Ostern steht vor der Tür – Eigentlich ein Grund zur Freude über das verlängerte Wochenende. Endlich ausschlafen, lange gemütlich Frühstücken und einfach mal ausspannen.
Für Fernstudenten bedeutend Feiertage jedoch nicht immer auch Ruhe und Erholung. Stattdessen bietet sich die freie Zeit an, die Studienunterlagen zu wälzen und vielleicht sogar einen höheren Lernumfang als sonst zu stemmen.
Bei einem Fernstudium gibt es nun mal keine festen Zeiten zum Lernen. Wer zudem berufstätig ist, hat ohnehin wenig Spielraum bei der Wahl der Lernzeiten. Da müssen die frühen Morgenstunden, die späten Abende, die Wochenenden oder die Feiertage herhalten.
Schließlich gibt es immer etwas zu tun…
Feiertage und das schlechte Gewissen
Die meisten Fernstudenten können sich mit Sicherheit etwas Schöneres vorstellen, als an Feiertagen zu lernen. Während Familie und Freunde entspannt nichts tun oder Freizeitaktivitäten nachgehen, wird man als Fernstudent stets von seinem schlechten Gewissen geplagt: „Ich habe doch jetzt Zeit, eigentlich müsste ich lernen.“
Es fehlt einfach Auftrieb und Kraft, um sich hinzusetzen und fürs Fernstudium zu lernen, während andere die freie Zeit genießen und sich vom stressigen Berufsalltag erholen. Dies gilt übrigens nicht nur für Feiertage, sondern natürlich auch für die Abende und Wochenenden.
Wer sich schon mal als Fernstudent versucht hat weiß, dass lange Fernsehabende oder Partynächte mit Aufnahme eines Fernstudiums seltener werden. Vielen wird erst dann so richtig bewusst, was es heißt, Freizeitaktivitäten zugunsten einer akademischen Ausbildung zu opfern.
Auch fällt es schwerer, die ohnehin rar gesäte Freizeit ausgiebig zu genießen, schließlich hätte man in dieser Zeit auch etwas für sein Fernstudium tun können. Wer unorganisiert an sein Fernstudium herangeht, macht sich das schlechte Gewissen zu einem stetigen Begleiter.
Und ein schlechtes Gewissen in bekanntlich kein sanftes Ruhekissen, sondern ein innerer Druck, der mit der Zeit jegliche Freude am Lernen vernichtet. Früher oder später wird man das Studium nur noch als Last empfinden und sich fragen: Warum tue ich mir das überhaupt an? Wofür erbringe ich eigentlich die vielen Opfer? Erst dann stellt sich heraus, ob das Projekt Fernstudium auf einem soliden Fundament gebaut wurde. Und dieses heißt Motivation.
Selbstmotivation: Durchhalten oder abbrechen?
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass ein Fernstudium ohne Selbstmotivation nicht funktioniert. Nach nur 18 Monaten habe ich mein Fernstudium an der Fernuni Hagen an den Nagel gehängt, ohne eine einzige Prüfung mitgeschrieben zu haben?
Der Grund: Falscher Studiengang, zu wenig Zeit, mangelnde Vorbereitung (vor allem auf Mathe). Diese beiden Faktoren ergaben irgendwann: Keine Lust mehr.
Motivation ist die innere Energie, die uns zum Lernen motiviert, selbst wenn alle anderen relaxen und ihren Hobbys nachgehen. Als ich noch studierte, sagte meine Mutter immer zu mir: Mach das Fernstudium zu deinem Hobby. Und Recht hatte sie: Wenn der innere Antrieb zum Lernen da ist, wird man es auch nicht als Last oder Quälerei empfinden – Selbst an Feiertagen….
In meinem Fall war das leichter gesagt, als getan. Erstens habe ich ein Studienfach studiert, das mich nicht wirklich interessierte. Zweitens habe ich kein konkretes Ziel mit dem Fernstudium verfolgt. Und drittens fehlte mir seit der Aufnahme der Selbstständigkeit die Zeit zum Lernen.
Insofern ist es kein Wunder, dass ich mich nicht fürs Durchhalten, sondern fürs Abbrechen entschieden habe. Im Nachhinein betrachtet war es für mich die richtige Entscheidung.
