Ein Fernstudium kann Flug und Segen zugleich sein. Einerseits bietet das Fernlernen die Möglichkeit, nebenberuflich einen akademischen Abschluss (z.B. Bachelor oder Master) zu erlangen. Andererseits stellt die Doppelbelastung aus Studium und Job für Berufstätige und zeitlich eingespannte Personen durchaus eine Herausforderung dar.
Eine Herausforderung, der sich immer mehr Studieninteressierte stellen. Laut aktueller Trendstudie „Fernstudium 2016“ der IU Internationale Hochschule zählt der Fernstudiensektor mit einer jährlichen Wachstumsrate von knapp 7 Prozent zu einem der am stärksten wachsenden Bereiche auf dem deutschen Bildungsmarkt.
So sind im Jahr 2016 deutschlandweit knapp 160.000 Studierende in Fernstudiengängen eingeschrieben. Die hohe Bereitschaft zu formalisierter, berufsbegleitender Weiterqualifizierung im Sinne des Lebenslangen Lernens, erweiterte Hochschulzugangsberechtigungen, sowie die zeitliche und räumliche Flexibilität – die insbesondere bei einem späteren Masterstudium von Vorteil ist – sind nur einige Faktoren, die den Fernstudienmarkt auf Wachstumskurs halten.
Eine akademische Weiterbildung kann die richtige Lösung sein, um neue persönliche bzw. berufliche Perspektiven zu eröffnen. Während ein Vollzeitstudium an einer Präsenzuniversität meist eine unbezahlte Zwangspause von der Arbeit bedeutet (und Finanzierungsprobleme nach sich ziehen könnte), bietet ein berufsbegleitendes Fernstudium die Option, einen akademischen Titel neben dem Job zu erlangen.
Arbeitnehmer profitieren von persönlichem Aufstieg und besseren Jobaussichten, Arbeitgeber von qualifizierten Fachkräften in den eigenen Reihen – eine Win-Win-Situation für beide Parteien?
Immer mehr Arbeitgeber fördern ein Fernstudium
Laut Umfragen unter Personalverantwortlichen genießen Absolventen von Fernstudiengängen einen guten Ruf. Die Umfrage „Weiterbildungstrends in Deutschland 2016“, die bereits zum achten Mal in Folge durch TNS Infratest im Auftrag der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass Eigeninitiative in der Weiterbildung hilft – ob für den beruflichen Aufstieg, den Arbeitsplatzerhalt oder bei einem Jobwechsel.
Eine repräsentativen Studie aus dem Jahr 2013 („Berufsbegleitende Weiterbildung: Die Chance für Unternehmen und Mitarbeiter!“), die das Marktforschungsinstitut forsa im Auftrag des ILS durchführte, zeigte darüber hinaus, dass die Mehrheit der Personalchefs Absolventen von Fernlehrgängen wichtige Soft Skills, wie eine hohe Eigenmotivation (95 Prozent), Zielstrebigkeit (91 Prozent), ein gutes Zeitmanagement bzw. Organisationsfähigkeit (88 Prozent), eine hohe Selbstständigkeit (84 Prozent), Flexibilität (81 Prozent) und die Offenheit für neue Ideen (65 Prozent) zuschreibt.
Ein weiterer Trend zeigte, dass immer mehr Arbeitgeber die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter teilweise (80 Prozent) oder vollständig (40 Prozent) finanzieren. Die Mehrheit der Personalchefs (83 Prozent) unterstützt die berufsbezogene Weiterbildung ihrer Mitarbeiter durch die Freistellung für Fahrten zu Seminaren oder Klausuren. 80 Prozent stehen stets als Ansprechpartner für den fachlichen Austausch zur Verfügung.
Mehr als ein Drittel (35 Prozent) erlauben bei geringer Arbeitsbelastung sogar, dass während der Arbeitszeit gelernt wird. Und in jedem fünften Unternehmen (19 Prozent) wird der erfolgreiche Abschluss der Weiterbilungsmaßnahme mit einer Prämie an den Mitarbeiter belohnt.
Wie stehen die Chancen zur Förderung eines Fernstudiums?
Die Chancen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung stehen durchaus gut, wenn nicht gleich rosig. Wie die Trendstudie Fernstudium 2016 der IU zeigt, stehen Fernstudiengänge nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer weitgehend gleichwertig neben regulären Studiengängen. 59 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen ein Fernstudium durch Arbeitgeber als gleichwertig zu einem Präsenzstudium an, 17,9 Prozent vermuten sogar, dass das Fernstudium als höherwertig betrachtet wird.
Hierbei gilt es zu bedenken, dass im Rahmen der hochschulübergreifenden Befragung aktuelle und ehemalige Fernstudierende, sowie Fernstudieninteressierte befragt wurden – nicht die Arbeitgeber oder Personalverantwortlichen selbst. Wer bereits ein Fernstudium in Angriff genommen hat oder plant, wird dies wohl kaum mit der Überzeugung tun, dass der Abschluss eines Fernstudiengangs dem eines Präsenzstudiengangs nachsteht.
Trotzdem: Immer mehr Arbeitgeber sind bereit, das Fernstudium ihrer Angestellten zu unterstützen. In der Trendstudie der IU gaben 41 Prozent der Fernstudierenden an, von ihrem Arbeitgeber gefördert zu werden. Das sind 5 Prozent mehr als noch im Jahr 2014, was eine deutlich steigende Bereitschaft seitens der Arbeitnehmer darstellt.
Aber: Unter den bisher nicht unterstützten Arbeitnehmer würden sich über zwei Drittel (68 Prozent) eine Unterstützung wünschen, die sie bislang noch nicht erhalten haben. Die Bereitschaft von Unternehmen, ihre Mitarbeiter bei einem Fernstudium zu unterstützen, ist demnach nicht ganz so rosig ausgeprägt, wie man vermuten könnte.
Dabei ist Unterstützung – ob seitens der Familie oder auch vom Arbeitgeber – ist in den meisten Fällen herzlich willkommen. Nur 18,9 Prozent der Befragten wünscht keine Unterstützung beim Fernstudium durch den Arbeitgeber.
Während viele beim Thema „Unterstützung durch den Arbeitgeber“ wohl zuerst an eine Beteiligung an den Studiengebühren – wenn nicht gar eine komplette Kostenübernahme – denken, steht finanzielle Hilfe überhaupt nicht an Platz 1 der gewünschten Unterstützung. Die meisten Fernstudierenden (71,3 Prozent) würden vielmehr eine zeitliche Unterstützung bevorzugen, z.B. in Form von Lernurlauben oder reduzierten Arbeitszeiten.
