Tipp 2 für mehr Selbstmotivation im Fernstudium: Setze dir Lernziele!

Nachdem im ersten Teil meiner Artikelreihe „10 Tipps für mehr Selbstmotivation im Fernstudium“ das Thema „Belohnungen“ und ihr positiver Effekt auf die Selbstmotivation erörtert wurden, beschäftigt sich der zweite Teil nun mit Lernzielen.

Doch was sind Lernziele? Warum sind sie für die Selbstmotivation so wichtig?  Und worauf sollte man bei der Formulierung von Lernzielen achten?

Was sind Lernziele?

Definitionsgemäß beschreiben Lernziele

„den angestrebten Lerngewinn […] bezogen auf einen bestimmten Inhalt.“

Ein Lernziel formuliert also den Zuwachs an Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, den der Lernende am Ende des Lernprozesses erworben haben soll. Hierbei kann man je nach Perspektive zwischen Lehrzielen (aus Sicht des Lehrenden) und Lernzielen (aus Sicht des Lernenden) unterscheiden.

In der Schule oder Uni werden die Lehrziele typischerweise von außen vorgegeben. Lehrer, Professoren, Dozenten etc. arbeiten nach Lehr- bzw. Studienplänen, sodass der Lehrinhalt feststeht. Der angestrebte Lerngewinn wird anschließen durch Klausuren, Tests, Referate, Seminare oder Hausarbeiten überprüft.

Auch bei einem Fernstudium gibt es von außen vorgegebene Lehrziele. So werden z.B. im Modulhandbuch zu jedem Kurs bestimmte Qualifikationsziele formuliert, die der Studierende nach Bearbeitung des Kurses erlangt haben soll. Durch die Einsendearbeiten und die Klausuren wird anschließend der Zuwachs an Kompetenz, die Studenten nach dem Semester erworben haben sollen, überprüft.

Dabei lassen sich Lehr-, oder Lernziele immer in eine Inhaltskomponente  und eine Verhaltenskomponente einteilen. Die Inhaltskomponente gibt Auskunft darüber, mit welchen konkreten Lehrinhalten der Student eine Kompetenz erwerben soll (An welchen Inhalten/Gegenständen wird gelernt, wird ein Lernzuwachs gewonnen?). Die Verhaltenskomponente bezieht sich auf die Qualität dieser Auseinandersetzung und definiert all jenen Handlungen, an denen „abgelesen“ werden soll, ob die Studierenden die gewünschte Kompetenz erlangt haben (Was kann ich beobachten?).

Im Fernstudium bildet das von der Fernuni zugesandte Lehrmaterial die Grundlage der inhaltlichen Komponente. Dort werden die Themen und Inhalte vorgegeben, die man während der Bearbeitungszeit erlernen muss. Die Verhaltenskomponente, also was der Student mit den Lehrinhalten tun können muss, wird durch die Einsendearbeiten und Prüfungen definiert.

Auch wenn sich ein Fernstudium von einem Präsenzstudium in seiner didaktischen Methode stark unterscheidet, so sind die Eigenschaften, die Lernziele erfüllen müssen bei beiden gleich. So weisen beide Studienformen den Studierenden auf die Inhalte hin, deren Verständnis für die Bewältigung bevorstehender Aufgaben (Selbstkontroll-/ Einsendearbeiten, Prüfungen) essentiell ist. Zudem werden dem Studenten auch beim Fernstudium Kriterien an die Hand gegeben, mit denen der eigene Lernfortschritt evaluiert werden kann. Dies sind beim Fernstudium vor allem die Übunsgaufgaben in den Studienheften, sowie die Einsendearbeiten.

