Wer sich dazu entschieden hat, ein Fernstudium zu machen, ist in der Regel nicht nur motiviert, sondern auch zielstrebig und ehrgeizig. Ob man nun nebenbei einen Vollzeitjob hat oder Jobben geht, Single ist oder in einer Beziehung lebt, Angehörige pflegt oder sich um die Kinder kümmert – Das „Studieren aus der Ferne“ ist ein Knochenjob und erfordert meiner Meinung nach weitaus mehr Disziplin als ein Präsenzstudium.
Die Entscheidung für ein Fernstudium ist schwer und muss unter Beachtung diverser Faktoren getroffen werden. Aber noch schwieriger als der erste Schritt, ist der lange und mühsame Weg, den ein Fernstudent auf sich nimmt. Ich bewundere daher jeden, der es schafft, kontinuierlich am Ball zu bleiben und sich schrittweise seinem Ziel zu nähern. Doch was ist eigentlich das Ziel eines Fernstudiums? Die meisten werden wohl sagen: Der Abschluss natürlich!
Aber so natürlich ist das gar nicht. Denn es gibt zahlreiche Fernstudenten, deren Hauptziel es nicht ist, so schnell wie möglich den Bachelor oder Master in der Tasche zu haben. Vielmehr suchen Sie im Fernstudium eine neue Herausforderung und Möglichkeit, sich zusätzlich weiterzubilden. Etwas Neues dazuzulernen und das Wissen ggf. im Berufsleben anwenden zu können kann auch ein Ziel sein. Einige haben das Fernstudieren auch als neues Hobby für sich entdeckt und lernen, wenn Sie Zeit und Lust dazu haben.
Ich möchte damit deutlich machen, dass ein Fernstudium viele Ziele haben kann – Weitaus mehr Ziele, als das möglichst schnelle Bestehen von Prüfungen und Erreichen des Abschlusses. Und ebenso, wie es eine Vielzahl individueller Zielsetzungen beim Fernstudieren gibt, ebenso viele Gründe gibt es auch, stolz auf sich zu sein.
Der siebte Teil der Artikelreihe „10 Tipps für mehr Selbstmotivation im Fernstudium“ befasst sich mit der motivierenden Wirkung von Eigenlob und zeigt, dass zu harte Selbstkritik genau die gegenteilige Wirkung haben kann.
Selbstkritik – Die Glücks-Blockade
Gerade wenn man auf sich alleine gestellt ist – wie es bei einem Fernstudium nun mal üblich ist – neigt man dazu, sehr streng mit sich selber zu sein. Besonders Fernstudenten, die sich bewusst für eine langwierige und oft nebenberufliche, akademische Weiterbildung entschieden haben, stellen sehr hohe Ansprüche an sich selbst.
Einige haben bereits erfolgreich ein Erststudium an einer Präsenzuni absolviert, sind erfolgreich im Beruf und studieren, weil sie wissen, was sie können. Ohne den Glauben an Erfolg hätte man sich wohl kaum für ein Fernstudium eingeschrieben. Und natürlich ist der Glaube an sich selbst wichtig. Aber wenn es mal nicht so klappt, wie man es sich vorgenommen hat, neigt man oftmals zu harscher Selbstkritik.
Dabei kann gerade bei einem nebenberuflichen Fernstudium vieles dazwischenkommen, was uns an der Erreichung unserer Ziele hindert. Selbst ein guter Zeitplan kann durch Stress im Job, unverständliche Lehrmaterialien, einen Krankheitsfall oder diverse andere unvorhergesehene Dinge aus der Bahn geraten. Auch die persönlichen, familiären oder beruflichen Lebensumstände und Ziele ändern sich im Laufe der Zeit und können Auswirkungen auf das Fernstudium haben.
Im ersten Semester ist es für die meisten Fernstudenten besonders schwierig. Hier bewahrheitet sich wieder das Sprichwort „Aller Anfang ist schwer„. Und so ist es auch bei einem Fernstudium. Oft werden der Umfang des Lernmaterials, der Schwierigkeitsgrad der Inhalte, sowie die zum Lernen erforderliche Zeit unterschätzt. Zudem muss man erst lernen, den Lernstoff auf die Zeit eines kompletten Semesters zu verteilen. Und zwar so, dass man noch ausreichend Zeit zur Prüfungsvorbereitung einplant.
