Als Fernstudent steht man i.d.R. früher oder später vor Bewerbungssituationen. Entweder, weil man sich noch vor Beginn des Fernstudiums einen (neuen) Job suchen möchte, sich während des Studiums beruflich umorientieren will oder nach Abschluss des Fernstudiums neue berufliche Herausforderungen sucht.
Die einen haben sich für ein Fernstudium entschieden, um gezielt ihre Karriere anzukurbeln, die anderen, um sich persönlich weiterzubilden. Bei einigen Fernstudenten hängt das Fernstudium eng mit ihrem Beruf, bzw. Berufsziel zusammen, bei anderen Fernstudenten hingegen beruhte die Wahl des Studiengangs eher auf persönlichen Interessen.
Die Einen studieren neben ihrem Vollzeitjob nebenbei auch in Vollzeit, um das Studium so schnell wie nur möglich hinter sich zu bringen. Die Anderen haben sich für den längeren Weg entschieden und absolvieren pro Semester nur ein Modul. Einige Fernstudenten befinden sich in festen Partnerschaften, haben ggf. bereits Familie.
Andere Fernstudenten hingegen können als Single deutlich mehr Zeit für ihre akademische Weiterbildung investieren. Nicht zu vergessen sind gesundheitliche Einschränkungen oder die Pflege von Angehörigen, die das freie Zeitkontingent eines Fernstudenten deutlich schrumpfen lassen.
Fernstudent ist nun mal nicht gleich Fernstudent und Fernstudium ist nicht gleich Fernstudium. So unterschiedlich die individuellen Lebenssituationen eines jeden Fernstudenten sind, so unterschiedlich und individuell sind auch die Bewerbungssituationen. Eine pauschale Handlungsempfehlung gibt es daher nicht, jedoch bin ich diese Woche über ein interessantes Interview auf Markus´Blog gestoßen, welches einige gute Tipps zur Bewerbung für Fernstudenten enthält.
Das Interview wurde mit Sabine Kanzler geführt, die als Coach arbeitet und ihren Kunden bei allen Fragen rund um das berufliche Leben (Jobsuche, berufliche Veränderung, Qualifikation, Quereinstieg, Vorstellungsgespräch etc.) berät. Zudem gibt sie in der XING- Gruppe „Bewerbung & Recruiting“ Antworten auf Fragen rund um die Themen Karriere, Bewerbungen, Umgang mit (Internet-) Stellenmärkten u.s.w.
Während des Interviews wurde u.a. auf folgende Fragen zu Bewerbungen bei Fernstudenten eingegangen:
- Wann ist der beste Zeitpunkt, um sich als Fernstudent zu bewerben?
- Welche Besonderheiten sollte ich während des Bewerbungsgesprächs herausstellen?
- Wie kann ich negativen Reaktionen zum Fernstudium begegnen?
Jedoch ergeben sich für Fernstudenten, die vor Bewerbungssituationen stehen, auch noch weitere Fragen, wie:
- Ist ein Abschluss per Fernstudium voll anerkannt?
- Und sollte ich das Fernstudium überhaupt in der Bewerbung erwähnen?
- Was tun, wenn der Arbeitgeber keine Ahnung vom Fernstudium hat?
- Inwiefern verbessern sich meine „Soft Skills“ durch das Fernstudium und wie präsentiere ich sie in einer Bewerbung?
- Wie verpacke ich mein Fernstudium am besten in einer Bewerbung?
Warum so viele Fragen?
Wenn man die Fragen so liest, könnte man denken, dass man es ohne Fernstudium deutlich leichter bei Bewerbungen hätte. Vielleicht wäre dem auch wirklich so. Ich habe mich früher sowieso gefragt, warum man sich als Fernstudent so viele Gedanken darüber machen muss, wie ein Fernstudium beim Arbeitgeber ankommt, da ich davon ausging, dass doch alle Personalschefs begeistert von so viel Weiterbildungsengagement sein müssten.
Die Realität sieht leider etwas anders aus. Nicht, dass ein Fernstudium grundsätzlich schlecht bei Arbeitgebern ankommt – ich kann hier ja auch nur aus meiner persönlichen Erfahrung berichten. Und die war weder negativ, noch sonderlich positiv. Mein damaliger Arbeitgeber stand dem Fernstudium eher neutral gegenüber, schließlich fiel es in meine Freizeit. Das große Thema „Zeitaufwand“ wurde zwar angerissen, aber auch hier war es ja schließlich meine Verantwortung, Arbeit und Fernstudium zeitlich unter einen Hut zu bekommen, ohne, dass die Arbeitsleistung darunter leidet.