Ziele Planen

Eine weitere Eigenschaft von Lernzielen ist, dass Sie bei der Planung der Lernaktivitäten und der Steigerung der Lerneffizienz helfen sollen. Dieser Punkt ist beim Fernlernen deutlich schwieriger umzusetzen, als z.B. in der Schule oder in einer Präsenzuni. Denn die Planung der Lernaktivitäten wird zum Großteil vom Fernstudenten selbst übernommen, da keine Präsenzveranstaltungen, bzw. Vorlesungen stattfinden. Durch die Prüfungen wird lediglich ein grobes Lernziel angegeben, welches durch die Einsendearbeiten zusätzlich leicht verfeinert wird. Aber die vielen feinen, differenzierten Lernziele während eines Semesters muss man sich im Fernstudium selbst setzen.

Auch die Steigerung der Lerneffizienz, die in der Schule oder einer Präsenzuni zusätzlich durch Lernstoffwiederholungen, Kommunikation mit dem Lehrer, Professor, den Kommilitonen oder durch Referate, Seminare, Hausarbeiten etc. unterstützt wird, fällt bei einem Fernstudium i.d.R. weg. Dort ist der Fernstudent selbst für den Transfer des Gelernten verantwortlich.

Und damit ist das Fernstudium prädestiniert für eine weitere wichtige Eigenschaft von Lernzielen: Die Unterstützung des selbstgesteuerten Lernens. Denn der Begriff „Lernziel“ täuscht oft darüber hinweg, dass es eigentlich Lehrziele sind, die Lehrer und Professoren in ihrer Planung formulieren. Deren Lehrziele werden aber nicht automatisch zu den Lernzielen der Schüler oder Studenten. Lernziele sind weitaus mehr, als das, was von außen vorgegeben wird. Denn Voraussetzung für effektives Lernen ist die Erstellung eines eigenen Konstrukts im Lernenden selbst.

Und genau hierbei liegt oft das Problem: Viele Studenten lernen nur das, was die Lernziele des Profs vorgeben. Die erfolgreich bestandene Prüfung steht im absoluten Fokus und lässt den explorativen Umgang mit den Lernmaterialien, bzw. das Beherrschen der Inhalte in den Hintergrund treten.

Für langfristig erfolgreiches Lernen ist es aber unerlässlich, dass Lernziele der Studierenden mit den Lehrzielen der jeweiligen Veranstaltung im Kern übereinstimmen. Die Angabe von Lehrzielen kann zwar helfen und als Orientierungshilfe für den Studenten fungieren, die Lernziele muss sich der Student jedoch selbst setzen und auch von diesen überzeugt sein, um motiviert lernen zu können.

Warum sind Lernziele für die Selbstmotivation wichtig?

Lernziele setzen

Wer kein Ziel hat und alles dem Zufall überlässt, kommt auch nirgendwo an. Ziele sind die Basis für jeden Erfolg im Leben, denn sie sind konkret und beinhalten viel mehr Selbstverpflichtung, als wenn man sich einfach so treiben lässt. Hat man ein bestimmtes Ziel, auf das man sich gezielt zubewegen kann, wird man erst imstande sein, etwas zu ändern und auf ein bestimmtes Verhalten hinzuarbeiten.

Ziele entwickeln sich meist aus Wünschen. „Ich möchte abnehmen“, „Ich möchte mich gesünder ernähren“, „Ich möchte mehr Sport treiben“ oder „Ich möchte mich weiterbilden“ – Gerade zum Jahresanfang stehen diese Wünsche ganz oben auf unserer Liste. Doch nur mit Wünschen kommt man nicht wirklich vorwärts. Wünsche sind zwar schön und gut, aber noch besser ist es, ein Ziel zu haben. Wünsche verpflichten nicht, Ziele schon.

Und diese Selbstverpflichtung ist die Basis dafür, dass sich wirklich etwas verändert. Beim Fernstudium sieht es nicht anders aus. Ohne Lernziele besteht kein Grund zur Eile. Was man heute nicht schafft, schafft man dann eben morgen. Aber:

 „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ (Laotse)

Ohne Lernziele muss man sich nicht wundern, wenn man nicht dort ankommt, wo man eigentlich hinwollte. Alleine mit dem Wunsch, eine Prüfung zu bestehen oder den Abschluss zu erreichen, wird man nie die nötige Selbstmotivation aufbringen können, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ziele sind daher unumgänglich.