Nur 61,1 Prozent favorisieren die finanzielle Unterstützung, gefolgt von Entwicklungsperspektiven nach einem erfolgreichen Studienabschluss (55,5 Prozent) und organisatorischer Unterstützung (46,4 Prozent), wie flexibleren Arbeitszeiten oder Planungssicherheit bei Klausurterminen. Psychologische Unterstützung in Form von Lob, Anerkennung, Wertschätzung oder Verständnis für die Herausforderungen eines Fernstudiums wünschen sich hingegen nur 29,5 Prozent der Befragten.
Fazit bis jetzt: die Mehrheit wünscht sich Unterstützung durch Arbeitgeber – aber bekommt sie sie auch?
Nicht unbedingt. Im Vergleich mit den Erwartungen der Fernstudierenden zeigt sich bei der erhaltenen Unterstützung z.T. eine große Diskrepanz. Besonders duster sieht es bei den Entwicklungsperspektiven aus. Während sich eine klare Mehrheit der Fernstudierenden (55,5 Prozent) nach Abschluss ihres Fernstudiums Entwicklungsperspektiven innerhalb des Unternehmens wünscht, ist nur eine Minderheit der Unternehmen (26,7 Prozent) bereit, diese auch verbindlich anzubieten.
Aufholpotential seitens der Unternehmen besteht auch bei der zeitlichen Unterstützung. Obwohl die meisten Fernstudierenden eine zeitliche Unterstützung favorisieren (71,3 Prozent) – z.B. in Form reduzierter Arbeitszeiten oder Lernurlaube – wird sie nur von 48,4 Prozent der Arbeitgeber auch gewährt.
Die häufigsten Form der Unterstützung, die durch Arbeitgeber gewährt wird (58,1 Prozent), erfolgt durch organisatorische Hilfe, wie flexible Arbeitszeiten oder Planungssicherheit für Klausurtermine. 49,8 Prozent dürfen sich über eine finanzielle Unterstützung durch die teilweise oder vollständige Übernahme von Studiengebühren freuen und 42,9 Prozent erhalten Lob und Anerkennung – auch wenn psychologische Unterstützung weniger häufig gewünscht wird (nämlich nur von 29,5 Prozent).
Arbeitgeber sind durchaus bereit, ihre Arbeitnehmer beim Fernstudium zu unterstützen. Ob die gewährte Form der Unterstützung auch mit der gewünschten Form übereinstimmt, ist eine andere Frage. Als Fernstudierender oder Fernstudieninteressierter sollte man sich daher genau überlegen, ob und in welcher Form man Hilfe vom Arbeitgeber wünscht oder auch annehmen würde.
Schließlich findet das Geben und Nehmen nicht ohne Hintergedanken statt…
Nicht ohne Hintergedanken…
Ein Fernstudium ist zeitintensiv und kostspielig. Wer sich für die Vollzeitvariante entscheidet, wird nebenbei wohl kaum einen Vollzeitjob ausüben können. Und selbst ein Fernstudium in Teilzeit kommt einem Nebenjob zugleich. Zusätzlich zur zeitlichen, kommt die finanzielle Belastung. Private Fernstudiengänge stellen mit Studiengebühren im fünfstelligen Bereich eine Investition dar, die gut durchdacht sein will.
Eine deutlich günstigere Alternative stellt das Fernstudium an der Fernuni Hagen, Deutschlands einziger staatlicher Fernuniversität, dar. Die Fernuni Hagen ist mit rund 75.000 Studierenden mit weitem Abstand der größte Anbieter am Markt. Allerdings ist das Studienangebot hier begrenzt, sodass nicht jeder Studieninteressant das für sich passenden Weiterbildungsangebot findet. Ein weiteres Manko sind die festen Einschreibefristen. Immerhin legen Fernstudierende laut IU-Umfrage besonders viel Wert auf inhaltliche Aspekte (wie die Ausrichtung des Studiengangs und Vertiefungsmöglichkeitn, sowie die Flexibilität des Studienmodells.
Deutlich breitgefächerter ist das Studienangebot an privaten Fernhochschulen. Hier zählen die Hamburger Fernhochschule, die Internationale Hochschule (IU), die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) und die Wilhelm Büchner Hochschule zu den bekanntesten und größten staatlich anerkannten Hochschulen auf dem Fernstudien-Markt. Ein Studienstart an privaten Fernhochschulen ist i.d.R. jederzeit möglich. Ein weiterer Pluspunkt von privaten Anbietern ist die Option einer kostenlosen Verlängerung der Betreuungszeit.
Die größere Auswahl an Studiengängen, eine gute Betreuung durch administratives Personal und Lehrkräfte, sowie eine sehr hohe Flexibilität und Studienfähigkeit der Programme sind gute Gründe, die für eine private Fernhochschule sprechen. Wer sich für einen privaten Anbieter entscheidet, muss jedoch auch tiefer in die Tasche greifen – warum nicht auch in die Tasche des Arbeitgebers?
Zeit und Geld sind für Fernstudenten die entscheidenden Faktoren, um die es bei der gewünschten Unterstützung geht. Lernurlaube, reduzierte Arbeitszeiten und die Kostenübernahme von Studiengebühren stehen ganz weit oben auf der Wunschliste.
Doch genau mit diesen beiden Faktoren gehen nicht alle Unternehmen sonderlich spendabel um. Die meisten Arbeitgeber sind bei organisatorischer Unterstützung weitaus großzügiger. Immerhin: knapp die Hälfte fördert ein Fernstudium auch zeitlich und/oder finanziell.
Ebenso, wie sich Fernstudenten nicht ohne Hintergedanken an ihren Arbeitgeber wenden, um Unterstützung beim Studium zu erhalten, fördern Unternehmen die Weiterbildungsambitionen ihrer Angestellten nicht ohne Selbstzweck.
Für Unternehmen ist berufliche Weiterbildung ein strategisches Thema. Wie aus TNS Infratest-Befragung „Weiterbildungstrends in Deutschland 2016“ hervorgeht, gehen 75 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass der Weiterbildungsbedarf aufgrund des rasanten technologischen Wandeln, der mit einer zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt einhergeht, steigen wird.
Der Arbeitsalltag ist bereits heute durch den Einsatz neuer Kommunikationsmittel und digitaler Anwendungen geprägt. Die Arbeit der Zukunft wird komplexer und vernetzter. Mitarbeiter müssen multieinsatzfähig sein und über ein gutes Selbstmanagement verfügen.
Die Auswirkungen des digitalen Wandels ziehen sich durch alle Qualifikationsebenen hindurch. Besonders stark von der Digitalisierung betroffen sind Führungskräfte im mittleren Management, aber auch ausgebildete Fachkräfte und Sachbearbeiter mit Ausbildung, Spezialisten mit akademischem Abschluss und Top-Führungskräfte.