Jedoch genau in diesem Punkt liegt auch eines der Probleme, denen Fernstudenten bei Bewerbungsgesprächen gegenüberstehen. Viele Personalentscheider befürchten, die Arbeitsleistung könnte unter dem hohen zeitlichen Aufwand des Fernstudiums leiden. Einige Arbeitgeber sind zudem mit der Lernmethode „Fernstudium“ nicht gut vertraut und können gar nicht richtig abschätzen, wie viel Zeit ein nebenberufliches Studium tatsächlich erfordert und ob der Abschluss äquivalent zu einem „normalen“ Studium ist. Unwissenheit und Ängste oder Befürchtungen führen oftmals zu negativen Reaktionen, auf die man als Fernstudent vorbereitet sein sollte.
Auf der anderen Seite kann das private Weiterbildungsengagement einen großen Pluspunkt in Bewerbungssituationen darstellen, den es richtig zu verpacken gilt. Ich möchte in diesem Artikel daher auf die o.g. Fragen zu Bewerbungssitationen bei Fernstudenten und einige Tipps von Sabine Kanzler eingehen.
Wann ist der beste Zeitpunkt, um sich als Fernstudent zu bewerben?
Die meisten Fernstudenten sind bereits berufstätig und absolvieren das Fernstudium nebenbei. Teilweise (wie eingangs erwähnt), um ihre Karriere gezielt anzukurbeln, teilweise, um sich privat, bzw. den persönlichen Interessen entsprechend akademisch weiterzubilden. Die Ziele des Fernstudiums können daher durchaus unterschiedlich sein.
Möchte man das Fernstudium zum beruflichen Aufstieg nutzen, rät Sabine Kanzler dazu, sich bereits vor Beginn des Fernstudiums Gedanken darüber zu machen, was die Fortbildung für die Karriere bringt.
„Denn sonst stellt man hinterher u.U. mit großen und staunenden Augen fest, dass die neue Qualifikation für den angestrebten Job keine Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt findet.“
Mit der Wahl des richtigen Studiengangs trifft man bereits die erste wichtige Entscheidung, um in späteren Bewerbungsgesprächen mit dem Fernstudium punkten zu können. Denn was nützt einem ein akademischer Abschluss in „Philosophie“, wenn man als Controller arbeiten möchte?
Als weiter wichtiger Aspekt wird die Art des Fernstudiums genannt:
- Macht man ein akademisches Neustudium?
- Spezialisiert man sich?
- Ist es eine ganz „normale“ Weiterbildung, die zwar die Kenntnisse verbessert, aber nicht grundsätzlich neu qualifiziert?
- Erwirbt man Kenntnisse, die man unbedingt haben muss in einem bestimmten Job?
Auch diese Punkte sollte man bereits bei der Wahl des richtigen Studiengangs, bzw. des Fernstudien-Anbieters berücksichtigen. So bieten diverse private Fernstudien-Anbieter spezialisierte Studiengänge an, einige sogar mit internationaler Ausrichtung und Auslandsaufenthalten. Mein Wiwi-Fernstudium ist weder sonderlich spezialisiert (kommt vielleicht erst später durch die Wahlpflichtmodule), noch großartig international ausgerichtet. Aber ich strebe schließlich auch keinen Managerposten im Nahen Osten an.
Hat man ein bestimmtes Karriereziel, sollte man die Wahl des Studiengangs gezielt dazu nutzen, um ggf. spezielle, für den angestrebten Beruf notwendige, Kenntnisse und Qualifikationen zu erwerben. Denn erst dann hat man überhaupt die Chance, dass das Fernstudium eine gewinnbringende Investition in die berufliche Karriere sein kann.
Der Zeitpunkt der Bewerbung hängt dann laut Sabine Kanzler nicht direkt mit dem Stand des Fernstudiums zudammen. Schließlich muss man erstmal ein passendes Stellenausschreiben finden, die zu den eigenen Vorstellungen passt. Viel besser ist es, den Stellenmarkt während des Fernstudiums im Auge zu behalten und sich erst dann zu bewerben, wenn man eine passende Stellenanzeige gefunden hat, die auch der Zielposition entspricht.
