Beim dritten Punkt der Artikelreihe „10 Fehler beim Fernstudium“ wird es etwas spezieller. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig und gleichzeitig aber auch schwierig es ist, die „passenden“ Module für ein Semester auszuwählen. Ich kann in meinem Fernstudium zwar erst auf ein Semester zurückblicken, aber auch das hat schon gereicht, um sich der Wichtigkeit einer überlegten Modulauswahl bewusst zu werden.
Warum ist eine überlegte Modulauswahl wichtig?
Module stellen das Zentrum des Fernstudiums dar. An der Fernuni Hagen bestehen Module immer aus einem oder mehreren Kursen, wobei bei der Belegung immer nur die Kurse entscheidend sind. Es werden also keine Module belegt. Dennoch sollte man sich bereits vor der Belegung gründlich über die einzelnen Kurse und Kursinhalte eines Moduls informieren, da man nicht nur einzelne Kurse eines Moduls belegen kann. Insofern sind die Module entscheidend und man muss – wenn man sich für ein Modul entschieden hat – anschließend auch alle Kurse dieses Moduls belegen. Prüfungen während des Studiums beziehen sich ebenfalls immer auf das gesamte Modul.
In der Auswahl der Module ist man als Fernstudent der Fernuni Hagen relativ frei. Die Module unterteilen sich in A-Module (im Pflichtprogramm) und B-Module (im Wahlpflichtprogramm). Das Pflichtprogramm umfasst insgesamt 10 A-Module, die von jedem Fernstudenten absolviert werden müssen und nicht abgewählt werden können. Das Pflichtprogramm ist bestanden, wenn:
mindestens acht A-Module mit „ausreichend“ (4,0) oder besser bewertet worden sind
und
höchstens zwei A-Module schlechter als „ausreichend“ (4,0) aber mit mindestens jeweils 25 Prozentpunkten bewertet worden sind
und
der Durchschnitt der absolvierten A-Module mindestens 50 Prozentpunkte beträgt.
Es reicht also aus, acht aus 10 A-Modulen zu bestehen. Im Wahlpflichtprogramm müssen dann insgesamt sechs B-Module absolviert werden. Dabei muss mindestens ein Modul aus der Gruppe „Betriebswirtschaftliche Module“ und mindestens ein Modul aus der Gruppe „Volkswirtschaftliche und quantitative Module“ stammen.
In der Reihenfolge der A-Module, sowie in der Auswahl der B-Module ist man völlig frei. Wahlpflichtmodule können sogar auch dann schon belegt, bearbeitet und mit den Klausuren abgeschlossen werden, wenn man noch nicht alle Pflichtmodule absolviert hat.
Eine überlegte Modulauswahl ist angesichts dieser großen Freiheit bei der Modulbelegung besonders wichtig, da eine unüberlegte Auswahl der Module dazu führen kann, dass man mit dem Lernstoff nicht klar kommt, bzw. überfordert ist, die Module inhaltlich auf anderen Modulen aufbauen oder bereits Vorkenntnisse verlangen, die man evtl. gar nicht mitbringt.
Wo also anfangen? Wie trifft man bei der Auswahl der Module die richtige Wahl?
Eine 100%ige Sicherheit bei der Modulauswahl gibt es nicht, ebenso keine Garantie, dass man die perfekte Entscheidung getroffen hat. Dennoch gibt es einige Anhaltspunkte und Tipps, die man bei der Auswahl der Module berücksichtigen und in seine Entscheidung einbeziehen kann.
Exemplarische Studienpläne der Fernuni Hagen
Bezüglich der Reihenfolge der Module im Voll- und Teilzeitstudium gibt die Fernuni Hagen selbst Vorschläge im Exemplarischen Studienplan (Studienplan im Vollzeitstudium | Studienplan im Teilzeitstudium). Die Fernuni empfiehlt zwar, sich bei der Reihenfolge der Module an den Studienplan zu halten, dieser ist jedoch, wie der Name schon sagt, rein expemplarisch und nicht zwingend zu befolgen.
Ich habe mich bei der Wahl der Module im ersten Semester genau an den exemplarischen Studienplan gehalten und demnach die beiden Module „Einführung in die Wirtschaftswissenschaft“ und „Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik“ belegt. Damals habe ich mit „Wirtschaftsmathe & Statistik“ angefangen, weil ich dies für das schwierigere Modul hielt und es schnell hinter mich bringen wollte. Doch es hat nicht lange gedauert, bis ich feststellen musste, dass ich noch einiges an Grundlagen nachzuholen habe und daher entschied ich mich erstmal, das Modul hinten anzustellen und mit „Einführung in die Wiwi“ weiterzumachen. Unterm Strich habe ich jedoch schon so viel Zeit in Wirtschaftsmathe reingesteckt, dass man nachher die Zeit für EWiwi fehlte und ich mich aus Zeitmangel entschied, beide Prüfungen erst im nächsten Semester zu schreiben.