Bei Zielen, die aus Wünschen entspringen, verbinden wir meistens positive Zukunftsvisionen. „Wenn ich erst 5kg abgenommen habe, passe ich auch wieder in meine Lieblingsjeans“ oder „Wenn ich mein Fernstudium abgeschlossen habe, bietet sich für mich diese Karrieremöglichkeit“. Ziele zu definieren, motiviert, da man die erwünschte positive Aussicht gerne erleben möchte. Lernen ohne Ziel motiviert nicht, da Lernen ohne Ziel nicht zwingend erforderlich ist. Hat man jedoch feste Prüfungstermine als Lernziel, ist Lernen zwingend notwendig, wenn man die Prüfungen bestehen möchte. Ebenso verhält es sich mich selbst erstellten Zeitplänen und dem einhalten von Lernzeiten.

Gerade der Zeitdruck ist es, der auf viele Studenten motivierend wirkt. Viele kennen es aus der Zeit kurz vor der Prüfungsphase. Während des Schuljahres, bzw. Semesters hat man das Lernen etwas schleifen lassen, aber kurz vor der Prüfung, wenn es nämlich um etwas geht, kann man sich dann doch noch zum Lernen aufraffen. Denn der Prüfungstermin steht. Genauso müsste man es auch beim Fernstudium handhaben. Denn beim Fernstudium ist man deutlich flexibler, was die Anforderungen an die Selbstmotivation erhöht. Der Prüfungstermin steht, aber ob und viel viele Prüfungen man schreibt, bleibt einem selbst überlassen. Man muss sich seine Lernziele selbst setzen, bzw. selbst entscheiden, wie viele Prüfungen man wann mitschreibt und auf diese Ziele hinarbeiten. Diesen „Effekt der Deadline“ kann man super nutzen, um sich während des Fernstudien-Semesters zu motivieren.

Die Lernziele müssen dabei aus einem selbst kommen. Denn zur Zielerreichung ist ein bestimmtes Verhalten, bzw. eine Verhaltensanpassung erforderlich. Es ist jedoch nur möglich sein Verhalten zu ändern, wenn der Wunsch und das Ziel den eigenen Bedürfnissen entspricht. Fremde Ziele und Wünsche können im Gegenzug sogar hemmend wirken, zumindest solange, bis sie nicht mit den eigenen, inneren Bedürfnissen übereinstimmen. Man muss also selbst dahinterstehen. Wenn man z.B. nur für den Partner abnehmen möchte, sich aber im Grunde mit seinem Gewicht wohl fühlt, ist das Ziel „Abnehmen“ ein Pseudoziel. Ebenso ist es beim Fernstudium: Wenn man nur studiert, um seinen Chef zu beeindrucken, in Wirklichkeit aber kein Interesse an einem berufsbegleitendem Studium hat, ist der Abschluss ebenfalls ein Pseudoziel. Daher ist der Motivationshintergrund ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Denn die Kraft, die unser Verhalten antreibt, ist unsere innere Überzeugung. Sie sorgt dafür, dass wir das, was wir wollen, auch wirklich in die Tat umsetzen. Selbst gesetzte Lernziele sind daher unumgänglich, um sich während des Semesters zum Lernen zu motivieren und auf sein Ziel hinzuarbeiten.

Mit Lernzielen persönlich wachsen

Das Setzen von Lernzielen ist ein wichtiger Bestandteil des Fernstudiums. Ein Fernstudium ist gerade aufgrund seiner speziellen didaktischen Form weitaus mehr, als das aneinandergereihte Bestehen von Prüfungen. Die Trendstudie Fernstudium 2011 hat gezeigt, dass bei 74,04% aller Fernstudenten die persönliche Weiterbildung als Grund für die Aufnahme des Fernstudiums ganz weit oben stand. Und so ist es auch. Während der Studienzeit lernt man nicht nur Fachliches, sondern vor allem auch viel über sich selbst. Zeit- und Selbstmanagement, sowie Eigenmotivation und Disziplin sind (für das Berufsleben) essentielle Softskills, die nicht zu vernachlässigen sind.