Ich habe zu Beginn meines Fernstudiums nahezu alle der genannten Punkte unterschätzt. Vor allem der zeitliche Aufwand zur Wiederholung von Grundlagenwissen für Wirtschaftsmathe hat meinen Zeitplan damals ganz schön aus der Bahn geworfen. Aber das sind alles Dinge, die man erst lernen muss, richtig einzuschätzen.
Fehler, Probleme und Schwierigkeiten kann und wird es bei einem Fernstudium immer geben. Wichtig ist, wie man mit ihnen, bzw. den Folgen umgeht. Nicht bestandene Einsendearbeiten oder Prüfungen, zu wenig Zeit zum Lernen oder Vorbereiten auf die Klausuren oder einfach Verständnisschwierigkeiten bei bestimmten Inhalten sind einige negative Folgen, mit denen Fernstudenten umgehen (lernen) müssen.
Waren die Ziele unrealistisch oder zu hoch gesteckt, können die hohen Erwartungen an sich selbst nicht erfüllt werden. Die Motivation und Freude am Lernen scheitert in vielen Fällen an diesen (zu) hohen Erwartungen. Fehler und Probleme wiegen bei der eigenen Betrachtung immer viel stärker, als positive, lobenswerte Aspekte. So kann der innere Kritiker schon mal sehr niederschmetternd sein. Dabei ist man doch nicht gleich dumm oder faul, wenn man Probleme beim Lernen hat oder die Zeit hinten und vorne nicht ausreicht. Schließlich hat man als Fernstudent i.d.R. noch andere Verpflichtungen, die eine höhere Priorität haben, als das Fernstudium.
Man sollte daher immer analysieren, weshalb man unzufrieden mit sich ist. Liegt es an äußeren Umständen, an denen man selbst nichts ändern kann? Hat man selbst andere berufliche oder private Wege eingeschlagen, die aktuell eine höhere Priorität haben, als das Fernstudium? Oder liegt es an einem selbst? Vielleicht hat man theoretisch ausreichend Zeit für das Studium, aber es hapert am Zeitmanagement und man kann sich nur schwer zum Lernen aufraffen. Das ist ein Punkt, den man selbst beeinflussen kann. Bei anhaltender Demotivation und Unlust sollte man sich jedoch auch fragen, ob man das Fernstudium wirklich will oder welche Faktoren gerade so demotivierend wirken.
Manchmal wirkt auch der Vergleich mit anderen Fernstudenten demotivierend. Wenn man z.B. liest, dass jemand das Fernstudium parallel zum Vollzeitjob in Vollzeit und nur drei Jahren absolviert hat, kann das schon mal demotiviert sein. Dabei kommen schnell Fragen auf, wie: Was mache ich eigentlich verkehrt, dass es bei mir länger dauert? Warum haben andere weniger Schwierigkeiten als ich? Warum schaffen andere das Lernpensum und die Prüfungen so problemlos und ich nicht?
Aber motiviert das? Nein, im Gegenteil. Selbstzweifel und zu scharfe Selbstkritik führt letztendlich dazu, dass man sich selbst nur noch negativ wahrnimmt. Das liegt daran, dass man für die eigene Kritik nicht die Realität, sondern seine persönlichen Ideale zur Bewertung heranzieht. Wenn das persönliche Ideal ein Vollzeitstudium neben einem Vollzeitjob absolviert, man selbst es aber nicht schafft, ist es kein Wunder, wenn man unzufrieden mit sich ist.
Man selbst sollte sein persönliches Ideal sein. Schließlich steckt jeder von uns in einer anderen, individuellen Lebenssituation. Bei einem Präsenzstudium sind die Lebenssituationen vieler Studenten noch ähnlich, auch wenn es auch hier manchmal große Unterschiede gibt. Die einen gehen nebenbei jobben, die anderen werden von ihren Eltern unterstützt. Wiederum einige sind Single, während andere Fernstudenten bereits ein Kind haben. Einige wohnen noch zu Hause, andere führen einen eigenen Haushalt. Selbst bei einem Präsenzstudium, welches bei „normalen“ Studenten den Vollzeitjob darstellt, können die Unterschiede in der Lebenssituation Auswirkungen auf die Studienleistung haben.