Doch wer Lernerfolg haben und sein Fernstudium irgendwann erfolgreich abschließen möchte, muss Selbstmotivation aufbringen. Ziele können nur durch echtes Interesse, Neugier und Begeisterung für das Studienfach, sowie einen persönlichen Bezug (Was möchte ich mit dem Abschluss anfangen?) erreicht werden.
Motivationshintergründe hinterfragen
Ein Fernstudium ist kein Ponyhof und macht auch nicht immer Spaß. Selbst, wenn grundsätzlich das Interesse für ein Studienfach besteht, wird man sich immer wieder mit Themen auseinandersetzen müssen, die langweilig, kompliziert oder einfach uninteressant sind. Da bleibt die Motivation zum Lernen schnell auf der Strecke.
In solchen Fällen hilft es, sich zu fragen: Aus welchen Motiven habe ich mein Fernstudium aufgenommen? Jetzt stellt sich heraus, ob die Argumente zum Lernen überzeugend genug sind. Oder anders gesagt: Ob die richtigen Motivationshintergünde bestehen.
In meinem Fall war die Motivation für die Aufnahme eines Wiwi-Fernstudium definitiv nicht ausreichend. Ursprünglich hatte ich es auf den Wiwi-Master abgesehen, um nach meinem Erststudium in Wirtschaftspsychologie noch einen Master draufzusatteln. Nachdem ich aufgrund eines zu geringen BWL-Anteils für den Master abgelehnt wurde, entschied ich mich kurzherum für einen Schritt davor, also für den Bachelor.
Meine Motivation? Noch ein akademischer Abschluss und damit vielleicht bessere Karrierechancen. Das war zu wenig. Spätestens, als ich mich selbstständig gemacht habe, verlor das Fernstudium seinen Sinn. Nützlich wäre es wohl gewesen, aber für mich nicht mehr sinnvoll.
Sicherlich ist an übergeordneten Zielen, wie der Ausübung eines Wunschberufs, bzw. einer angestrebten Lebensaufgabe, der Übernahme von Verantwortung und mehr Selbstständigkeit, der Erweiterung des eigenen Wissens, der Selbstverwirklichung und natürlich auch am Geld verdienen nichts auszusetzen. Auch diese Ziele können als Motivator dienen und dem Fernstudium Sinn und Richtung geben. Und zielorientiertes Handeln ist für eine erfolgreiche Lebensplanung nun mal das A und O.
Doch im Vergleich zur Lebensplanung ist die Lernplanung wesentlich kurzfristiger. Wenn es darum geht, sich heute (z.B. am Feiertag) zum Lernen zu motivieren, werden der Abschluss und das mit einem Karrieresprung verbundene höhere Einkommen wohl kaum nicht nachhaltig zum Lernen motivieren können. Dafür liegen diese Ziele – vor allem zu Beginn – noch viel zu weit in der Zukunft.
Umso wichtiger ist es, sich während der mehrjährigen Studienzeit, Zwischenziele als Motivationshilfe zu setzen.
Mit klaren Zwischenzielen motivieren
Zwischenziele definieren Zeit, Ort und Lernpensum für einen überschaubaren Zeitabschnitt. Große Lernblöcke, wie z.B. mehrere Studienhefte für ein Modul werden in kleinere Einheiten aufgeteilt, welche dann zu festen Terminen (mit sich selbst) bearbeitet werden.
Je genauer das Ziel definiert ist, umso besser und verbindlicher. Vorteil: Man sieht nicht mehr den riesengroßen Berg an Lernstoff vor sich, sondern nur noch einen kleinen Hügel, den man hier und heute gut bewältigen kann. Die Schritte zur Zielerreichung werden klarer und erscheinen erreichbar.
Die Gefahr, sich zu überschätzen und zu übernehmen ist vor allem bei Studienanfängern sehr groß. Sie wollen es sich (und anderen) beweisen und das Fernstudium so schnell wie möglich hinter sich bringen. Denn natürlich wirkt auch eine lange Studienzeit auf Dauer demotivierend. Doch ein Fernstudium ist kein Präsenzstudium, bei welchem der Fokus auf das Lernen gesetzt wird.