Selbst Lernziele zu formulieren mag zu Anfang auch eine Herausforderung sein, schließlich bekommt man sie nicht vorgekaut. Aber richtig formulierte Lernziele sind der Schlüssel für die nötige Selbstmotivation während der Studienzeit und können positive Effekte auf den privaten und beruflichen Bereich haben. Man wächst mit seinen Aufgaben.

Ziele erreichen

Lernziele sollten daher keine Hindernisse darstellen, die es zu überwinden gilt. Diese krampfhafte, fast schon mechanische Art der Zielsetzung hat den großen Nachteil, dass man sich jeden Tag vorstellt, wie es wäre, sein Ziel zu erreichen, ohne dabei nach links und rechts zuschauen. Dabei kann man den Weg bis zum Ziel gar nicht genießen. Und womöglich fällt man in ein tiefes Loch, sobald man sein Ziel erreicht hat und weiß dann nicht genau, wie es jetzt weitergehen soll.

So habe ich auch mein Erststudium erlebt. Ok, ich war zu der Zeit nicht selbstständig, aber das Studium verging wie im Flug und das Ziel war immer nur, möglichst alle Prüfungen im Semester zu bestehen. Ich habe nur für die Prüfungen gelernt, mir kaum Zeit genommen, wirklich tiefer in den Stoff einzusteigen und Dinge nachzulesen, die mich vielleicht abseits der Prüfungsthemen interessiert hätten. Dafür fehlte einfach die Zeit. Sieben Prüfungen pro Semester, dazu noch Gruppenarbeiten, Seminare, Hausarbeiten und Referate – Mein Terminplan war voll und das Ziel waren immer nur Prüfungen, Prüfungen, Prüfungen. Bzw. alles, wofür es Noten gab ;). Wirklich schön war das Studium nicht, vielmehr stressig.

Der Start meines Fernstudiums ist zwar noch nicht so lange her, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich mich mit meinem Fernstudium an der Fernuni viel wohler fühle. Auch wenn ich noch weniger Zeit habe und der Lehrstoff teilweise nervenaufreibend ist, so lerne ich mich täglich besser zu organisieren und weiß auch kleine Erfolge mehr zu schätzen.

Konfuzius´Spruch „Der Weg ist das Ziel“ klingt zwar etwas abgedroschen, aber Recht hat er. Statt sich mechanisch auf ein bestimmtes, großes Ziel, wie z.B. den Abschluss zu fokussieren, alle Prüfungen nur als Mittel zum Zweck anzusehen und nur so zu lernen, dass man die Prüfungen besteht, ist es viel besser, sich selbst Stationen auf dem Weg zum großen Ziel zu setzen. Die grobe Richtung steht fest, aber man kann den Weg zwischen den Stationen viel mehr genießen und fällt auch nicht in ein tiefes Loch, wenn eine Station geschafft ist. Denn man weiß ja, wie es weitergeht.

Wie formuliere ich meine Lernziele am besten?

Lernziele sind also wichtig. Doch bei der Formulierung von Zielen sind einige Dinge zu beachten.

Ziele, bzw. „Stationen“ müssen zuerst messbar sein.  Nur dann kann man überprüfen, ob man das Ziel auch erreicht hat. Damit das Lernvorhaben nicht viel zu groß und damit kaum bewältigbar wirkt (was wieder demotivierend wirkt), empfiehlt es sich, für längere Zeiträume, wie z.B. das Semester, einen konkreten Maßnahmenplan zu erstellen, der die konkreten Aufgaben, das Datum bis zur Erledigung der jeweiligen Aufgabe und ggf. auch bereits eine schriftlich ausformulierte Belohnung enthält. Durch dieses verbindliche und im besten Falle auch schriftliche Festhalten des Lernziels ist eine Zielüberprüfung einwandfrei möglich.