Ein weiter Tipp:
„Ich würde nicht so wechseln, dass beruflicher Neuanfang und stressige Prüfungszeiten gleichzeitig zu bewältigen sind. So etwas wird mit Sicherheit anstrengend. Aber man kann sich das ja nicht immer aussuchen? Dann muss man halt durch!“
So lange zu warten, bis man den Abschluss in der Tasche hat, ist insofern für die Bewerbung nicht zwingend notwendig. Jedoch stelle ich es mir – gerade beim Erststudium – schwierig vor, ohne festen Abschluss ein Top-Jobangebot an Land zu ziehen, da die meisten Bewerberprofile ein abgeschlossenes akademisches Studium erfordern. Dennoch kann und sollte man es versuchen. Wenn man eine bestimmte berufliche Position anstrebt, kann man sich zudem bereits vor der Wahl des Studiengangs potentielle Stellenanzeigen und die Anforderungen anschauen, um eine möglichst gute Wahl beim Studiengang zu wählen!
Ist ein Abschluss per Fernstudium voll anerkannt?
Diese Frage kommt immer wieder auf, schließlich entspricht ein Fernstudium nicht der gängigen Vorstellung eines akademischen Studiums an einer ganz normalen Uni. Gerade die Tatsache, dass es „nebenbei“ abläuft scheint die Qualität in den Köpfen einiger Personalentscheider zu mindern. Frei nach dem Motto: „Dann kann es ja nicht so schwer sein“….
Die gute Nachricht: Viele Personalchefs denken anders und sind besser informiert. Denn: Ein Abschluss an einer Fernhochschule ist rein formell dem Abschluss an einer Präsenzhochschule gleichgestellt. Beide Hochschulen müssen die selben Krititerien hinsichtlich staatlicher Zulassung, Akkreditierung u.s.w. erfüllen. Über diese Fakten sind auch die meisten Arbeitgeber und Personalchefs informiert.
Ansonsten wäre es auch nicht wirklich schlau, mehrere tausend Euro praktisch aus dem Fernster hinauszuwerfen, wenn man per Fernstudium nur einen Abschluss zweiter Klasse erzielen könnte. Zudem ist ein Fernstudium für Berufstätige oft die einzige Möglichkeit für eine akademische Weiterbildung.
Sollte ich das Fernstudium überhaupt in der Bewerbung erwähnen?
Viele Fernstudenten fragen sich, ob sie das Fernstudium bei Bewerbungsgesprächen überhaupt erwähnen sollten, da sie negative Reaktionen befürchten. Jedoch gibt es auf diese Frage kein Pauschalrezept, da man auch hier differenzieren muss. Folgende Fragen sollte man sich stellen:
- Wie ist der aktuelle Stand bei meinem Fernstudium?
- Passt die Studienrichtung zum gewünschten Bewerberprofil?
- Wie viel Zeit wende ich pro Woche für das Fernstudium auf?
- Wie viele Präsenzen oder Prüfungstermine habe ich pro Semester?
Ich würde mich immer in die Lage des Personalentscheiders, bzw. Arbeitgebers versetzen. Denn dieser möchte für die ausgeschriebene Stelle natürlich die bestmögliche Auswahl treffen. Alle Aspekte, die die Arbeitsleistung in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnten (nicht müssen!), sind grundsätzlich negativ zu bewerten. Alle Aspekte, die sich positiv auf die Arbeitsleistung auswirken, sind Pluspunkte.
Wenn man noch ganz zu Beginn seines Fernstudiums steht oder sich noch gar nicht 100%ig für ein Fernstudium, bzw. einen Studiengang entschieden hat, sollte man im Bewerbungsgespräch lieber nicht über diese noch „ungelegten Eier“ sprechen. Das selbe gilt auch, wenn die Studienrichtung überhaupt nicht der ausgeschriebenen Stelle entspricht, sondern sich eher an den persönlichen Interessen orientiert. Denn: Ein Arbeitgeber hat nichts von einem Fernstudium, welches entweder noch gar nicht spruchreif ist und/oder fachlich keine Ergänzung zu den geforderten Tätigkeiten bietet.