Stattdessen muss man als Fernstudent Job, Familie, Freunde, Hobbys und Fernstudium unter einen Hut bringen – Durchaus eine Mammutaufgabe. Zu große Lernziele sind in Anbetracht des ohnehin straffen Zeitplans der Motivationskiller Nr. 1. Die Fülle an Gefordertem kann leicht erdrückend wirken und mutlos machen. Die Tendenz zum Studienabbruch oder Langzeitstudium wächst.
Große Ziele, wie die Bearbeitung kompletter Module können besser bewältigt werden, wenn man sie in Zwischenziele unterteilt. Wenn selbst Zwischenziele nicht mehr zu stemmen sind, müssen sie erneut solange zerlegt werden, bis man das Gefühl hat, sie bewältigen zu können. Beschränkt durch die Zeit bis zur Abgabe der Einsendearbeiten, bzw. bis zur Prüfung, ergibt sich draus ein Zeitplan.
Zeitplan erstellen
Zur Motivation gehört auch immer eine gute Planung. In Anbetracht des prall gefüllten Alltags ist ein Zeitplan bei einem Fernstudium unabdingbar.
Dieser kann sowohl für das komplette Semester, als auch für einzelne Monate, Wochen oder Tage aufgestellt werden. Langfristige Ziele sollten immer zeitnah in kurz- und mittelfristige Teilziele umgesetzt werden.
Für die aktuelle Umsetzung der Ziele empfiehlt es sich, eine kurzfristige Zeitplanung auf Tagesbasis zu erstellen, die vorsieht, welchen Teil des Lernstoffs man an diesem Tag bearbeiten will.
Idealerweise besteht solch ein Zeitplan auch für die Osterfeiertage. Ähnlich, wie bei einem Termin mit Geschäftspartnern, muss man lernen, mit sich selbst verbindliche Termine zu vereinbaren – Und sich an diese zu halten. Dazu gehören Tag, Uhrzeit, Ort und Lernpensum.
Einige Fernstudenten lernen nur an Wochenenden, andere verteilen das wöchentliche Lernpensum auf die Wochentage. Wann man am besten lernt, bleibt einem selbst überlassen, ggf. muss man dies auch erst herausfinden. Wichtig ist es, die Termine verbindlich zu setzen. Eine Terminsetzung, hat den Vorteil, dass es sich dabei um eine bewusste Entscheidung handelt. Das unangenehme Gefühl „Ich muss jetzt lernen“ weicht der Entscheidung „Ich will jetzt lernen“. Das motiviert!
Neben dem Wann? spielt auch das Wo? für die Motivation eine wichtige Rolle. Man sollte sich an seinem Arbeitsplatz wohl fühlen, ungestört sein und konzentriert lernen können.
Zur Einteilung des Lernpensums sollte man sich zunächst einen Überblick über die Thematik machen. Komme ich mit den Studienheften zurecht? Muss ich ggf. auf ergänzende Fachliteratur zurückgreifen? Reichen meine Vorkenntnisse zur Bearbeitung des Lernstoffs aus? Je nach aktuellem Kenntnisstand und Thematik kann der gesamte Lernstoff einen größeren oder kleineren Umfang annehmen.
Bei der Erstellung des Zeitplans gilt es nun Prioritäten zu setzen und den zu bearbeitenden Lernstoff über das Semester einzuteilen. So entstehen Zwischenziele, die mehr Übersicht und Struktur in den Lernprozess bringen.
Realistisch bleiben!
Besonders wichtig bei Zwischenzielen: Sie müssen realistisch sein. Ansonsten wächst der kleine Hügel schnell wieder zum großen Berg heran. Je realistischer der Zeitplan erstellt wurde, umso leichter kommt es zu Erfolgserlebnissen. Demotivierender Frust über nicht eingehaltene Zeitpläne wird verringert. Dies ist leichter gesagt, als getan. Denn oftmals sind die eigenen Ansprüche oder die Erwartungen und Forderungen von Personen aus dem näheren Umfeld viel zu hoch und müssen nach unten korrigiert werden.
Um beurteilen zu können, ob die gesteckten Ziele realistisch sind, ist es wichtig, die eigenen Stärken, Schwächen und Grenzen zu kennen. Auch gilt es die für sich richtige Lerntechnik zu finden und Übung im Lernen zurückzuerlangen. Es kann daher einige Monate dauern, bis man eine für die individuellen Lebensumstände realistische Einschätzung treffen kann. In dieser Zeit sollte man unbedingt ausreichend Pufferzeiten einplanen, falls der Zeitplan doch zu optimistisch geplant war.