Wie ist es dann erst bei einem Fernstudium? Hier sind die Unterschiede noch viel größer, was wieder zeigt, dass der direkte Vergleich zwischen Fernstudenten wenig aussagekräftig ist. Zu unterschiedlich sind die im Alltag gesetzten Prioritäten, die zur Verfügung stehende Zeit und die persönlichen, sowie beruflichen Lebensziele.
Sich wegen scheinbar schlechterer Leistungen oder weniger Zeit zur Realisierung seiner Lernziele als Versager, Dummkopf, Nullnummer oder Niete zu fühlen, ist daher kompletter Schwachsinn. Was will ich in meinem Leben erreichen? Was ist mir persönlich wichtig? Und wo setzte ich jetzt meine Prioritäten? Das sind Fragen, die es immer wieder aufs Neue abzuklären gilt. Denn daraus ergeben sich anschließend die Möglichkeiten, die den zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen für das Fernstudium bieten.
Nicht die exemplarischen Studienpläne auf der Fernuni-Homepage, nicht die Zeitpläne anderer Fernstudenten oder das Lernpunsum von Kommilitonen, sondern die persönliche Realität, der eigene Alltag, die damit verbundenen Verpflichtungen und Aufgaben, sowie eigene Interessen, Wünsche und Ziele sollten den Studienplan bilden. Und dieser ist so individuell, wie das eigene Leben.
Wenn man auf der Basis seiner persönlichen Lebenssituation weniger Zeit für das Fernstudium aufbringen kann, weniger Prüfungen mitschreibt und insgesamt länger studiert, ist das kein Grund für Selbstkritik, solange man hinter seiner Entscheidung steht. Ebenso ist es kein Fehler, sich intensiv auf das Studium zu konzentrieren, dieses möglichst schnell abzuschließen und dafür im Job eine Pause einzulegen oder die beruflichen Ziele einen Gang runterzuschrauben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Für mich war es immer wichtig, meine Prioritäten so zu setzten, dass ich insgesamt glücklich und zufrieden und für mich wichtige Faktoren nicht vernachlässige. Gleichzeitig möchte ich nie den Spaß am Lernen verlieren, denn davon hängt letztendlich die Motivation zum Fernstudium ab.
Und auch wenn etwas mal nicht so klappt, wie man es sich vielleicht zu Beginn des Fernstudiums wünschte, so ist Selbstkritik die beste Strategie, sich so richtig mies zu fühlen. Als ich mein Fernstudium im Oktober 2010 in Teilzeit begonnen habe, wollte ich auch möglichst schnell fertig werden. Damals waren die Ziele für das Studium aber noch andere, als heute. Ich war voll berufstätig und wollte das Fernstudium in erster Linie als Zusatzqualifikation für meinen beruflichen Werdegang absolvieren. Im April diesen Jahres habe ich mich selbstständig gemacht und tue jetzt das, was ich gerne machen wollte und was mir Spaß macht. Die ursprünglichen Ziele für das Fernstudium sind mit Beginn der Selbstständigkeit weggefallen. Dennoch halte ich an dem Studium fest, da es mir Spaß macht, mich weiterzubilden und immer wieder Neues zu lernen. Aber diese Änderung in meiner beruflichen Laufbahn hat natürlich auch Auswirkungen auf meine zeitlichen Kapazitäten. Würde ich jetzt noch krampfhaft an meinen damaligen Zielen festhalten, wäre ich über kurz oder lang unglücklich, da diese in meiner momentanen Situation nicht realisierbar wären. Mich selbst fertig zu machen, weil ich nicht so viel Lernen kann, wie ich es mal geplant hatte, wäre da die perfekte Powerstrategie für dauerhaftes und tiefes Unglücklichsein.
Und auch wenn es keine gravierenden Veränderungen im beruflichen oder privaten Leben gab – Sich wegen unerreichter Ziele Vorwürfe zu machen und sich selbst durch den Dreck zu ziehen, ist noch weniger zielführend. Jeder hat mal Probleme beim Lernen oder Schwierigkeiten mit der Zeitplanung. Das ist bei einem Fernstudium normal. Hier sollte man ruhig Rücksicht auf sich selbst nehmen und die Fehler, die man macht, akzeptieren und verzeichen. Natürlich sind negative Ereignisse nicht erfreulich, aber wenn man mit sich selbst nicht so hart ins Gericht geht, führen sie schlimmstenfalls zu einem Bedauern, statt zu einem Versauern.