Folglich nimmt das Thema Weiterbildung einen hohen Stellenwert im Zuge der Digitalisierung ein. Berufliche Weiterbildung ist ein wichtiges Instrument in der Personalentwicklung und wirkt sich positiv auf die Bindung von Mitarbeitern, das Recruiting neuer Mitarbeiter, sowie die Stärkung des Arbeitgeberimages aus, da es ein Signal für Entwicklungsmöglichkeiten und Lernkultur ist.
Ein Fernstudium, das als flexibles Blended E-Learning stattfindet, bietet insbesondere für Berufstätige den Vorteil einer zeit- und ortsunabhängigen Weiterbildung, die i.d.R. jederzeit gestartet werden kann. Das ist für Arbeitgeber genauso attraktiv wie für Arbeitnehmer. Viele Unternehmen gehen sogar proaktiv vor und sprechen Arbeitnehmer direkt an, ob sie an einem nebenberuflichen Studium interessiert wären. Nicht selten finanzieren sie die kompletten Studiengebühren. Eine Riesenchance für Studieninteressenten, die den beruflichen Aufstieg suchen.
Auch Arbeitnehmer sich gefordert, sich das notwendige Wissen und die entsprechenden Kompetenzen anzueignen, um nicht den Anschluss in der digitalen Arbeitswelt zu verlieren. Fernstudiengänge vermitteln als flexible Weiterbildungsform sowohl aktuelle Inhalte, als auch entsprechende Soft Skills, wie Selbstmanagement, Eigenverantwortung und Flexibilität. Außerdem ermöglicht ein Fernstudium den Einsatz mobiler Endgeräte, wie Smartphones oder Tablets, was zur Förderung der Lernmotivation beiträgt.
Weiterbildungsengagement zahlt sich auch für Arbeitnehmer aus – und zwar direkt auf die Karriere. So fördert Weiterbildung für 87 Prozent der durch Infratest befragten Personalverantwortlichen stark bis äußerst stark den beruflichen Aufstieg und für 86 Prozent die Erweiterung des Verantwortungs- und Aufgabenbereichs. Für 87 Prozent wirkt sich eine Weiterbildung entsprechend auf eine Gehaltssteigerung aus.
Lernbereitschaft und Flexibilität zählen zu den Top gefragten Mitarbeiter-Kompetenzen im technologischen Wandel. Für die Beurteilung der Leistung zählt längst nicht nur, ob man die nötige Weiterbildung vorweisen kann, sondern auch die Bereitschaft, sich in Eigeninitiative beruflich weiterzubilden.
Fernstudium als Karrieretreiber
Arbeitnehmer, die bei ihrem aktuellen Arbeitgeber den nächsten Karriereschritt setzen wollen oder sich auf dem Arbeitsmarkt nach einer neuen Herausforderung umsehen möchten, können durch vorausschauende Weiterbildung Eigenverantwortung, Motivation, Leistungsbereitschaft, sowie Interesse an Neuem signalisieren.
Betrachtet man die Hauptmotive für die Aufnahme eines Fernstudiums in der Trendstudie der IU, so belegen die die Verbesserung der Arbeitschancen (71,4 Prozent), der Wunsch nach beruflichem Aufstieg (71,1 Prozent), sowie die persönliche Weiterentwicklung (67,9 Prozent)die vorderen Ränge.
Finanzieller Aufstieg (57,7 Prozent) und die Vertiefung fachlicher Qualifikationen (53,5 Prozent) bilden bei den Studienmotiven das Mittelfeld, während der Wunsch nach einer fachlichen Veränderung (27,1 Prozent) oder die Übernahme einer Vorbildfunktion (11,2 Prozent) weniger relevant erscheinen.
Demnach wird ein Fernstudium – nicht nur seitens der Arbeitgeber –, sondern auch aus Sicht aktueller, ehemaliger oder angehender Fernstudenten zunehmend als Karrieretreiber und (auch finanziell) lohnende Investition betrachtet. Im Gegensatz zu einem Präsenzstudium, bei dem i.d.r. die individuellen Interessen das hauptsächliche Entscheidungskriterium für die Wahl eines Studiengangs sind, spielen beim Fernstudium karriererelevante Faktoren und Ziele eine weitaus tragendere Rolle.
Eine Win-Win-Situation für beide Seiten?
Fest steht: sowohl Arbeitnehmer, als auch Arbeitgeber können von der beruflichen Weiterbildung in Form eines Fernstudiums profitieren. Wie aus einer forsa-Umfrage des ILS hervorgeht, erlangen Arbeitnehmer mit einer Weiterbildung mehr Kompetenz und Sicherheit im Beruf (81 Prozent), eine höhere Zufriedenheit und mehr Selbstbewusstsein (60 Prozent), mehr Anerkennung (52 Prozent), beruflichen Aufstieg (45 Prozent) oder finanzielle Vorteile (33 Prozent).
Auch die Trendstudie Fernstudium belegt, dass sich ein Fernstudium persönlich und beruflich lohnt. So gab über die Hälfte der Absolventen von Fernstudiengängen (51,6 Prozent) an, sich durch ihren Fernstudienabschluss beruflich positiv verändert zu haben (nur 16,4 Prozent verneinten dies). Hier wurden insbesondere die Übernahmen verantwortungsvollerer Aufgaben, eine stärkere Wahrnehmung der eigenen Qualifikationen durch den Arbeitgeber und bessere Chancen am Arbeitsmarkt genannt.
Nicht so eindeutig zu beantworten ist hingegen die Frage, ob sich ein Fernstudium auch finanziell auszahlt. Über die Hälfte (55,1 Prozent) der befragten Fernstudien-Absolventen konnte keinen Gehaltsanstieg nach erfolgreichem Studienabschluss verbuchen. Immerhin gaben die verbleibenden 45,9 Prozent der Befragten an, dass sich der Fernstudienabschluss durchaus positiv auf ihr Einkommen ausgewirkt habe.
Die Einkommensentwicklung bei Fernstudienabschlüssen hängt jedoch stark von den Studiengängen ab. Während sich unter den Absolventen von Ingenieur– oder Informatikstudiengängen knapp über 73 Prozent finanziell verbessern könnten, gelang dies unter Wirtschaftswissenschaftlern nur noch etwas über 46 Prozent und lediglich etwa einem Viertel der Absolventen von Studiengängen der Gesellschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften.
Wie auch bei klassischen Studiengängen hängt die Rentabilität von Fernstudiengängen nicht unwesentlich mit der Wahl des Studiengangs zusammen. Allerdings sei angemerkt, dass längerfristige Gehaltssteigerungen in der IU-Umfrage nur unzureichend erfasst wurden.