Motivation ist ein Prozess, eine stetige Entwicklung, in der man die Wirksamkeit des eigenen Handelns kontinuierlich überprüft. Dabei geht es darum, Motivationsmängel aufzudecken und den Ursachen auf die Schliche zu kommen:
- Sind meine Zielsetzungen realistisch?
- Schätze ich meine Fähigkeiten richtig ein?
- Lasse ich mich von Misserfolgen zu stark runterziehen?
- Sind Erfolge schon etwas Selbstverständliches für mich geworden?
Gegebenenfalls kann es auch weitere Gründe geben, weshalb man die angestrebte Leistungsanforderung nicht erfüllen kann:
- Ist das Anspruchsniveau zu hoch?
- Liegt es an mangelnden Vorkenntnissen?
- Lerne ich mit ungeeigneten Arbeitstechniken?
- Teile ich mir den Lernstoff und die Zeit falsch ein?
Die ehrliche Beantwortung dieser Fragen kann helfen, Motivationsdefizite aufzuspüren. Nur wenn man versteht, warum die Motivation, bzw. Leistung auf der Strecke bleibt, können entsprechende Schritte unternommen werden, um die Lernmotivation und Studienleistung nachhaltig zu verbessern.
Lernprozess ritualisieren
Rituale greifen auf vorgefertigte Handlungsabläufe zurück und vermitteln dadurch ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung. Sie können dabei helfen, den Lernprozess im normalen Alltag zu strukturieren und dadurch Mut, Kraft zum Durchhalten und Spaß am Lernen vermitteln.
Ein fester Lernrhythmus ist daher für die Motivation ungemein hilfreich. Feste Lernzeiten und Lernorte tragen dazu bei, dass das Lernen allmählich zur Gewohnheit. So wird vermieden, dass man neue Ausreden findet, sich ablenken lässt oder das Lernen auf den letzten Drücker erledigt. Das „Ich muss nur noch schnell“ oder „Ich muss nur noch kurz„-Virus hat keine Chance.
Viele Fernstudenten, die schon einmal im Motivationsloch gefangen waren wissen: Der Anfang ist immer das Schwierigste. Je komplexer und unbezwingbarer der Lernstoff erscheint, umso schwerer fällt der erste Schritt. Der Einstieg ins Lernen fällt leichter, wenn man sich schon am Abend zuvor für die Lerneinheit am nächsten Tag vorbereitet. Man könnte z.B. schon den Schreibtisch aufräumen, die Unterlagen bereitlegen, die man an dem Tag bearbeiten möchte und sich einen ersten Überblick über die Lerninhalte verschaffen.
Erfolge wahrnehmen
Erfolge sind die beste Motivation. Kurz- und mittelfristige Teilziele verschaffen immer wieder kleine Erfolgserlebnisse (z.B. weil man die komplizierte Aufgabe endlich verstanden hat), die Mut machen und Kraft zum Durchhalten geben.
Erfolgserlebnisse während des Fernstudiums sind der Beweis, dass die individuellen Verhaltensweisen zum Erreichen eines Zieles richtig waren und stärken so das Vertrauen in die Wirksamkeit des eigenen Handelns.
Natürlich können auch positive Rückmeldungen, Feedback und Lob von Dritten die Motivation fördern. Doch nichts motiviert so stark, wie die Kraft der Selbstwirksamkeit. Die Erfahrung, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich selbst ausführen zu können, ist die wichtigste Grundlage, um Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und gute Vorsätze in die Tat umsetzen zu können.
Während man in der Schule oder bei einem Präsenzstudium noch reichlich positives Feedback von Lehrern, Professoren, Dozenten oder Kommilitonen erhält, werden Erfolge beim Lernen zu Hause nicht sofort wahrgenommen. Im Gegenteil: Die eigenen Erwartungen sind auf permanente Erfolge programmiert. Bei Verständnisproblemen oder schlechten Noten entstehen dann schnell negative Gedanken, Selbstzweifel und das subjektive Empfinden, dass alle anderen irgendwie schneller, besser und erfolgreicher in ihrem Fernstudium vorankommen.
