Wie du als Netzwerklerner dein Gehirn besser nutzt

Schubladenlerner

Während der eigenen Schullaufbahn und vielleicht auch im Studium, entwickelt jeder mit der Zeit seine eigene Lernstrategie.

Im „Idealfall“ wurde dabei sogar durch ständige Verbesserung herausgefunden, wie man am besten und schnellsten lernen kann. Häufig wird jedoch lediglich Wert darauf gelegt, die eigene Performance zu verbessern.

Doch wo sind unterwegs der Spaß und das Interesse am Lernen geblieben?

Wie du den Spaß am Lernen wiedererlangen kannst und das sogar auch für deine berufliche Entwicklung nutzen kannst, sag ich dir gleich. Zuerst solltest du dazu wissen, dass es generell zwei Lerntypen gibt, nämlich den Netzwerklerner und den Schubladenlerner.

Es gibt allerdings keine reinen Netzwerklerner oder Schubladenlerner. In der Regel ist es eher so, dass der eine mehr Schubladenlerner und der andere mehr Netzwerklerner ist, aber kaum einer ist nur eines von beiden.

Was sind genau Schubladenlerner und Netzwerklerner?

Schubladenlerner

Der Schubladenlerner bleibt ganz bei dem Fach für das er gerade lernt und speichert die Informationen für sich so ab. Dass Wissen ist dann quasi im Gehirn wie in einer separaten Schublade, welche nur für das aktuelle Lernfach reserviert ist, abgelegt.

Schubladenlerner haben eher einen Tunnelblick als Weitsicht, sie konzentrieren sich einzig und allein auf das aktuell zu lernende Fach und suchen keine bewussten Verknüpfungen zu bisherigen Wissen, welches sich sonst so im Gehirn tummelt.

Der Netzwerklerner ist ein Lerner mit bewusster Weitsicht, er fragt sich ständig wie er das, was er gerade lernt, mit seinem bisherigen Wissen von anderen Fächern verknüpfen kann.

Und dabei handelt es sich nicht nur um das Wissen vom Studium oder Fernstudium sondern er versucht bewusst seinen Lernstoff mit allem in Verbindung zu bringen was er bereits in seinem Gehirn abgespeichert hat. Wissen aus dem Fernstudium wir verknüpft mit artverwandten Wissen aus dem Beruf oder vielleicht mit etwas was man durch die Medien aufgenommen hat.

Vielleicht erkennst du schon das Potential eines Netzwerklerners. Was denkst du wer die besseren Ideen hat, wer erfolgreicher Erfindungen macht und die besseren und kreativeren Geschäftsideen findet? Wer hat wohl mehr Spaß am Lernen und findet immer eine Möglichkeit seinen Lernstoff in einen kreativen Kontext zu sehen? Ein Netzwerklerner oder ein Schubladenlerner?

Welche Vorteile haben Netzwerklerner?

Netzwerklerner haben ein sehr kreatives und vielseitiges Wissen, was sich durch weiteres lernen permanent erweitert. Wenn sie in einem Bereich nicht weiterkommen, z.B. bei einer Aufgabe in einer Prüfung, so haben sie mehr Möglichkeiten durch das Wissensnetzwerk doch noch auf eine Lösung zu kommen.

Sie können generell auf ein breiteres Spektrum an Wissen zugreifen. Netzwerklerner sind generell kreativ und können unterschiedliche Themen besser miteinander verknüpfen. Dieses wirkt sich nicht nur positiv auf das Lernen aus, sondern ist auch hilfreich in allen anderen Lebenslagen.

Ein Netzwerklerner betrachtet seinen Lernstoff nicht nur aus einer Perspektive, er versucht vielmehr das aktuelle Fach aus mehreren Richtungen zu betrachten. Dazu gehört z.B. auch den Lernstoff in einem anderen Kontext, also in einem anderem Einsatzbereich zu sehen.

Ein einfaches und wahres Beispiel dazu: Ein Ingenieur eines französischen Telefonanbieters (France Telecom) hat sich als Hobby für das Verhalten von Ameisen interessiert und ein bestimmtes Kommunikationsverhalten der Ameisen herausgefunden. Als Netzwerklerner hat er sich gefragt „Wie kann ich das Kommunikationsverhalten der Ameisen vielleicht nutzen und in die technische Telekommunikation integrieren?„.

Er fand einige Möglichkeiten sein Wissen über Ameisen zu nutzen, um die Technik von z.B. Wireless-LAN Routern zu verbessern. Das witzige an der Geschichte ist, dass sein damaliger Arbeitgeber diese „Spinnerei“ nicht unterstütze.

So ging der Ingenieur mit seiner Ameisenidee zur Konkurrenz und entwickelte dort die innovativen Techniken, die auf das erforschte Kommunikationsverhalten der Ameisen basierten. Sein alter Arbeitgeber durfte dann über Zeitungsmeldungen, wie z.B. in der „Business Week“, über diese Neuentwicklungen des ehemaligen Mitarbeiters erfahren und wird sich wohl geärgert haben.