Neben der Wahl des passenden Studienfachs sind beim Thema Fernstudium auch die damit einhergehenden Belastungen sorgfältig abzuwägen. Ein Fernstudium ist kein Kinderspiel, sondern ein längerfristiges und z.T. durchaus kräftezehrendes Projekt, welches einen hohen Grad an Selbstmanagement, Eigenmotivation und Durchhaltevermögen erfordert.
Eine zentrale Herausforderung in Fernstudienprogrammen stellen begrenzte zeitliche Ressourcen dar. Unter den Umfrageteilnehmern der „Trendstudie Fernstudium 2016“ studieren 90 Prozent berufsbegleitend. Im Vergleich zu klassischen Präsenzstudierenden verbleibt entsprechend wenig(er) Zeit fürs Lernen. Für die meisten öffnen sich verfügbare Zeitfenster zum Lernen nur an Wochenenden (86 Prozent), in den Abendstunden (59,2 Prozent) und in Urlauben (58 Prozent).
Wer sein Fernstudium erfolgreich abschließen möchte, muss Zeit investieren – und zwar nicht zu knapp. Laut Trendstudie der IU erhöht ein geringes Zeitbudget das Risiko eines Studienabbruchs. Die meisten Befragten investieren für ihr Fernstudium zwischen 11 und 15 Stunden pro Woche, 26,6 Prozent 6 bis 10 Stunden und 8,4 Prozent nur bis zu 5 Stunden.
Ein Fünftel kann 16 bis 20 Stunden Zeit zum Lernen aufbringen, 10,6 Prozent sogar zwischen 21 und 30 Stunden, aber nur 4,5 Prozent über 30 Stunden. Erstaunlicherweise fällt selbst in der Gruppe der Vollzeit-Studierenden der Anteil derer, die über mehr als 20 Stunden Lernzeit pro Woche verfügen, mit 32,3 Prozent sehr gering aus.
Unrealistische Erwartung an den erforderlichen Zeitaufwand für ein berufsbegleitendes Fernstudium sind einer der größten Erfolgs-Killer. Unter den Studienabbrechern konnten 38,6 Prozent bis zu zehn Stunden pro Woche in das Fernstudium investieren, 22,7 Prozent weniger als fünf Stunden. In der Gruppe der erfolgreichen Absolventen befanden sich nur 23,5 Prozent, die mit bis zu zehn Stunden Lernzeit wöchentlich ausgekommen sind und nur 4,9 Prozent hat weniger als fünf Stunden investiert.
Zwar bietet das Zeitmodell von Fernstudiengängen durchaus Flexibilität (z.B. in Form eines Vollzeit- oder Teilzeitstudium, freier Zeiteinteilung oder kostenlosen Verlängerungsoptionen), doch wer substanziell wenig(er) Zeit in sein Studium investiert, könnte sich dadurch dem Risiko eines Studienabbruchs aussetzen.
Ein Fernstudium ist nicht nur eine zeitliche Belastung. Neben den i.d.R. hohen Studiengebühren konkurriert das Fernstudium direkt mit Ruhezeiten und Zeiten für familiäre und/oder soziale Kontakte. Wie bereits erwähnt, lernen die meisten Fernstudenten am Abend, an Wochenenden oder im Urlaub.
Doch obwohl 53,4 Prozent das Fernstudium als eine starke Belastung für das soziale Leben empfinden, bewerten gleichzeitig 94 Prozent dieser Gruppe, dass sich diese Belastungen für sie persönlich lohnen.
Insofern – Ja, ein Fernstudium kann für Arbeitnehmer eine lohnende Investition sein, die jedoch sowohl inhaltlich, also auch zeitlich und finanziell gut durchdacht sein will. Die Prognosen der „Trendstudie Fernstudium 2016“ lassen für den deutschsprachigen Bildungssektor ein weiteres
Wachstum des Fernstudienmarktes erwarten.
Auch dürfte der Fernstudienmarkt Impulse durch die zunehmende Akzeptanz und Förderung von Fernstudienprogrammen durch Arbeitgeber erfahren.
Absolventen von Fernstudiengängen sind bei Arbeitgebern hoch angesehen. Immerhin zeigt Weiterbildungsengagement von von Disziplin und der Bereitschaft, sich überdurchschnittlich für seine Karriere einzubringen. Weiter ist die Quote der Unternehmen, die ihre Mitarbeiter bei einem Fernstudium unterstützen, bereits in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Aktuell werden über 40 Prozent der Fernstudierenden werden von ihrem Arbeitgeber gefördert.
Berufsbegleitende Studienangebote – auch und gerade auf Master-Niveau – werden in der Personalentwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen, da sie eine hervorragende Möglichkeit bieten, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und qualifiziertes Personal langfristig zu binden.
Ein Fernstudium kann sich somit auch aus Unternehmersicht auszahlen. Ob dabei eine Win-Win-Situation für beide Seiten herauskommt, ist eine andere Frage. Hierbei kommt es an, was die jeweilige Partei als „Gewinn“ definiert.
Laut Trendstudie möchte die Mehrheit der Fernstudierenden (56 Prozent) gern im Unternehmen aufsteigen bzw. sich innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln. Demgegenüber stehen jedoch nur 27 Prozent der Unternehmen, die dies auch verbindlich anbieten wollen.
Nicht selten werden die hohen Erwartungen, die Fernstudierende an den Effekt ihres Abschlusses haben, enttäuscht. Die große Diskrepanz, die sich z.B. bei den Entwicklungsperspektiven auftut, ist nur ein Beispiel und macht deutlich, dass ein Fernstudium nicht immer eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein muss.
Wie erhalte ich Unterstützung vom Arbeitgeber?
Um nicht mit falschen Erwartungen an die Sache ranzugehen und Hals über Kopf ein zeit- und kostspieliges Fernstudium zu starten, sollte man sich als Studieninteressant vorher genau überlegen, was man sich mit dem Abschluss erhofft.
Wer sich Unterstützung vom Arbeitgeber erhofft, sollte sich zudem darüber im Klaren sein, dass Unternehmen dem i.d.R. nicht ohne Selbstzweck zustimmen. Warum sollte ein Arbeitgeber für das Fernstudium seines Mitarbeiters Zeit und/oder Geld investieren, wenn für ihn nichts dabei herausspringt?
Die Chancen für eine Unterstützung stehen immer dann besonders gut, wenn es eine Überschneidung bei den Zielen gibt. Als Arbeitnehmer erhofft man sich durch einen Fernstudium-Abschluss womöglich mehr Kompetenz, neue Aufgaben, mehr Geld und auf dem Arbeitsmarkt langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Für Unternehmen sind nebenberufliche Weiterbildungsangebote (z.B. in Form von akademischen Fernstudiengängen) ein Instrument zur Mitarbeiterbindung, für das Recruiting neuer Mitarbeiter sowie für die Stärkung des Arbeitgeberimages.