In kleinen Häppchen, bzw. Teilzielen wirkt der hohe Lernumfang viel übersichtlicher, was sich auch positiv auf die Motivation auswirkt. Zusätzlich zu den Maßnahmenplänen, die sich ja über einen längeren Zeitraum erstrecken, helfen tagesaktuelle Zeitpläne, sich einen Überblick über die heute anfallenden Lernaufgaben zu machen. Denn je kleiner die Häppchen, umso leichter fällt es auch, überhaupt mit dem Lernen anzufangen. Das Ziel ist praktisch in greifbarer Nähe und damit auch das Erleben des Ziels: Was mache ich, wenn das Ziel erreicht ist? Wie fühle ich mich dann? Sich das bereits erfüllte Lernziel, bzw. die Situation danach vor dem geistigen Auge vorzustellen, wird es erleichtern, mit dem Lernen anzufangen.

Am besten man erstellt gleich morgens einen konkreten Lernplan für den anstehenden Tag und fängt (falls vorhanden) mit den unangenehmsten Teil an, damit man diesen wenigstens schnell hinter sich hat. Der tägliche Zeitplan sollte ebenfalls die konkrete Aufgabe, veranschlage Zeit (+ Pufferzeit) und ggf. auch die Belohnung enthalten. Alle erfüllten Aufgaben kann man sich dann wieder Durchstreichen visualisieren und nicht erledigte Aufgaben auf den nächsten Tag übertragen.

Sowohl bei den längerfristigen Maßnahmeplänen, als auch bei den täglichen Zeitplänen sollte man sich vor der Aufteilung und Erledigung der Lernaufgaben überlegen: „Was ist besonders wichtig?„, bzw. „Was muss unbedingt getan werden?„. Das Wichtigste sollte man zum Anfang erledigen. Denn gerade bei eher unwichtigeren Zielen und Aufgaben neigt man dazu, diese aufgrund der mangelnden Priorität zu vernachlässigen. Wirklich wichtige Aufgaben hingegen, wird man motivierter ausführen. Daher sollte man diese auch möglichst frühzeitig erledigen und sich erst später auf zweitrangige, bzw. ergänzende Aufgaben machen.

Es mag vielleicht am Anfang etwas komisch sein, wenn man für sich selbst Termine setzt und sich Aufgaben notiert, die erledigt werden müssen. Aber der Unterschied zwischen geistig und schriftlich festgehaltenen Zielen ist nicht zu unterschätzen. Voraussetzung ist nur, dass man bei Festlegung der Ziele realistisch bleibt und bei der Überprüfung ehrlich mit sich selbst ist. Man wird sich nämlich nur für solche Lernziele motivieren können, die man im Rahmen seinen beruflichen und persönlichen Umstände überhaupt leisten kann.

Ziele müssen klar, aber auch realistisch terminiert werden. Neben einem Vollzeitjob, Familie und Hobbys noch drei Prüfungen im Semester zu schreiben wäre eine völlig unrealistische Terminierung. So ein Ziel wäre sicherlich demotivierend, weil es unrealistisch ist. Wenn man die Teilschritte korrekt und detailliert geplant hätte, hätte man schnell bemerkt, dass es hierzu viel mehr Zeit, als ein Semester braucht. Denn woher sollen die für drei Module notwendigen 40 Stunden Lernzeit pro Woche kommen?