Wenn man es ganz auf die Spitze treiben will, erzählt man zusätzlich noch, dass man nebenbei ein Vollzeitstudium plant, neben der Woche ca. 40 Stunden lernen muss und unbedingt zu den Präsenzphasen und Prüfungsterminen Urlaub braucht. Damit sinken die Chancen auf eine Zusage quasi auf Null.
Anders verhält es sich, wenn das Fernstudium eine sinnvolle Ergänzung zum Tätigkeitsprofil bietet und man über die Zeit bereits eine gewisse Lernroutine entwickeln konnte. Sicherlich wird man sich u.U. auch kritischen Fragen nach dem Zeitaufwand etc. stellen müssen, aber für den Arbeitgeber ist es wichtig zu sehen, dass man Job und Fernstudium unter einen Hut bekommt und sich auch privat für den Beruf engagiert und weiterbildet.
Ein Vollzeitstudium wird bei einem Vollzeitjob in den meisten Fällen nicht sonderlich gut ankommen, da der Zeitaufwand mit ca. 80 Std./Woche immens hoch ist und im Normalfall nicht zu bewältigen ist. Hierbei steht man als verantwortungsvoller Arbeitnehmer selbst in der Verantwortung, eine gute Zwischenlösung zu finden, die die Arbeitsleistung langfristig nicht gefährdet.
Ob man ein Fernstudium nach dem Bewerbungsgespräch, bzw. einer Zusage erwähnt, ist wieder eine andere Sache. Auch hierbei sollte man die o.g. Fragen und den Nutzen für den Arbeitgeber im Hinterkopf behalten. Aber oftmals lässt sich das Studium – gerade bei vielen Präsenz-, und Prüfungsphasen – nicht lange verheimlichen, wenn man dort auf Urlaubstage angewiesen ist. Das ist ja dann auch nicht sonderlich schlimm und kann sogar für mehr Verständnis von Seiten des Arbeitgebers sorgen.
Aber eine kleine Faustformel bleibt zu beachten: „Je größer der Nutzen meines Fernstudium für den Arbeitgeber ist, umso früher und lauter darf ich gackern, ist der Nutzen klein, halte ich lieber möglichst lange die Guschen.“
Was tun, wenn der Arbeitgeber keine Ahnung vom Fernstudium hat?
Nun ja, da hilft nur: Aufklären! Nur so kann man verhindern, dass unnötig Ängste und Befürchtungen entstehen und der Arbeitgeber eine negative Meinung zum Fernstudium entwickelt. Auch hierbei sollten wieder der Nutzen für den Arbeitgeber im Vordergrund stehen und potentielle Negativaspekte möglichst schnell aus dem Weg geräumt werden.
Am besten berichtet man ganz frei vom Ablauf und den Vorteilen des Fernstudiums, der flexiblen Einteilung der Lernzeiten und den für den Beruf nützlichen fachlichen Kenntnissen, die man durch das Fernstudium erwirbt. Nur wenn man selbst voll und ganz hinter dem Fernstudium steht und Spaß am Lernen hat, wird man auch seinen potentiellen Arbeitgeber für diese Form der Weiterbildung begeistern können.
Wie verpacke ich mein Fernstudium am besten in einer Bewerbung?
Hat man sich dazu entschieden, das Fernstudium während des Bewerbungsgeprächs zu erwähnen, sollte man dieses auch möglichst gut präsentieren. Schließlich bedeutet ein Fernstudium auch immer eine Doppelbelastung, deren Handling man möglichst souverän rüberbringen sollte.
Mit einem nebenberuflichen Fernstudium, dessen Studienrichtung im besten Falle dem Stellenprofil entspricht, hat man bereits beweisen, dass man die Doppelbelastung Beruf und Fernstudium tragen kann. Je näher man vorm Abschluss steht, umso besser stehen die Karten, dass Arbeitgeber das Weiterbildungsengagement zu schätzen wissen. Schließlich hat man mit dem Fernstudium nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern nebenbei auch Praxiserfahrungen sammeln können.
Während des Bewerbungsgesprächs kann man z.B. als Grund für das Fernstudium den Wunsch nach beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung oder Spezialisierung nennen. Alle Faktoren, die dem Arbeitgeber signalisieren, dass man sich voll und ganz in seine Tätigkeiten reinhängt und alles dafür gibt, besser zu werden (und dem Unternehmen einen möglichst hohen Nutzen zu bringen), sind ideal, um das Fernstudium in ein möglichst gutes Licht zu rücken.