Eigenlob stinkt nicht!
Dem ein oder anderen ist es vielleicht schon mal passiert, dass man von anderen gelobt wurde, obwohl man selbst seine Leistung viel negativer wahrgenommen hat. Das zeigt, dass wir vieles, was uns gelingt, für selbstverständlich halten und keinen Grund für Lobesbekundungen sehen.
Und in der Tat haben viele Menschen Probleme damit, sich selbst zu loben. Oft ist man viel besser darin, die eigenen Schwächen und Fehler zu beachten. Einige sind davon überzeugt, dass sie sich nur durch harte Selbstkritik richtig anstrengen und weiterentwickeln. Aber auch zu hohe Erwartungen führen dazu, dass man sich das Lob solange aufspart, bis man alles perfekt hinbekommen hat. Wenn die eigenen Zielvorstellungen dann nicht erfüllt werden können, ist ein weiterer Grund gefunden, sich selbst zu kritisieren.
Dabei weiß bestimmt jeder, wie gut es sich anfühlt, von anderen gelobt zu werden. Lob von anderen wirkt viel motivierender, als Kritik von anderen. Das gleiche gilt für Selbstkritik und Eigenlob. Wenn wir doch wissen, wie gut wir uns nach einem dicken Lob fühlen, warum loben wir uns dann nicht öfters selber? Vielleicht weil Eigenlob ja bekanntlich stinkt? Eigenlob wird fälschlicherweise oft mit Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit gleichgesetzt. Doch wenn man schon befürchtet, von Eigenlob eingebildet zu werden, dann muss man auch Angst davor haben, sich infolge von Selbstkritik minderwertig zu fühlen…
Selbstkritik ist in einem gesunden Rahmen ok, um sein Lernverhalten zu verbessern und auf Missstände aufmerksam zu werden, sollte aber kein Dauerzustand sein. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht herzustellen und sich selbst fair zu behandeln. Das bedeutet auf der einen Seite, das eigene Verhalten (nicht sich selbst!) bei Fehlern angemessen zu kritisieren und auf der anderen Seite, Erfolge gebührend zu würdigen und stolz auf sich zu sein.
Eigenlob ist wichtig, um die guten Seiten des Studiums nicht aus dem Auge zu verlieren, an sich zu glauben und sich dadurch fortlaufend zu motivieren. Anstatt auf andere zu schauen und sich wegen auftretender Probleme selbst schlecht zu machen, ist es viel motivierender, sich auf die eigenen Fähigkeiten, seine Entwicklungen, Fortschritte und bereits erzielte Erfolge zu konzentrieren und sich auch mal selbst zu feiern.
Das macht uns auch unabhängiger vom Lob anderer. Man studiert beim Fernstudium nun mal meistens alleine und hat keine Kommilitonen oder Lehrkräfte um sich, die mal ein lobendes Wort äußern. Auch Partner, Freunde und Eltern sind kaum und wenn, dann nur in geringem Umfang, in die studentischen Leistungen involviert. Wenn man über die Fähigkeit verfügt, sich selbst zu loben, wird man nicht mehr begierig darauf zu warten, bis irgendjemandem auffällt, was man eigentlich leistet. Man hat es quasi selbst in der Hand, ob man sich mit sich selbst wohl fühlt oder sich ablehnt.
Eigenlob stinkt nicht, Eigenlob hilft! Man findet jeden Tag etwas Lobenswertes, wenn man aktiv danach sucht. Sich für erfolgreiche Leistungen angemessen zu loben, sollte zu einer regelmäßigen Gewohnheit werden, die auch unabhängig vom Fernstudium gilt. Erfolgreiche Kundentermine im Job, erledigte Aufgaben im Haushalt oder mehr Zeit mit den Kindern sind alles Dinge, für dich man sich gerne mal auf die Schultern klopfen kann. Eigenlob ist eine Quelle guter Gefühle, die sich auch positiv auf das Fernstudium auswirken.
Jeder Fernstudent kann stolz darauf sein, wenn er seine Lernziele im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten erreicht hat. Dann hat er nämlich sein Bestes gegeben. Und das ist – egal, wie schnell man das Studium absolviert – das Allerwichtigste. Und darauf darf man auch ruhig stolz sein ;)!
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