Die erste Frage, die man sich stellen sollte, bevor man den Arbeitgeber nach Unterstützung fragt ist: dient das Fernstudium meinem Verbleib im Unternehmen? Wer sich z.B. von vornherein fachlich umorientieren möchte oder weiß, dass er das Unternehmen verlassen will, wird wohl kaum gute Aussichten auf Unterstützung durch den Arbeitgeber haben. Warum auch.
Anders sieht es aus, wenn auch der Arbeitgeber von der erweiterten und/oder neuen Qualifikation profitiert. Einen Anspruch auf Unterstützung gibt es jedoch nicht. Längst nicht alle Unternehmen unterstützen das zusätzliche Engagement, aber viele sehen es positiv. Mit guten Argumenten könnte sich der Arbeitgeber überzeugen lassen.
Doch bevor man nun mit der Überzeugungsarbeit anfängt, sollte man sich zunächst fragen, ob man dieses Arrangement überhaupt will.
Will ich überhaupt Unterstützung vom Arbeitgeber?
Mehr Zeit oder mehr Geld fürs Fernstudium – wer würde dazu schon „Nein“ sagen? Manchmal kann ein Nein jedoch besser sein, als durch die Unterstützung des Arbeitgebers Verpflichtungen einzugehen, die man eigentlich gar nicht eingehen möchte.
In den meisten Fällen ist eine Unterstützung nämlich mit einer Verpflichtung verbunden (z.B. dem Unternehmen eine gewisse Zeit treu zu bleiben). Das ist insbesondere dann der Fall, wenn der Arbeitgeber die Studiengebühren komplett bezahlt. Für so manchen Arbeitnehmer stellt die Komplettfinanzierung eine Riesenchance dar, da man ohne die Unterstützung der Firma womöglich noch hätte einige Jahre sparen müssen.
Doch wer auf Firmenkosten studieren möchte, muss sich meist darauf einstellen, – je nach angestrebten Abschluss und Zeitmodell – ein bis sechs Jahre lang parallel zum Job zu büffeln. Zur Doppelbelastung durch Job und Lernen kommt hinzu, dass der Arbeitgeber häufig auch regelmäßige Status-Updates zum Fernstudium (z.B. Leistungsübersichten) einfordert. Längere Unterbrechungen, der Wechsel des Studiengangs oder gar ein Abbruch des gesamten Vorhabens müssten stets mit dem Arbeitgeber abgesprochen werden, schließlich ist er derjenige, der bezahlt.
Eine Abbruchversicherung gibt es beim Fernstudium nicht. Wer keine Lust mehr hat oder merkt, dass der Fernstudiengangs/ das Fernstudieren an sich nicht das richtige für ihn ist, riskiert, dass man selbst oder der Arbeitgeber auf den bereits investierten Kosten sitzen bleibt. Mit dem Gefühl, dem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet zu sein und/oder Rechenschaft ablegen zu müssen, kommt nicht jeder Fernstudent und Arbeitnehmer gut zurecht. Auch ein Jobwechsel ist häufig nicht möglich, da man an das eigene Unternehmen gebunden ist.
Auch das eigene (finanzielle und planerische) Risiko ist nicht unerheblich. Für die finanzielle und auch zeitliche Unterstützung durch ihren Arbeitgeber muss als Gegenleistung häufig eine Bindungsklausel unterschrieben werden, die den Verbleib im Unternehmen nach Studienabschluss und ggf. eine anteilige Rückzahlung der Studiengebühren regelt. Sofern Bindungsfrist und der Vorteil des bezahlten Fernstudiums in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen, sind solche Rückzahlungsklauseln durchaus zulässig. Wie lange die Treuepflicht eingehalten werden muss, ist unterschiedlich. Es können aber durchaus zwei, drei oder bis zu fünf Jahre sein.
Für manch anderen mag die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber genau das richtige sein, z.B. wenn man eine Karrierelaufbahn im Unternehmen anstrebt oder sich mit dem Fernstudiengang für eine bestimmte Position qualifizieren möchte. Beteiligt sich der Arbeitgeber an den Studiengebühren oder übernimmt sie womöglich sogar ganz, stehen die Chancen für den beruflichen Aufstieg im Unternehmen besonders gut.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass es für deutsche Unternehmen eher ungewöhnlich ist, Vollzeit-Studiengänge zu sponsern. Besser sieht es z.B. bei berufsbegleitenden MBA-Programmen aus, wo es laut einem Artikel der Welt meist Zuschüsse bis hin zur Übernahme der kompletten Studiengebühren gibt.
Doch eine Unterstützung durch den Arbeitgeber muss nicht nur finanzieller Natur sein, zumal die meisten Fernstudierenden eine zeitliche Unterstützung favorisieren. Diejenigen, die sich z.B. voll auf ihr Fernstudium konzentrieren wollen, könnten versuchen, ein flexibles Arbeitszeitmodell auszuhandeln.
Wo wir bei einer weiteren, wichtigen Frage wären.
Welche Art von Unterstützung möchte/ benötige ich?
Genauer gesagt: wie könnte mich mein Arbeitgeber beim erfolgreichen Absolvieren meines Fernstudiums unterstützen? Finanzielle Mittel klingen zwar zunächst als die optimale Form der Unterstützung, doch Zeit ist bei einer Doppelbelastung aus Beruf und Studium häufig das knappere Gut.
Auch das Schaffen von Entwicklungsperspektiven nach einem erfolgreichen Abschluss des Fernstudiums, Unterstützung bei der Organisation des Studiums (z.B. durch flexiblere Arbeitszeiten oder Planungssicherheit für Prüfungstermine und Präsenzphasen) oder psychologische Unterstützung in Form von Lob, Wertschätzung, Anerkennung oder Verständnis für die Strapazen eines Fernstudiums können eine Hilfe sein und zum Erfolg des Projekts beitragen.
Welche Art der Unterstützung will ich also? Was würde mir am meisten helfen? Wie könnte mein Arbeitgeber ohne großen Aufwand dazu beisteuern? Und wie realistisch ist die Erfüllung der gewünschten Unterstützung in Anbetracht meiner persönlichen/ beruflichen Ziele, sowie der Unternehmensstruktur und -kultur?
Das Angebots- und Leistungsportfolio, von dem studierende Arbeitnehmer profitieren können, ist facettenreich. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele für die vielfältigen Formen der Unterstützung seitens des Arbeitgebers:
- Finanzielle Unterstützung: z.B. in Form von Beteiligung an/ Übernahme von Studiengebühren (i.d.R. mit Auflagen verbunden), Finanzierung von Fahrt- und Übernachtungskosten (zu Prüfungsstandorten, Präsenzveranstaltungen), Beförderung nach Studienabschluss etc.