Zudem kann man auch gezielt ansprechen, dass man sich bzgl. der zeitlichen Anforderungen eines Fernstudiums Gedanken gemacht hat und z.B. in Teilzeit studiert oder lediglich ein Modul pro Semester absolviert. Der Arbeitgeber sollte das Gefühl bekommen, dass man alles im Griff hat und das Fernstudium keine Beeinträchtigung der Arbeitsleistung darstellt. Je weiter das Fernstudium bereits fortgeschritten ist, umso besser.
Inwiefern verbessern sich meine „Soft Skills“ durch das Fernstudium und wie präsentiere ich sie in einer Bewerbung?
Fernstudenten erwerben während ihres Studiums nicht nur fachliche Qualifikationen, sondern weisen auch wichtige Schlüsselqualifikationen nach. Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich berichten, dass sich bei mir vor allem in puncto Zeitmanagement viel getan hat. Während meines Erststudiums war ich es z.B. gewohnt, von außen feste Zeiten vorgegebenen zu bekommen und zu einer bestimmten Uhrzeit in einem bestimmten Hörsaal zu sitzen.
Beim Fernstudium fehlt die zeitliche und örtliche Gebundenheit, die zwar auf der einen Seite viel Flexibilität bietet, auf der anderen Seite jedoch sehr gewöhungsbedürftig ist. Man muss lernen sich selbst feste Termine zu setzen und diese auch einzuhalten – oft schwieriger, als man denkt! Fernstudenten haben durch ein nebenberufliches Fernstudium beweisen, dass sie eigenständig und diszipliniert arbeiten können, gut organisiert sind und die nötige Motivation aufbringen können.
Ein Fernstudium wirkt sich daher durchaus positiv auf die sog. „Soft Skills“ aus, die für viele Personalentscheider sogar wichtiger sind, als die reinen fachlichen Qualifiaktionen. Eine forsa Studie des ILS [PDF] zum Thema „Weiterbildung & Fernstudium aus Arbeitgeberperspektive“ zeigt, welche Eigenschaften Personalchefs Absolventen von Fernlehrgängen bzw. Fernstudiengängen zuschreiben:
So schätzen 97 Prozent der Arbeitgeber Absolventen einer fernstudiumsbasierten Weiterbildung als hoch motiviert ein. Zudem gelten Fernstudenten bei 96 Prozent der Arbeitgeber als zielstrebig und bei 94 Prozent als selbstständig. 91 Prozent der Personalchefs sind zudem der Meinung, dass Fernlehrgangs-Absolventen über ein gutes Zeitmanagement und Organisationsfähigkeit verfügen.
Weiter zu erwähnen bleiben Flexibilität (90 Prozent) und Offenheit für neue Ideen (82 Prozent). Darüber hinaus sind 71 Prozent der befragten Arbeitgeber der Meinung, dass Absolventen von Fernlehrgängen/Fernstudiengängen neue Impulse für das Unternehmen bringen.
All das sind Pluspunkte, die man in der Bewerbung ausspielen kann. Vor allem die hohe Eigenmotivation und Zielstrebigkeit sind Faktoren, die bei Personalchefs besonders gut ankommen. Aber auch positive Veränderungen, wie z.B. besseres Zeitmanagement oder eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, können und sollten bei einem Bewerbungsgespräch als Pluspunkte ausgespielt werden.
Welche Besonderheiten sollte ich während des Bewerbungsgesprächs herausstellen?
Neben dem Grund für das Fernstudium und den erworbenen Soft Skills, kann man auch noch weitere Besonderheiten während des Bewerbungsgesprächs herausstellen. Diese hängen laut Sabine Kanzler grundsätzlich von den Besonderheiten der Stelle ab, auf die man sich bewirbt.
„Die meisten Bewerber haben eine Idee, was sie dem ausschreibenden Unternehmen unbedingt von sich mitteilen wollen und achten nicht so darauf, was die Bewerbungsempfänger genau von ihnen wissen wollen. Also immer als allererstes die Anzeige genau lesen!“
Oder: Genau zuhören! Natürlich kann und sollte man sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber machen, welche positiven Aspekte man erwähnen möchte, jedoch sollte man immer flexibel auf die Fragen und Anforderungen reagieren können, die sich im Verlauf eines Bewerbungsgesprächs ergeben.