Ich halte die Exemplarischen Studienpläne der Fernuni zwar für hilfreich und die dort dargestellte Reihenfolge der Module auch für sinnvoll, dennoch sind bei der Auswahl der Module andere Dinge entscheidender, so z.B. die Vorkenntnisse, die man für ein Modul mitbringen sollte. Denn man muss immer in Modulen denken, schließlich werden die Prüfungen später auch pro Modul geschrieben. Hat man mit einem Kurs seine Probleme, hat man sozusagen die Arschkarte gezogen. Daher ist es umso wichtiger, sich vor der Belegung gründlich anzuschauen, welche Inhalte die Kurse eines Moduls umfassen und welche Kenntnisse zur Bearbeitung des Moduls bereits vorausgesetzt werden. Nur so kann man Defizite zeitnah aufarbeiten und Zeitprobleme verhindern.
Voraussetzungen für die Teilnahme checken
Die Voraussetzungen für die Teilnahme stellen ein wichtiges Auswahlkriterium für Module dar. Bei den A-Modulen ist bzgl. der Auswahl zwar nicht viel zu machen, da sie zum Pflichtprogramm des Wiwi-Fernstudiums gehören, dennoch kann ein Blick in die Teilnahmevoraussetzungen für das erfolgreiche Bearbeiten des Moduls ausschlaggebend sein.
Wie man in der folgenden Tabelle gut erkennen kann, sind bei der Hälfte aller A-Module keine, bzw. keine speziellen Voraussetzungen notwendig. Bei fünf A-Modulen sind jedoch zusätzliche Hinweise zu hilfreichen Grundkenntnissen, sowie Voraussetzungen vorhanden:
A-Module
Modulnummer | Modulbezeichnung | Voraussetzungen |
---|---|---|
31001 | Einführung in die Wirtschaftswissenschaft | Keine speziellen Voraussetzungen |
31101 | Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik | Keine speziellen Voraussetzungen. Allerdings sind für eine erfolgreiche Bearbeitung des Moduls “Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik” auf folgenden Gebieten Grundkenntnisse mitzubringen:
|
31071 | Grundzüge der Wirtschaftsinformatik | Keine speziellen Voraussetzungen. Grundkenntnisse im Bereich der "Individuellen Datenverarbeitung", wie sie im gleichnamigen fakultativen Fernstudienkurs vermittelt werden, sind hilfreich. |
31011 | Externes Rechnungswesen | Keine speziellen Voraussetzungen |
31021 | Finanzierungs- und entscheidungstheoretische Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre (BWL II) | Keine speziellen Voraussetzungen. Grundkenntnisse im Bereich Buchführung und Jahresabschluss, wie sie im Modul "externes Rechnungswesen" vermittelt werden, sind hilfreich, können jedoch auch innerhalb des Moduls mittels Studiums bereitgestellter Zusatzmaterialien erarbeitet werden. |
31061 | Grundlagen des Privat- und Wirtschaftsrechts | Keine speziellen Voraussetzungen |
31041 | Theorie der Marktwirtschaft | Beherrschung der Differentialrechnung in einem Umfang, wie sie in den gängigen Lehrbüchern zur "Mathematik für Ökonomen" behandelt wird. |
31031 | Internes Rechnungswesen und funktionale Steuerung (BWL III) | Keine speziellen Voraussetzungen. Jedoch sind Schulkenntnisse in Mathematik, insbesondere Differentialrechnung, notwendig. |
31102 | Unternehmensführung (BWL IV) | Keine |
31051 | Makroökonomie | Keine speziellen Voraussetzungen |
Überlegt man sogar, einige B-Module den A-Modulen vorzuziehen, sollte man hier einen genaueren Blick auf die Teilnahmevoraussetzungen werfen, da bei nahezu allen Wahlpflichtmodulen Vorgaben bezüglich der Voraussetzungen für die Teilnahme getroffen werden. Oftmals sind diese nicht zwingend oder unbedingt erforderlich, jedoch findet man öfters den Zusatz, dass erforderliche Grundkenntnisse auch mit Hilfe der Kurseinheiten und zitierter Literatur erarbeitet werden können. Hier gilt es dann entsprechende Zeitpuffer für die Erarbeitung dieses Grundwissens einzuplanen.