- Zeitliche Unterstützung: z.B. Lernurlaube, reduzierte Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeitmodelle, temporäre Umverteilung von Aufgaben
- Organisatorische Unterstützung: z.B. durch Entgegenkommen bei der Urlaubsplanung, Rücksichtnahme auf Anforderung des Fernstudiums bei internen Terminen, kategorische Freistellung von Mehrarbeit
- Psychologische Unterstützung: z.B. durch Schaffung von Entwicklungsperspektiven nach einem erfolgreichen Studienabschluss, Lob, Wertschätzung, Anerkennung und Verständnis für die Herausforderungen des Fernstudiums
- Fachliche Unterstützung: z.B. durch einen festen Ansprechpartner im Unternehmen, unterstützende Umsetzung des angeeignetes Wissens im Betrieb, fachliche Unterstützung durch Kollegen, Verknüpfung von Studienarbeiten mit Projekten des Unternehmens
Ausgehend von den am häufigsten gewünschten Art der Unterstützung, ergeben sich insbesondere auf dem Gebiet der flexiblen Arbeitszeit zahlreiche Formen, mit denen Arbeitgeber ihren studierenden Mitarbeitern entgegenkommen können. Dabei können je nach Bedarf und Möglichkeit im Unternehmen individuelle Regelungen mit dem Fernstudierenden getroffen werden, die hinsichtlich Lage und Dauer der Arbeitszeit von der sogenannten Normalarbeitszeit abweichen. Die Regelungen können sich auf die gesamte Studiendauer und/oder stressige Phasen (z.B. vor Prüfungen, bei Präsenzveranstaltungen etc.) erstrecken.
Zu den Flexibilisierungslösungen im Rahmen der flexiblen Arbeitszeit zählen u.a. die Teilzeitarbeit (regelmäßig kürzere Arbeitszeit als bei vergleichbarer Vollzeitbeschäftigung), Gleitzeit (in gewissem Rahmen frei geregelte Arbeitszeit), selbstbestimmte Arbeitszeit bzw. individuelle Arbeitszeitgestaltung bei vorgegebenen Arbeitsvolumen (z.B. Heimarbeit), flexibler unbezahlter Sonderurlaub, Sabbatical (Gewährung eines längeren Sonderurlaubs zum Ausgleich von Zeitguthaben, durch Lohnverzicht oder als unbezahlte Freistellung von Arbeit).
Bei Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfern sind bereits jetzt Modelle üblich, bei denen man für eine gewisse Zeit bei reduziertem Gehalt weiterarbeitet und dadurch bezahlte Freizeit zum Lernen (z.B. vor Prüfungsphasen, für Präsenzphasen, Auslandsaufenthalte etc.) ansparen kann.
Wer auf finanzielle Unterstützung seitens der Firma hofft, sollte sich vorab überlegen, wie die eigene Zukunft im Unternehmen aussehen soll und wie das Fernstudium ins Bild passt. Dass Arbeitgeber das Studium neben dem Beruf finanziell fördern ist gar nicht so unwahrscheinlich und in vielen Branchen sogar üblich. Gängige Modelle sind Beteiligungen zu 30, 50 oder 100 Prozent. Eventuell kooperiert die Firma bereits mit einer Hochschule.
Plant man ohnehin, im Unternehmen zu verbleiben und sich dort weiterzuentwickeln, stellen Bindungsklauseln für finanzielle und/oder zeitliche Unterstützung i.d.R. kein Hindernis dar. Hingegen sollten sich Arbeitnehmer, die sich beruflich neu orientieren oder voll und ganz auf das Studium konzentrieren wollen, besser nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen.
Finde gute Argumente & suche das Gespräch!
Von nichts kommt nichts. Wer sich beim Fernstudium Unterstützung von seinem Arbeitgeber erhofft, tut gut daran, in die Offensive zu gehen.
Wichtige Fragen aus Sicht der Arbeitgeber sind in dem Fall: Kann das Unternehmen darauf zählen, dass ich den Abschluss erfolgreiche schaffe? Welche Fernstudium habe im Visier? Und welchen konkreten Nutzen hat mein Arbeitgeber von der Weiterbildung?
Studieninteressierte Arbeitnehmer sollten sich vor dem Gespräch mit dem Vorgesetzten über geeignete Studienprogramme (inkl. Preis-Leistungsvergleich) informieren und überzeugende Argumente sammeln, die die Vorteile der Weiterbildung für das Unternehmen vermitteln.
Die persönliche Leistungsentwicklung im Verlauf des Fernstudiums ist auch für den Arbeitgeber eine mehr als lohnende Investition. Einige Arbeitnehmer mögen womöglich Bedenken haben, der Arbeitgeber könnte aufgrund der Doppelbelastung mit Leistungsverlusten rechnen. Das sollte jedoch kein Grund sein, das Gespräch zu scheuen.
Natürlich ist ein Fernstudium neben dem Beruf anstrengend. Laut Jano Klempkow, kaufmännischem Leiter und Mitglied der Geschäftsführung bei WINGS – einem bundesweiten Fernstudienanbieter – absolvieren 90 Prozent eine akademische Weiterbildung parallel zu einer Vollzeitstelle. Der Lernaufwand beläuft sich durchschnittlich auf 15 Stunden pro Woche.
Ob die Kombination aus Fernstudium und Job zum Problem wird oder werden kann, wird häufig bereits im Vorfeld entschieden: Welches Ziel verfolge ich mit dem Studium? Wurde das Umfeld (Familie, Freunde etc.) ausreichend in die Weiterbildungspläne einbezogen? Steht die Studienfinanzierung auf einem soliden Fundament? Bleibt genügend Freiraum für Erholungsphasen?
All diese Fragen sollten vorab geklärt werden. Die Ergebnisse können durchaus in das Gespräch mit dem Arbeitgeber einfließen. Nebenberufliche Fernstudiengänge sind von vornherein so ausgelegt, dass sie sich neben dem Beruf realisieren lassen: man bekommt alle benötigten Lernmaterialien an die Hand, kann zeit- und ortsunabhängig lernen, das Lernpensum selbst zu bestimmen und hat einen geringen Anteil an Präsenzphasen.
Neben gedruckten Studienskripten bieten viele Anbieter zunehmend mehr digitale Lerninhalte (Online-Campus, Klausursammlungen, Online-Tests, Online-Vorlesungen/ Videovorlesungen, digitale Studienskripte, eine Online-Bücherei für Fachliteratur etc.) an. Leerphasen können so produktiv und hocheffizient zum Lernen genutzt werden.