Ein Patentrezept, welche Aussagen am besten bei Personalern ankommen gibt es laut Sabine Kanzler nicht. Neben der Motivation für das Studium kann man „die Verbindung zwischen theoretischem Wissenserwerb und gleichzeitiger Verankerung im Arbeitsalltag“ nennen. Auch ein bisheriger beruflicher Aufstieg während des Fernstudiums kann als gutes Argument für die Belastbarkeit und die Systematik verwendet werden, mit der man Berufsalltag und Fernstudium gemeistert hat.
Jedoch sollten die Aussagen auch der Wahrheit entsprechen und die erlebten, positiven Erfahrungen wiederspiegeln.
„Wenn diese Person […] mit Ach und Krach durch die Prüfungen gekommen ist, dann wäre ich ein wenig zurückhaltender mit einer überschwängliches Selbstdarstellung.“
Wie kann ich auf negative Reaktionen zum Fernstudium begegnen?
Die Gefahr einer negativen Reaktion auf das Fernstudium kann man bereits dadurch reduzieren, dass man sich vor dem Bewerbungsgespräch genau überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, das Fernstudium zu erwähnen, bzw. ob ein Nutzen für den Arbeitgeber besteht.
Dennoch kann es sein, dass der Arbeitgeber dem Fernstudium skeptisch oder sogar negativ gegenübersteht. Vielleicht kennt er sich mit der Methode des Fernlernens nichts anfangen oder hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Arbeitnehmern gemacht, die nebenbei ein Fernstudium absolvierten. Vielleicht hält er Fernstudieren aber auch einfach für Humbug und wertet einen Abschluss per Fernstudium ab. Oder er traut einem die Doppelbelastung aus Arbeit und Studium aufgrund des hohen Zeit- und Lernaufwands nicht zu.
Gründe für negative Einstellungen zum Fernstudium gibt es also viele. Aber was macht man dann?
Nun, ist die Katze erstmal aus dem Sack, gilt es erstmal, Gefahrenbegrenzung zu machen. Bei negativen Reaktionen bringt nichts, vor dem skeptischen Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch die fein säuberlich vorbereitete Argumentationskette auszubreiten und ich jetzt unbedingt in den nächsten fünf Minuten zum Fernstudium-Liebhaber zu bekehren.
Zuallererst sollte man seine Meinung und Einstellung akzeptieren und sich fragen, woher diese rührt. Denn manchmal sind Zweifel und Befürchtungen von Seiten des Arbeitgebers auch berechtigt. Gerade akademische Studiengänge binden laut Sabine Kanzler Energien über einen sehr langen Zeitraum:
„Man muss sich also auf alle Fälle eine Arbeits- und Lebensstrategie zurecht legen, die so lange Zeit trägt und die man auch durchhalten kann. Das mit einem anspruchsvollen Job und vielleicht noch mit Familie unter einen Hut zu bekommen, erfordert eine Menge Disziplin und eine gute Zeiteinteilung. Wenn da noch neue Herausforderungen dazu kommen, dann kann es eng werden.“
Und wohl jeder von uns weiß, dass während eines mehrjährigen Fernstudiums so manches dazwischenkommt. Bei mir war es die Selbstständigkeit, die mich zeitlich noch mehr fordert, als mein damaliges Angestelltenverhältnis. Aber auch der angestrebte Jobwechsel, neue Aufgabengebiete oder Kollegen, gesundheitliche Probleme oder Veränderungen im familiären Umfeld können Zeit, Energie und Nerven kosten, unter denen die Arbeitsleistung leiden könnte.
Und gerade, wenn man ein Fernstudium mit dem Ziel des beruflichen Aufstiegs verbindet, wird man beim nächsten Karriereschritt auch mit mehr Verantwortung rechnen müssen, da die höhere Karrierestufe einem noch mehr Zeit und Energie abverlangt. Wenn das Fernstudium noch nicht abgeschlossen ist, sind Bedenken von seiten des Arbeitgebers nicht immer grundlos. Ein neuer, verantwortungsvollerer Job kann neben Präsenzphasen und Prüfungen schnell auspowern. Sicherlich hängt es auch stark von der Person selbst ab, wie gut sie Job und Studium unter einen Hut bekommt, aber für den Arbeitgeber kann diese Doppelbelastung abschreckend wirken. Und mal ehrlich: Man kann es ihm nicht verübeln.