Dies ist kein gewöhnliches Beispiel aus dem Bereich „Für Klausuren lernen“, aber genau darum geht es ja auch. Wenn man auf die gesamte Fülle des Wissens zugreiften kann, können wir ein wesentlich höheres Potential unseres Gehirns ausschöpfen.
Wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast beschränkt sich das wirklich nicht nur aufs lernen, sondern es ist vielmehr eine generelle bessere Nutzung unseres Gehirns. Jetzt fragst du dich sicherlich, wie du dich in die Richtung eines Netzwerklerner entwickeln kannst und selbst dein Gehirn besser nutzen kannst.

Wenn du dich in Richtung eines Netzwerklerner entwickelst, wird es nicht nur für dein Lernen, dein Studium oder Fernstudium von Vorteil sein, sondern auch für deine berufliche Arbeit. Generell wirst du immer nach Verknüpfungen suchen und dadurch kreativer und sogar schlagfertiger.

Die Entwicklung zum Netzwerklerner

Netzwerklerner

Wichtig ist es, den Lernstoff erstmal nicht so im Detail zu betrachten, sondern eher oberflächlich. Vielleicht ganz einfach, so wie du es einem 5 Jährigen erklären würdest.

Bei technischen Systemen hilft es auch, sich eine Blackbox aufzumalen und einfach nur dran zu schreiben was der Input und was der Output ist und was in der Blackbox passiert. Wenn du diese Schritte gemacht hast, merkst du selber schon, wie genau du deinen Lernstoff verstanden hast und ob es vielleicht schon an der oberflächlichen Beschreibung scheitert.

Als nächstes fragst du dich „Wo wird solch ein ähnliches Verfahren noch angewandt?„. Ich geh dann einfach verschiedene Bereiche durch wie z.B. Medizin, Technik, Kraftwerke, BWL oder vielleicht etwas aus dem normalen Alltag.

Wenn man so vorgeht, dann kommt man z.B. beim Lernen der Grundlagen für Buchhaltung darauf, dass Buchhaltung Ähnlichkeit mit der Energiebilanz einer Diät hat, auf der man sich die Sporteinheiten als Haben und die Mahlzeiten als Soll definiert.

Unterm Strich erhält man bei der Buchhaltung eine Summe, die das aktuelle Vermögen bzw. die Schulden darstellt. Bei der Energiebilanz einer Diät sieht man am Tagesende unterm Strich den Kalorienbetrag den man zu- oder abgenommen hat.

Eine weitere Möglichkeit ist es, bevor man sich intensiv mit dem neuen Lernstoff auseinandersetzt, sich erstmal 15 Minuten zu überlegen „Wie könnte das denn funktionieren?„. Einfach mal aus dem blauen Dunst spinnen und Annahmen treffen. Wie funktioniert z.B. Investitions- und Finanzplanung? Was weiß ich bereits darüber, vielleicht aus eigenen Erfahrungen vom Baukredit? Wie könnte das entsprechend in einem Industrieunternehmen funktionieren?

Einfach mal ein bisschen rumspinnen und das Netzwerk im Gehirn aktivieren. Es kann nichts Falsches dabei rauskommen. Es wird dich höchstens noch neugieriger darauf machen, wie es wirklich funktioniert und was in deinem Skript dazu steht. Wichtig ist, diese Zeit nicht als vergeudete Lernzeit zu sehen, langfristig wirst du einen sehr großen Nutzen dadurch haben.

Wenn du vor dem Lernen erstmal selber Gedanken machst und Annahmen triffst, wie z.B. „Investitions- und Finanzplanung in einem Industrieunternehmen“ funktioniert, wirst du dadurch folgende Vorteile haben:

  • Du bekommst bereits einen Überblick darüber was du über das Thema weißt
  • Du reaktivierst bereits vorhandenes Wissen zu dem Thema
  • Es ergeben sich automatisch Fragen, die du nachher anhand deines Skripts beantworten kannst
  • Du aktivierst dein Netzwerk im Gehirn und lässt automatisch nach anderen Bereichen suchen, in denen der Lernstoff analog vorkommen könnte
  • Interesse und Motivation an deinem Lernstoff steigen, da du schon eine bestimmte Vorstellung in deinem Kopf hast und nun auch wissen möchtest, wie es wirklich funktioniert

Probiere es doch einfach mal aus und versuche die o.g. Tipps anzuwenden. Je verrückter die Ideen sind und die Bereiche, die du miteinander verknüpfst, desto größer der Spaß und desto besser bleibt der Lernstoff sitzen.

Und nochmal zur Motivation: Wenn du dich in Richtung eines Netzwerklerners entwickelst, dann wird es nicht nur für dein Lernen, dein Studium oder Fernstudium von Vorteil sein, sondern auch für deine berufliche Arbeit. Generell wirst du automatisch immer nach Verknüpfungen suchen und dadurch kreativer und jegliche Art von Lernen wird unterhaltsamer.

Über den Autor:

Michael Nienhaus arbeitet als Ingenieur und macht nebenberuflich ein Fernstudium im Bereich Energiemanagement. Auf seiner Website ‘Learn At First Sight’ schreibt er über kreatives Lernen, Selbstmanagement und persönliches Energiemanagement für Fernstudenten.

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

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