Fernstudienmodelle lassen sich an die individuell auf die persönliche und berufliche Situation anpassen und bieten dadurch auch für den Arbeitgeber Vorteile. Die Möglichkeit das Fernstudium zu strecken bzw. mal mehr mal weniger Module pro Semester zu belegen und Urlaubssemester zu nehmen, schaffen für den Arbeitgeber eine hohe Flexibilität bei der Ressourcenallokation.
Ein Studium parallel zum Job ist – auch ohne Zugeständnisse des Arbeitgebers – realisierbar. Berufsbegleitende Programme sind auf berufstätige Studierende zugeschnitten und gewähren einen hohen Grad an Individualität und Flexibilität. Erfolg oder Misserfolg hängen hauptsächlich von der Studienorganisation und dem angebotenen Servicelevel ab.
Arbeitnehmer, die ein Fernstudium planen und sich Unterstützung von ihrem Arbeitgeber erhoffen sind gefragt, diese Argumente gekonnt zu vermitteln und etwaigen Bedenken des Arbeitgebers vorwegzukommen.
Ein nebenberufliches Studium kann persönlichen und beruflichem Mehrwert schaffen. Ein Fernstudium kommt ohne die üblichen langen Semesterferien aus, wie sie an Präsenzuniversitäten der Fall sind, sondern basiert auf einer kontinuierlichen Wissensvermittlung. Als studierender Arbeitnehmer erlangt man somit fortlaufend neues Wissen, dass sich dank der i.d.R. hohen Praxisorientierung von Fernstudiengängen unmittelbar im Berufsalltag einsetzen lässt. Hinzu kommt der permanente Wissensaustausch mit anderen Fernstudenten und neue Netzwerke, die auch für den Arbeitgeber zahlreiche Potenziale bieten.
Für den Arbeitgeber kann es sich durchaus lohnen, dem studienwilligen Arbeitnehmer entgegenzukommen. So besteht z.B. im Rahmen der Bachelor- oder Master-Thesis die Chance für das Unternehmen, eine wissenschaftliche Arbeit zu einem konkreten Sachverhalt/ einer bestimmten Fragestellung erstellen zu lassen.
Auf mittelfristige Sicht ist nicht mit einem Leistungsabfall, sondern mit einem Leistungsgewinn zu rechnen, zu dem der Arbeitgeber durchaus beitragen kann. Ein berufsbegleitendes Fernstudiums sollte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber als gemeinsame Aufgabe verstanden werden – schließlich können beide Parteien ihren Teil zum Gelingen des Projekts beitragen.
Wenn man dem Arbeitgeber vermitteln kann, dass das Fernstudium gut durchdacht ist, einen Mehrwert für beide Seiten bietet, keine Nachteile auf die Arbeitsleistung nach sich zieht und sich darüber hinaus flexibel zeigt, könnte dies die Tore für Unterstützungsleistungen durch den Arbeitgeber öffnen.
Solide und rechtzeitige Vorbereitung ist das A & O!
Packe ich das wirklich? Diese Frage geht im Zuge der Weiterbildungseuphorie gerne mal unter. Ein nebenberufliches Fernstudium klingt natürlich gut und die Aussichten auf einen ersten oder zweiten akademischen Abschluss mitsamt der damit erhofften positiven Zukunftsperspektiven können durchaus verlockend sein. Schaut man sich auf den Websites der Anbieter um, könnte man den Eindruck gewinnen, ein nebenberufliches Studium sei ein Kinderspiel und problemlos zwischen Berufsalltag, Familie und Freizeit integrierbar.
Nun, so mancher berufstätige Fernstudent wurde schon von der bitteren Realität eingeholt. Denn tatsächlich stellt ein Fernstudium bestimmte Anforderungen, denen nicht jeder gewachsen ist. Auch ist ein Fernstudium nicht mit einem Präsenzstudium vergleichbar, sodass bereits vorhandene Studienerfahrung nicht zwingend einen Vorteil darstellen muss.
Die Vorbereitung eines berufsbegleitenden Studiums erfordert viel mehr, als Lust auf Weiterbildung. Alles beginnt mit dem richtigen Motivationshintergrund. Falscher Ehrgeiz oder der Vergleich mit anderen sind hier fehl am Platz. Entscheidend ist, dass die persönlichen Ziele für die Zukunft im Fokus der Weiterbildungsambitionen stehen.
Ein berufsbegleitendes Fernstudium sollte auch immer in Relation zum Privatleben betrachtet werden. Auch Partner, Familie, Freunde etc. wären von der Doppelbelastung betroffen und müssten die Auswirkungen des Fernstudiums z.T. mittragen. Die Verständnis, Rückendeckung und Unterstützung von den wichtigen Personen im privaten Umfeld ist für den Erfolg des Studiums unabdingbar. Daher sollte man sie rechtzeitig in das Vorhaben einweihen, Vor- und Nachteile genau erörtern und eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Die Familie kann z.B. Unterstützung bei haushaltsnahen Aufgaben oder der Kinderbetreuung bieten. Auch gilt es, einen ruhigen Platz zum Lernen zu finden, an dem man nicht gestört werden. Ein fester Lernort und feste Lernzeiten schaffen eine gewisse Routine, erfordern jedoch auch Rücksichtnahme seitens der Familie.
Dann gilt es noch den Zeitfaktor zu berücksichtigen. Je höher der Lernaufwand, umso kürzer die Studienzeit und umgekehrt. Ein hohes Lernpensum birgt jedoch auch das Risiko einer Überforderung, der man auf Dauer nicht standhalten kann. Wer sich jedoch zu wenig Zeit für das Fernstudium nimmt, streckt die Studiendauer unnötige lange, was sich wiederum nachteilig auf die Motivation auswirkt. Wichtig sind auch ausreichende Erholungsphasen, in denen die Studienmaterialien dann wirklich nicht angerührt werden.
Desweiteren sollte die Budgetplanung vor Studienbeginn klar sein, da die hohen Studiengebühren bei privaten Fernstudiengängen durchaus einen mittleren dreistelligen Betrag im Monat erfordern und mit Einschränkungen im Privatleben einhergehen können. Auch hier gilt es, betroffene Personen, wie den Partner und die Familie, miteinzubeziehen.
Wo wir auch beim entscheidenden Stichwort wären: Einbeziehen! Wer Unterstützung bei seinem Fernstudium-Vorhaben erhalten möchte – ob seitens der Familie oder durch den Arbeitgeber – muss diese Entscheidung in gemeinsamer Abstimmung treffen, hinter dem Vorhaben stehen und gute Argumente liefern.
Dann kann sich eine Win-Win-Situation für beide Seiten ergeben, mit der auch die Aussichten auf Unterstützung deutlich steigen!
Es gibt auch Alternativen!