Die individuelle berufliche, familiäre und gesundheitliche Situation spielt bei der Formulierung von Lernzielen also eine wesentliche Rolle. Daran erkennt man auch, dass Lernziele nicht in Stein gemeißelt sind, sondern kontinuierlich an die persönliche Situation angepasst werden müssen. Denn diese ändert sich im Verlauf eines mehrjährigen Fernstudiums auch. Ob neuer Job, Nachwuchs oder gesundheitliche Probleme – all das kann dazu führen, dass wir mehr oder weniger Zeit für das Studium aufbringen können. In dem Fall ist eine Anpassung des Lernplans, bzw. der Lernziele notwendig. Je kleiner die Teilziele sind, umso flexibler kann man auf solche Änderungen reagieren. Schließlich müssen es nicht gleich große Veränderungen im Leben sein. Auch ein Erkältung, ein unangekündigter Besuch der Schwiegereltern oder Überstunden im Job können den Tagesplan durcheinander bringen. Das ist normal und auch nicht wild, solange man wieder in den „Run“ kommt und seine Lernziele entsprechend neu ausrichtet.

Nur wenn man das Gefühl hat, dass es auch möglich ist, was man sich da als Lernziel vorgenommen hat und an das Ziel glaubt, wird man sich selbst zur Erfüllung des Ziels motivieren können.

Wie andere bei der Erfüllung der Lernziele helfen können

Zusätzlich zu den selbst erstellten Lernplänen hilft es auch, anderen davon zu erzählen, die Lernziele „öffentlich“ zu machen. Je mehr Menschen im näher Umfeld von diesen Zielen wissen, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man sich an die eigenen Ziele hält. Vielleicht fällt ja auch mal ein Kommentar, wie: „Wolltest du nicht jetzt lernen?“. Solche Bemerkungen sind zwar nervig, dienen aber letztendlich dazu, sich an die eigenen Lernpläne zu halten, wenn diese wieder im Alltagsstress unterzugehen scheinen… Man kann den positiven Effekt des öffentlich Machens gerne mitnehmen, sollte es allerdings vermeiden, andere für nicht erreichte Lernziele verantwortlich zu machen. Den Schuh muss man sich dann immer noch selbst anziehen.

Zur Selbstmotivation hilft es auch, wenn man sich sämtlicher Konsequenzen bewusst wird, die die Erreichung des Zieles für andere haben wird. Zwar absolviert man ein Fernstudium i.d.R. für sich selbst, aber auch die Familie oder die Firma können von der Erreichung des persönlichen Lernziels profitieren, z.B. durch ein höheres Selbstvertrauen, eine Beförderung, einen neuen Job oder ein höheres Gehalt. Die Selbstmotivation wird nämlich auch dadurch gesteigert, das man erkennt, wer sonst von diesem Ziel profitieren wird.

Fazit

Lernziele sind für langfristige Selbstmotivation während des Fernstudiums unumgänglich. Alles was man zu Beginn des Semesters erhält ist ein großer Berg Studienhefte und zwei Termine, nämlich für die Angabe der Einsendearbeiten und die Prüfungen. Die Lehrziele jedes Moduls stehen fest und werden durch EA und Prüfungen überprüft. Viel wichtiger und für die Selbstmotivation ausschlaggebend sind jedoch die persönlichen Lernziele, die jeder für sich selbst festlegen muss.

Auch wenn es zu Angang etwas nervig und ungewohnt sein mag, sich selbst Lernziele zu setzen und nach Lern- und Zeitplänen zu arbeiten, so wird man doch schnell merken, dass Lernziele eine positive Wirkung auf die Leistung haben.

Voraussetzung ist, dass sie messbar, klar formuliert und realistisch sind. Am besten hält man die Lernziele schriftlich fest und streicht erledigte Aufgaben weg. Maßnahmenpläne und tagesaktuelle Zeitpläne helfen, den hohen Lernumfang des Semesters zu unterteilen und den anfangs noch riesig wirkenden Berg an Lernmaterial in kleine Häppchen einzuteilen. Je feiner Lernziele unterteilt werden, umso besser wird man sich Tag für Tag zum Lernen motivieren können. Belohnungen bei Zielerreichung können die Motivation zusätzlich steigern.