Wenn man dann jedoch mitten im Bewerbungsgespräch sitzt und auf eine negative Reaktion oder Befürchtungen stößt, kann man kurz auf diese eingehen und im besten Fall entkräften, sollte das Thema jedoch nicht zum Kernpunkt des Gesprächs machen. Sollte man eine Zusage erhalten, gilt es, sich durch gute Arbeitsleistung zu beweisen, denn dadurch werden die anfänglichen Befürchtungen des Arbeitgebers von alleine aus dem Weg geräumt. Bei einer Absage kann man sich fragen, ob der Personalentscheider nicht vielleicht Recht hatte und man sich in der aktuellen Situation mit dieser Stelle nicht womöglich zu viel zugemutet hätte.
Frau Kanzler empfiehlt, sich selbst den Anforderungen bewusst zu sein und erst dann zu entscheiden, wann man in eine Bewerbungsphase geht.
„Mir wäre es gerade in der Endphase ziemlich sicher zu viel. Und im ersten Job mit neuem Verantwortungsrahmen in der Probezeit zu scheitern, macht nun wirklich keinen guten Eindruck!“
Dennoch schadet es nicht, auch schon während des Fernstudiums Stellenanzeigen zu sichten und über die nächsten beruflichen Schritte nachzudenken.
„Dann lassen sich – quasi nebenher – schon mal Anzeigen sichten, der Lebenslauf optimieren oder Gespräche im eigenen Unternehmen führen, was denn dort für Möglichkeiten der Weiterentwicklung bestünden. Und wenn einem dann der Wunschjob über den Weg läuft, er passen würde, dann muss man es versuchen. Das Durchhaltevermögen und die Belastbarkeit kann man ja auf alle Fälle beweisen.“
Fazit
Die beruflichen Ziele und Wünsche sollten bereits vor dem Fernstudium in Betracht gezogen werden. Dadurch kann man bereits bei der Wahl des passenden Fernstudiengangs für das Berufsziel essentielle Kenntnisse berücksichtigen und sich ggf. schon spezialisieren. Je näher das Fernstudium mit der späteren Wunschposition zusammenhängt, umso besser kann man diese Karte bei einem Bewerbungsgespräch ausspielen.
Je höher der Nutzen des Fernstudium für den Arbeitgeber, bzw. die spätere Position umso früher kann man das Fernstudium bei einem Bewerbungsgespräch ansprechen. Befindet man sich erst in der Entscheidungsphase oder gerade zu Beginn des Studiums und hat das Fernstudium thematisch nichts mit der angestrebten Position zu tun, sollte man es lieber nicht sofort zum Gesprächsthema Nr. 1 machen.
Je näher das Fernstudium hingegen mit der ausgeschriebenen Stelle zusammenhängt, je weiter es fortgeschritten ist und umso höher der erkennbare Nutzen für den Arbeitgeber ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit einer positiven Reaktion.
Den perfekten Zeitpunkt für Bewerbungen gibt es nicht. Ob vor, während oder nach dem Fernstudium – wichtig ist vor allem, dass man eine geeignete Stellenausschreibung findet, die den eigenen Vorstellungen entspricht. Und diese lässt sich nun mal nicht auf Termin bestellen. Gedanken über die eigene berufliche Zukunft sollte man sich zwar möglichst früh machen, wer aber Zeit hat, wartet, bis er den Abschluss in der Tasche hat. In der Zwischenzeit – und gerade zum Ende hin – kann man bereits nach passenden Jobangeboten Ausschau halten und ggf. seine Bewerbungsunterlagen aufbessern.
Und ohne Prüfungsstress und mit dem Abschluss in der Tasche geht man doch gleich viel lockerer in jede Bewerbungsrunde, oder ;)?
Hallo Alicia,
wir finden den Artikel wirklich gelungen.
Nach den ganzen Studien und Umfragen auch wieder schön ein paar Dinge aus „erster Hand“ zu erfahren. Gerade für Leute, die mitten in ihrem Fernstudium stehen, wurden wirklich „brennende Fragen“ ausführlich, aber ohne zu schönigen oder zu schwafeln , beantwortet.
Danke! 😉