Lernen wann, wo und wie man will. Das klingt erstmal nach viel Freiheit und Flexibilität.
Doch für die meisten Fernstudenten ist das Lernen in „Eigenregie“ eine große Herausforderung. Vor allem erwachsenen Studienanfängern fällt das selbstständige Lernen schwer, da ihre Schulzeit oft schon viele Jahre zurück liegt. Deshalb findet ihr hier ein paar hilfreiche Tipps und Tricks zu Lerntechniken, Zeitmanagement und Selbstorganisation im Fernstudium.
1. Voll verplant!
Sich kopfüber ins Lernen zu stürzen, ist keine gute Idee. Wer sein Fernstudium erfolgreich meistern will, sollte gut organisiert sein. Es ist also sinnvoll, sich zu Beginn einen Lernplan zu erstellen: Welche Themen muss ich bearbeiten? Steht genug Lernmaterial zur Verfügung? Und wie viel Zeit benötige ich für die einzelnen Lerneinheiten?
„Ein Genie beherrscht das Chaos“ zählt hier nicht. Denn nur wer einen Überblick hat und seine Zeit gut einteilt, kann strukturiert arbeiten. Am besten lässt sich mit Excel eine Tabelle erstellen; dort kann man die Fächer mit verschiedenen Farben markieren und viele Wochen im Voraus planen.
Ratsam ist es, ein „schönes“ Fach nach einem „unangenehmen“ Fach zu bearbeiten. So ist das Lernen abwechslungsreich und es bleibt nicht am Ende ein ungeliebtes Fach über. Außerdem sollte man realistisch planen. Wer neben dem Fernstudium Vollzeit arbeiten geht, wird abends nicht noch fünf Stunden Zeit und Nerven zum Lernen aufbringen können. Also besser nicht die eigene Lerngeschwindigkeit überschätzen, sondern sich kleine Ziele setzen und freuen, wenn man diese erreicht hat.
Am letzten Tag vor der Prüfung sollte man einen zeitlichen Puffer einplanen, um das Gelernte zu wiederholen. Hier sollte inhaltlich nichts mehr fehlen, sondern nur noch aufgefrischt werden.
Für das Lernen von zu Hause gilt generell: Termine müssen eingehalten werden. Auch jene, die ich mir selbst gesetzt habe! Also nicht einfach den „Lernsamstag“ anderweitig verplanen, nur weil die Freundin auf eine Shoppingtour Lust hat. Im Fernstudium muss man Disziplin und Organisationstalent beweisen – wie lässt sich das besser realisieren als mit einem Lernplan?
2. Die perfekte Lernumgebung
Wer konzentriert lernen will, braucht einen ordentlichen Arbeitsplatz. Es ist daher sinnvoll, sich vorab intensiv mit der Wahl des passenden Lernortes zu beschäftigen: Wo fühle ich mich wohl? Wo bin ich ungestört und werde nicht abgelenkt?
Die einen bevorzugen das Schlafzimmer, andere richten sich ein eigenes Arbeitszimmer ein und wieder andere setzen sich gerne auf den Balkon oder in die Stadtbibliothek. So unterschiedlich wie jeder lernt, ist auch die Wahl des Lernortes ganz individuell. Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass man in einer ruhigen Atmosphäre lernt, in der man sich wohlfühlt und die weder Ablenkung noch Demotivation zulässt. Störfaktoren wie Lärm, Handy oder nervende Mitbewohner sollten – nach Möglichkeit – aus dem Weg geschafft werden.
Der Arbeitsplatz sollte hell und aufgeräumt sein, damit die Augen beim Lernen nicht abschweifen. Wer zu viel Krimskrams auf dem Schreibtisch stehen hat, wird schnell merken, dass die Aufmerksamkeit flöten geht. Eine Kaffeetasse, ein Bilderrahmen, ja sogar eine Topfpflanze können plötzlich spannender sein als Analysis und Rechnungswesen. Also Platz im Kopf UND auf dem Schreibtisch schaffen! 😉
3. Lernen, aber wie?
Bevor es mit dem eigentlichen Lernen losgeht, sollte man sich fragen: Welcher Lern-Typ bin ich? Erst wer diese Frage für sich beantworten kann, sollte mit dem Lernprozess starten.
Manche können sich beim stummen Lesen, andere beim lauten Aufsagen besser Dinge einprägen. Einige Studenten lernen gerne mit Hilfsvideos von YouTube oder gemeinsam mit Kommilitonen; andere brauchen die Zeit für sich allein und verriegeln sich lieber in ihrem Zimmer. Jeder Student entwickelt irgendwann eigene Strategien.
Man kann jedoch auch bei anderen „abgucken“. Mittlerweile gibt es unzählige Lernmethoden. Die besten habe ich hier für euch zusammen gefasst:
- Mind-Mapping: Was oft chaotisch aussieht, ist in Wirklichkeit eine beliebte Technik, um die eigenen Gedanken zu sortieren. Beim Mind-Mapping setzt man das Thema in die Mitte und notiert dann rundherum weiterführende Ideen, Anregungen und Fragen.
- Karteikarten: Die altbewährte Methode, um Definitionen, Vokabeln oder Formeln auswendig zu lernen. Einfach Vorder- und Rückseite der Kärtchen beschriften und loslernen!