Da sich die persönliche Situation verändern kann, sollten auch Lernziele kontinuierlich überprüft und ggf. angepasst werden. Denn zu hohe und unerreichbare Ziele haben genau die gegenteilige Wirkung auf die Selbstmotivation – da mögen die Lernpläne noch so toll ausformuliert sein. Auch ich habe meine Lernziele mit Beginn der Selbstständigkeit angepasst.

In meinem Fall wäre es z.B. unrealistisch, wenn ich auf Krampf versuchen würde, zwei Module pro Semester zu bestehen. Das wären nämlich 20 Stunden pro Woche, die ich als Lernzeit investieren müsste. Und das ist nun mal aktuell beim besten Willen nicht drin. So ein Lernziel hätte mich auf Dauer demotiviert, auch wenn ich es gerne erreicht hätte. Mit einem Modul pro Semester ist jetzt deutlich mehr Druck draußen und ich kann entspannter und mit Freude lernen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich etwas Kompliziertes verstanden habe und empfinde auch diese kleinen Lichtblicke als Erfolge.

Es war zwar nicht so leicht für mich, meine eigenen Erwartungen herunterzuschrauben, aber letztendlich ist es für meine momentane Situation, die zeitlich sehr eingeschränkt ist, deutlich besser. Hätte ich mir zu hohe Lernziele gesetzt, die mich zeitlich und psychisch überfordern, hätte weder ich, noch mein Fernstudium, die Arbeit oder mein Freund etwas davon. Denn ein Burnout kann ich mir im Moment nicht leisten.

Lernziele sollen keine Hürden sein, die es zu überwinden gilt, sondern „Auftankstantionen“ während des Semesters. Der Spaß am Lernen ist für mich nach wie vor wichtig, auch wenn es mal kompliziert wird. Schließlich freut man sich über das Erreichen eines Teilziels (auch wenn es nur klein ist), man tankt Kraft und das motiviert noch mehr ;).

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

4 Kommentare zu "Tipp 2 für mehr Selbstmotivation im Fernstudium: Setze dir Lernziele!"

  1. Mein Ziel ist es Täglich 3-4 Stunden zu lernen, dabei orientier ich mich immer an den Kapiteln in meinen (3)Modulen, meist stehet da immer wie lange man dafür braucht in Stunden z.B. 3 Stunden. Ich arbeite täglich immer ein Modul-kapitel pro Tag durch. Bei kleineren Kapiteln auch mal 2.

    Am Wochenende, geh ich den meist Stoff nochmals durch, mach Einsendeaufgaben fertig, lern da wo noch was unklar ist und koordiniere wie mein (Studien)plan nächste Woche aussieht. Damit komm ich immer ganz gut zurecht 🙂

  2. Hey lomomo,

    vielen Dank für deinen Beitrag und deinem Zeitplan. Der hört sich ja auch ganz schön straff, aber auch ziemlich gut strukturiert an.

    Das kontinuierliche Wiederholen des Stoffes ist wichtig, daher finde ich es super, dass du die Wochenenden dafür nutzt und dann auch schon deinen Zeitplan für die nächste Woche machst.

    Vielleicht werde ich es ja auch mal versuchen, mich eher nach den Kapiteln anstatt nach festen Lernzeiten zu richten. Dann kann man nämlich gleich ein Themengebiet abschließen und muss nicht immer wieder in den Stoff reinfinden.

    Danke für die Tipps!

    Viele Grüße,

    Alicia

  3. Hallo Alicia,

    sehr schöner Artikel. Ich studiere gerade bei der ILS Social Media Manager und schreibe auch einen Blog über mein Studium.

    Viele Grüße

    TomStone

  4. Hey TomStone,

    freut mich, dass dir der Artikel gefällt :)!

    Habe gerade mal deinen Blog besucht, Herzlichen Glückwunsch nachträglich zu deiner ersten Note ;)! Werde sicher öfters bei auf deinem Blog vorbeischauen.

    Wünsche dir noch viel Spaß beim deinem Fernstudium!

    Viele Grüße,

    Alicia

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