sind und Studienzentren im In- und Ausland in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern vor Ort bestehen. Daher wird das Betreuungsangebot an Studienzentren sicherlich geringer ausfallen.
Zudem kann es auch sein, dass in der näheren Umgebung gar kein Regional- oder Studienzentrum vorhanden ist, sodass einige Fernstudenten – vor allem im Ausland – auf die mentorielle Betreuung komplett verzichten müssen.
Lernhürde 5: Kein Kontakt zu anderen Lerngruppen
Das Prinzip des Fernlernens fördert nicht gerade die Bildung von Lerngruppen. Die meiste Zeit ist man auf sich alleine gestellt. Und gerade wenn man berufstätig ist und nebenbei noch eine Familie oder andere Verpflichtungen hat, fällt bereits das Aufraffen zum Lernen schwer. Dann auch noch die Zeit zur Bildung und zum Treffen mit Lerngruppen zu finden, sind zeitlich oft gar nicht machbar.
Dabei kann gerade das gemeinsame Lernen motivieren. Ich finde, dass es hierbei sehr stark auf den Lerntyp ankommt. Einige Fernstudenten haben kein Problem damit, alleine zu lernen, andere vermissen den Austausch mit anderen, den sie vielleicht noch aus der Abiphase oder einem Erststudium kennen.
Für Fernstudenten an der Fernuni Hagen gibt es viele Möglichkeiten, sich mit anderen Studenten in Verbindung zu setzten, sei es über die Kontaktlisten der Fernuni oder über Blogs oder Foren, wie z.B. den Studienservice. Dort werden auch oft Lerngruppen gebildet.
Mit 2% der Stimmen ist der mangelnde Kontakt zu Lerngruppen eine sehr kleine Lernhürde, kann aber für diejenigen, die sich Kontakt wünschen, ihn aber nicht finden oder einfach keine Zeit zum Austausch mit anderen Studenten haben, auch frustrierend und demotivieren sein. Hier hilft nur: sich trauen und Kontakte knüpfen, bzw. sich anderen Lerngruppen anschließen oder Zeit frauschaufeln.
Lernhürde 6: Mentorielle Betreuung nicht hilfreich
In Punkt 4 hatten wir ja bereits den Fall der fehlenden mentorielle Betreuung in einigen Studienzentren. Was aber, wenn die mentorielle Betreuung vorhanden ist, aber nicht hilft. Ich würde sagen, das ist dann PP – Persönliches Pech und schade um die investierte Zeit.
Zum Glück gab es hierzu nur eine Stimme, bei der man auch nicht weiß, wie erst sie gemeint war. Und sicherlich gibt es da auch von Mentor zu Mentor, bzw. je nach behandeltem Stoff Unterschiede. Aber grundsätzlich gehe ich davon aus, dass sich die Mentoren sehr bemühen, die Inhalte verständlich zu übermitteln und eine Unterstützung zu sein, sodass man nach der Veranstaltung schlauer ist, als vorher.
Lernhürde 7: Mehr Begeisterung für andere Projekte und Hobbys
Also, ich kann mich auch mehr für andere Sachen, als für Wirtschaftsmathe & Co. begeistern, aber ich würde nicht unbedingt sagen, dass diese eine Lernhürde für mich darstellen. Dieser Punkt hat zwar auch nur eine Stimme abbekommen, ist aber gar nicht so abwägig. Jedoch sollte man hier den Unterschied zwischen Zeitmangel und mehr Begeisterung für andere Sache machen.
Zeitmangel war, wie wir gesehen haben, die größte Lernhürde. Und auch ich muss meine Zeit gut einplanen, um Selbstständigkeit, Hobbys und Fernstudium unter einen Hut zu bekommen. Bei diesem Punkt es es glaube ich eher darum, dass man trotz Zeit nicht lernt, weil man sich einfach mehr für andere Projekte und Freizeitbeschäftigungen begeistert. Wenn dem so ist, empfindet man das Fernstudium aber auch nicht gerade als notwendig. Um trotz anderen, sicherlich spannenderen und interessanteren Projekten, die Motivation zum Lernen zu finden, muss man ein klares Ziel vor Augen haben und den Willen, es zu schaffen. Ansonsten wird man sich immer wieder ablenken lassen. Der Motivationshintergrund für das Fernstudium ist sicherlich ein entscheidender Aspekt, um sein Ziel langfristig nicht aus dem Auge zu verlieren.
Fazit zu den größten Lernhürden unter Studenten
Die drei größten Lernhürden, der Zeitmangel, die fehlende Motivation und Ausdauer, sowie Verständnisprobleme bei den Lehrtexten hängen stark zusammen. Zeitmangel kommt auf, wenn man das Fernstudium zu lange schleifen lässt, sich keine festen Lernzeiten setzt und den Aufwand unterschätzt. Gerade wenn man Verständnisprobleme mit dem Lehrstoff hat, wächst der Lernaufwand. Denn schließlich muss man sich die Inhalte dann an anderer Stelle aneignen, bzw. Extra-Zeit zur Auffrischung von Grundlagenwissen investieren. Ohne das Einplanen von Pufferzeiten, wird die Zeit nicht ausreichen.
Aus Zeitmangel entwickelt sich Zeitnot, die Stress verursacht und sich negativ auf die Motivation auswirkt. Dabei ist Motivation der entscheidende Faktor für langfristigen Erfolg beim Fernstudium. Ohne Lust und Spaß am Lernen, bleibt nämlich auch die Ausdauer auf der Strecke.
Die Umfrage der Fernuni zeigt deutlich, dass der Erfolg des Fernstudium zum größten Teil von einem selbst abhängt. Unverständliche Studienhefte und fehlende oder mangelnde Betreuung können zwar Lernhürden sein, sie sind aber nicht für das Gelingen oder Scheitern des Fernstudiums verantwortlich. Das ist man immer noch selbst. Und mit gutem Zeit- und Selbstmanagement, Abwechslung beim Lernen und einem klaren Ziel vor Auge, wird man auch einen langen Atem beweisen und vor allem den Spaß am Lernen nicht verlieren ;)!
Die Verteilung erstaunt mich schon, aber die Gründe kann ich durchaus nachvollziehen. Ich denke, dass Motivation und Zeitmangel sehr eng miteinander verbunden sind. Häufig schiebt man dann Familie oder Job vor, weil man eh schon keine Lust hat.
Danke für die Auswertung – das ist wirklich interessant.
Hey Lars,
danke für deinen Kommentar!
Ja, Arbeit oder andere, teilweise auch wirklich wichtige Dinge kommen oft dazwischen. Und es ist schon so, wie du sagst: natürlich beschäftigt man sich lieber mit dem Partner, den Kindern oder den eigenen Hobbys. Die Priorität auf das Fernstudium zu setzen, fällt da oft schwer. Und die Familie muss da auch mitspielen. Aber zu den Thema kommt bald noch ein Extra-Artikel ;)!
Viele Grüße,
Alicia