- Loci-Methode: Bei dieser „Routenmethode“ werden Lerninhalte mit Punkten am eigenen Körper oder im Raum verknüpft, um sie in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen. Dabei verbindet man jeden Punkt (z.B. Fuß oder Knie, Stuhl oder Fensterrahmen) mit einer bildlichen Vorstellung, sozusagen mit einer „Eselsbrücke“, was das Lernen erleichtert.
- „Spickzettel“: So komisch es auch klingen mag, aber Spickzettel schreiben – natürlich nur zur Übung – fördert den Lernprozess. Man schreibt dabei auf kleinstem Raum die wichtigsten Informationen nieder, was beim Auswendiglernen hilft.
Hier geht es zu einer ausführlichen Beschreibung der Lerntechniken.
4. Im Rhythmus bleiben
Wer die eigenen Lernmethoden für sich entdeckt hat, kann dem Lernvorgang nun einen Rhythmus geben. Damit ist gemeint, dass man eine gewisse Routine einführt, um das Lernen in den Alltag einzubringen. Man könnte sich zum Beispiel immer zur selben Tageszeit dem Unistoff widmen. Oder ein Ritual einführen, dass man jedes Mal vorm Lernen einen Handstand macht oder ein Glas Saft trinkt.
Vielleicht hilft es auch, sich einen Wecker fürs Lernen zu stellen, damit man es auf keinen Fall vergisst. So wird das Lernen ein Teil des alltäglichen Lebens und gar nicht mehr so schwer fallen!
5. Auszeit!
Stundenlanges Lernen, bis einem der Kopf qualmt. Wer kennt es nicht? Man verharrt ewig am Schreibtisch in der Hoffnung, dass sich Statistik und Steuerlehre wie von selbst im Gedächtnis einnisten. Dabei sind regelmäßige Pausen und kleine Belohnungen sowohl für die Motivation als auch für die Konzentration enorm wichtig!
Das Gehirn benötigt Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten und prägt sich dieses in den Pausen weiter ein. Wissenschaftler empfehlen, alle 30 Minuten eine „Minipause“ von fünf Minuten einzulegen. In dieser kurzen Zeit sollte man aufstehen, den Körper auflockern und vielleicht ein bisschen frische Luft schnappen. Nach maximal vier Stunden sollte man eine größere „Freizeitpause“ einlegen, in der man etwas tut, was Spaß macht.
Egal, ob eine Runde im Park joggen, mit Freunden treffen, ein Buch lesen oder einfach Musik hören und entspannen – das ist jedem selbst überlassen! Einfach tun, worauf man in dem Moment Lust hat und was einem am meisten „Lernerholung“ verspricht.
6. Mal was Anderes
Wem das Lernen mit den Unimaterialien auf Dauer zu langweilig wird, sollte Alternativen ausprobieren. Anstatt am PC kann man auch mit einem „richtigen“ Buch aus der Stadt- oder Unibibliothek lernen. Auch Hilfsvideos von YouTube können für Abwechslung sorgen, wenn man genug von den PDF-Downloads und Postunterlagen der Fernhochschule hat.
Man muss dem eigenen Lernstil nicht immer treu bleiben! Auch wer das „digitale Lernen“ bevorzugt, dem wird es nicht schaden, mal ein Buch zu lesen oder etwas Handschriftliches zu verfassen. Neben Büchern und Videos ist das Smartphone eine weitere Alternative, da es nützliche Apps zum Lernen bereit hält.
Schlaf kann den Lernprozess ebenfalls fördern, da das Gehirn über Nacht die Inhalte verarbeitet – genau wie in den Lernpausen. Mehr nützliche Lernstipps gibt’s hier.
Übrigens schwören manche auf Musik hören beim Lernen! Sogar Studien beweisen, dass ruhige Klänge das Denk- und Konzentrationsvermögen steigern. Also Kopfhörer auf und los!
7. Zwei unterschiedliche Kapitel
Vor allem als Fernstudent ist es wichtig, das Studium vom Privatleben zu trennen. Wer zu Hause lernt, sollte eine “richtige” Lernatmosphäre schaffen, die keine äußeren Störfaktoren wie Job, Familie oder Hobbys zulässt. Multitasking ist hier nur hinderlich. Nur wer seine Konzentration voll und ganz dem Lernen widmet, wird das Fernstudium mit Bravur meistern.
8. Glaub an dich!
Zu guter Letzt: Ehrgeiz, Motivation, Disziplin UND Selbstbeherrschung sind im Fernstudium der Schlüssel zum Erfolg. Das Lernen neben Job, Familie, Haushalt, Freunde und Freizeit unter einen Hut zu kriegen, ist kein Kinderspiel. Deshalb ist es umso wichtiger, immer gewissenhaft bei der Sache zu sein. An Optimismus und einer positiven Einstellung sollte es nicht mangeln!
Über die Autorin: Lisa Birko studiert „Mehrsprachige Kommunikation“ in Köln und schreibt neben dem Studium als Online-Redakteurin für verschiedene Studentenportale über Tipps rund um die Themen Studium, Lernen und Selbstorganisation.
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