Bei den B-Modulen hat man deutlich mehr Spielraum bei der Auswahl, da man lediglich die Bedingung erfüllen muss, mindestens ein Modul der Gruppe I und II zu belegen. Ansonsten kann man bereits im Vorfeld die Module auswählen, von denen man denkt, dass sie einem liegen. Ein Blick in die Inhalte der Module, sowie die Voraussetzungen kann die Entscheidung für oder gegen ein Modul schon mal zum Wanken bringen. So wird für eine erfolgreiche Bearbeitung der B-Module „Modellierung von Informationssystemen“ und „Informationsmanagement“ beispielsweise Grundwissen über die Informationsverarbeitung in einem Umfang, wie es im Modul „Grundzüge der Wirtschaftsinformatik“ im Studiengang Wirtschaftsinformatik vermittelt wird, vorausgesetzt.
Auch gibt es B-Module, die die gleichzeitige, bzw. vorherige Bearbeitung eines anderen Moduls erfordern.
Hier sollte man sich also sowohl was die Reihenfolge der Ab-Module, als auch die Auswahl und Reihenfolge der B-Module angeht, vor der Belegung über die Teilnahmevoraussetzungen und evtl. auch über die Inhalte des Moduls informieren. Diese findet man im Modulhandbuch des Fernstudiengangs Wiwi (Bachelor).
Eine ausführliche Aufstellungen zu den Teilnahmebedingungen aller Module im Bachelorstudiengang Wiwi findet ihr in diesem PDF.
Auf Erfahrungen anderer Fernstudenten zurückgreifen
Neben dem exemplarischen Studienplan der Fernuni, sowie den Inhalten und Voraussetzungen für die Module können und sollten auch Erfahrungen anderer Fernstudenten bei der Modulauswahl hilfreich sein. Denn egal wie sorgfältig man sich auch informieren mag, eines kann kein Fernstudium-Neuling vorweisen: Erfahrung.
Natürlich macht jeder Fernstudent seine eignen Erfahrungen mit der Bearbeitung von Modulen und Kursen und auch hier kann es schnell zu widersprüchlichen Meinungen und Ansichten kommen, aber es schaden definitiv nicht, sich diese Meinungen anzuhören. Je mehr Infos man von anderen Studenten erhält, umso einfach wird es, sich eine Meinung zu bilden. Berücksichtigt man dann auch noch die eigenen fachlichen Stärken und Schwächen, kann dies die Entscheidung bei der Modulauswahl positiv beeinflussen.
Ich habe z.B. von diversen anderen Fernstudenten erfahren, dass Wirtschaftsmathe der zentrale Kern des Wiwi-Fernstudiums ist. Probleme in diesem Bereich ziehen schnell Probleme in diversen anderen Modulen nach sich. Wirtschaftsmathe ist praktisch das Fundament des Wiwi-Fernstudiums, auf welches ein Großteil der anderen Module aufbaut. Zwar habe ich nach einigen Wochen Lernen die Studenhefte für Wirtschaftsmathe beiseite gelegt und mit EWiwi weitergemacht, aber auch dort muss man immer wieder wirtschaftsmathematische Berechnungen durchführen.
Mittlerweile kann ich jedem Newbie sagen: Fang zuerst mit Wirtschaftsmathe an, dann geht die der Rest definitiv leichter von der Hand! Und da gerade in diesem A-Modul zahlreiche Grundkenntnisse vorausgesetzt werden, empfehle ich jedem Fernstudenten, bei dem Mathe schon etwas länger her ist oder der sich in diesem Bereich noch unsicher ist, sich einen Mathewälzer zu anzuschaffen, z.B. „Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler“ und möglichst frühzeitig mit dem Aufarbeiten des Stoffs zu beginnen.
Fazit
Die Auswahl der Module sollte Semester für Semester gründlich überlegt werden. Eine unüberlegte Modulauswahl kann zur späten Feststellung fachlicher Defizite, erhöhtem Zeitaufwand für das Nachholen erforderlicher Kenntnisse und letztendlich zu Stress, Zeitproblemen und Demotivation führen.
Bei der Auswahl der Module können die Exemplarischen Studienpläne der Fernuni, die Inhalte und Teilnahmevoraussetzungen der einzelnen Module, sowie die Erfahrungen anderer Fernstudenten helfen.
Eine Garantie über die absolut richtige Entscheidung bei der Modulauswahl gibt es nicht. Aber wenn man sich vor der Belegung einige Gedanken macht und sich inhaltlich mit den Modulen auseinandersetzt und vetl. auch Inhalte vorarbeitet, ist man bereits vielen Fernstudenten voraus! Dadurch lassen sich unnötige Fehler vermeiden und man kommt schneller, besser und motivierter mit dem Fernstudium voran ;)!
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