Ein berufsbegleitendes Fernstudium bietet durchaus Chancen, aber auch gewisse Risiken. Mit der Unterstützung durch den Arbeitgeber steigt zudem der Druck, dem Unternehmen gerecht zu werden. Auch eine berufliche Umorientierung nach Abschluss des Studiums wird häufig durch Bindungsklauseln ausgeschlossen – zumindest für einige Jahre.
Doch es gibt Alternativen!
Zum Beispiel bei der Studienfinanzierung. Neben der Unterstützung durch den Arbeitgeber bieten viele Fernhochschulen Ratenmodelle bzw. Teilzeitprogramme an, die das Portemonnaie entlasten. Daneben gibt es diverse Stipendienprogramme (über die Hochschule oder andere Organisationen), die sowohl als Vollstipendium, als auch als Teilstipendium ausgelegt sein können. Meistens werden mit den Stipendien besonders begabte und motivierte Studierende gefördert.
Als Stipendiat kann man auf verschiedenste Weise punkten, z.B. mit einer vielversprechenden Bildungslaufbahn und/oder ersten beruflichen Erfolgen, aber auch mit sozialem oder familiären Engagement zählen. Da es den perfekten Bewerber nicht gibt, sollte jeder seine Chance für ein Stipendium nutzen – es kostet nichts und man hat nichts zu verlieren!
Weitere Möglichkeiten zur Finanzierung eines nebenberuflichen Fernstudium sind Studienkredite, sowie Zuschüsse, Prämien und Gutscheine. BAföG-förderfähig sind aktuell nur die Vollzeit-Varianten eines Fernstudiums. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Studiengebühren des Erst- oder Zweitstudiums – inklusive Zusatzkosten für Fahrten, Unterbringung, Literatur etc.), steuerlich geltend gemacht werden und so die Einkommenssteuerlast mindern.
Für angehende Fernstudenten lohnt es sich also, nach alternativen Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten Ausschau zu halten und auch die individuellen Leistungen der einzelnen Anbieter zu vergleichen. Die IU bietet z.B. Studierenden in Elternzeit einen monatlichen Rabatt auf die Studiengebühren!
Auch zum akademischen Fernstudium gibt es durchaus Alternativen, die man bei seiner Entscheidung berücksichtigen sollte. So stellt das Abendstudium eine weitere beliebte Organisationsform des berufsbegleitenden Studierens dar. Dabei handelt es sich um eine Studienvariante mit regelmäßigen Vorlesungen und Seminaren, die i.d.R. abends oder am Wochenende stattfinden. Der große Vorteil im Vergleich zum Fernstudium: der persönliche Kontakt zu Kommilitonen, Professoren, Dozenten und Tutoren.
Obwohl ein Fernstudium weitaus mehr zeitliche Flexibilität bietet und nicht an einen festen Ort gebunden ist, empfinden einige berufstätige Studierende gerade die festen Lernzeiten und -Orte als organisatorischen Vorteil. Bis auf die Vorlesungszeiten und die i.d.R. längere Studiendauer unterschiedet sich ein Abendstudium kaum von einem Präsenzstudium.
Wo wir bei einer weiteren Alternative wären. Das Präsenzstudium bzw. Vollzeitstudium an einer herkömmlichen Universität oder Fachhochschule stellt zwar keine klassische Form des berufsbegleitenden Studierens dar, hat jedoch auch seine Vorzüge. Die Vorteile gegenüber einem Fern- oder Abendstudium sind, dass man seine Kräfte nicht zwischen (Vollzeit-)Job und Studium aufteilen muss, dadurch schneller zum Abschluss kommt und niedrigere Studiengebühren anfallen, als bei privaten Fernstudien-Anbietern. Hinzu kommt, dass einige Studiengänge nur als Präsenzstudium möglich sind bzw. angeboten werden.
Wer befürchtet, dass die Doppelbelastung aus Studium und Beruf ein zu hoher Stressfaktor werden könnten, für den kann ein Präsenzstudium die sinnvollere Alternative darstellen – auch wenn damit häufig Jobauszeiten und Gehaltseinbußen einhergehen mögen.
Alternativen gibt es auch bei der Studienförderung. Nicht immer stößt der Wunsch nach einem Fernstudium beim Arbeitgeber auf offene Ohren. Womöglich plant man nach dem Studium ohnehin einen Jobwechsel – damit sollte man den Arbeitgeber natürlich nicht unmittelbar konfrontieren.
Wer seine berufliche Zukunft nicht im aktuellen Unternehmen sieht, sollte Fingerspitzengefühl beweisen und seine Weiterbildungsambitionen geschickt vermitteln. Sollte man dem Arbeitgeber überhaupt vom Fernstudium erzählen? In den meisten Fällen macht es Sinn, den Arbeitgeber zu informieren. Im Verlauf eines mehrjährigen, nebenberuflichen Fernstudiums besteht immer die Gefahr, dass die Informationen doch bis zum Vorgesetzten durchsickern. Informationen bewusst zurückzuhalten kommt meistens nicht so gut an. Besser ist es, von Anfang an offen mit dem Thema umzugehen, auch gegenüber dem Arbeitgeber.
Wer ohnehin auf die zeitliche, finanzielle oder fachliche Unterstützung durch den Arbeitgeber hofft, eine Karriere im Unternehmen plant oder die Bachelor-/ Master-Thesis in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen schreiben möchte, sollte mit dem Vorgesetzten offen über seine Weiterbildungspläne sprechen. Schließlich profitiert auch der Arbeitgeber von den neuen Kenntnissen. Außerdem lassen sich so entwaige Bedenken (z.B. negative Auswirkungen durch die Doppelbelastung auf Leistung, den flexiblen Einsatz im Unternehmen etc.) ausräumen.
Anders sieht es aus, wenn das nebenberufliche Fernstudium inhaltlich überhaupt nichts mit der aktuellen Tätigkeit zu tun hat bzw. einer beruflichen Veränderung/ Neuorientierung dient. In dem Fall wären Bedenken seitens des Arbeitgebers, in naher Zukunft einen Mitarbeiter zu verlieren, nicht unberechtigt und könnten Misstrauen schüren. An dieser Stelle sollte man überlegen, die Pläne hinsichtlich Weiterbildung und beruflicher Zukunft vorerst für sich zu behalten.
Solange kein Interessenkonflikt besteht bzw. die Leistungsfähigkeit für das Unternehmen durch das Studium beeinträchtigt ist, besteht keine Verpflichtung, dem Arbeitgeber vom Fernstudium zu erzählen.
Und auch wenn es in diesem Fall nicht zu einer Win-Win-Situation kommt, so ist ein akademischer Abschluss doch zumindest eine Win-Situation, die jede Mühe wert ist!
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