Die Folge solcher Gedankengänge ist zwangläufig Demotivation. Der Ausweg: Erfolgserlebnisse, welche die Motivationsstruktur nachhaltig verbessern und das Selbstvertrauen stärken.
Damit Erfolge ihre motivierende Wirkung entfalten können, hilft es, sich den täglichen Lernfortschritt vor Augen zu führen. Es muss nicht immer die bestandene Prüfung sein. Auch auf kleine Erfolge kann man stolz sein. Wer lernt, auch diese wahrzunehmen, wird weiterhin zu guten Leistungen angespornt, die in der Summe große Erfolge ergeben.
Zur Visualisierung des täglichen Lernerfolgs eignen sich folgende Rituale:
- Fertiges auf dem Lernplan abhaken (und sehen, was man schon erreicht hat)
- Erarbeiteten Lernstoff noch überfliegen (und sich freuen, dass jetzt alles vertrauter und klarer ist)
- Arbeitsergebnisse bündeln (und den Stapel an bereits Erarbeitetem wachsen sehen)
Bei einem Fernstudium muss man sich die Erfolge selber schaffen und nicht erst auf eine gute Note bei der Prüfung hoffen. Für eine langfristige Motivation wäre das zu wenig, zumal man das große Ziel, nämlich den Abschluss, auch nicht in einem einzigen Kraftakt erreicht. Ebenso, wie man beim Lernen Schritt für Schritt vorgeht, sollten auch man auch Teilerfolge zu würdigen wissen.
Dank der hohen Flexibilität eines Fernstudiums kann man das Lernen nach seinen eigenen Maßstäben gestalten, sich die Lernziele selbst schaffen und zu hohe Ansprüche ggf. reduzieren. Neben Planung und Ausführung gehört dazu auch die kontinuierliche selbstkritische Kontrolle des persönlichen Leistungsvermögens.
Wer in kleinen Schritten denkt und auch erreichte Teilziele wahrnimmt, wird unterm Strich mehr Erfolge und Motivation erfahren. Natürlich werden auch Misserfolge auftreten. Doch genauso, wie bei erreichten Zielen, gilt es auch nicht erreichte Lernziele realistisch zu beurteilen und weder über- noch unterzubewerten.
Abschalten lernen
Ebenso, wie es Zeit zum Lernen gibt, muss es auch Zeit zum Abschalten geben. Um die dauerhafte Belastung aus Berufs-, Familien- und Studentenleben bewerkstelligen zu können, sind Erholungsphasen enorm wichtig. Ansonsten droht irgendwann das Burnout.
Erholungsphasen sollten, wie Lernphasen, verbindlich eingeplant und auch eingehalten werden. Wer sich beim Lernen an seinen Zeitplan hält, wird sich auch mit gutem Gewissen erholen können. Doch das fällt vielen Fernstudenten schwer. Denn feste, von außen definierte Zeichen, die das Ende des Lerntages einläuten, gibt es nicht. Diese muss man sich selbst setzen.
Das können das bloße Verlassen des Lernortes, das Einschalten Fernsehers, Musik hören, Sport oder Entspannungsübungen sein.
Belohnungen schaffen
Neben ausreichend Erholungsphasen sind regelmäßige Belohnungen hilfreich, um sich konkret mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Erfolge und Belohnungen haben einen positiven Effekt auf die Motivation, wenn sie unmittelbar aufeinander folgen.
Die Belohnung sollte also nicht aufgeschoben werden, sondern gleich im Anschluss an das Erfolgserlebnis erfolgen. Ansonsten verliert die Belohnung ihre Wirkung. Und mit Erfolgserlebnissen sind nicht nur erfolgreich bestandene Prüfungen gemeint. Für die Motivation ist es wichtig, jeden geschafften Lernschritt zu belohnen. Im Idealfall stehen also tägliche Belohnungen auf dem Programm.
Diese können bei kleinen Erfolgen z.B. ein Besuch bei Freunden, im Schwimmbad oder Kino, ein gemütlicher Fernsehabend mit dem Partner oder ein Restaurantbesuch sein. Größere Erfolge, wie bestandene Prüfungen können auch mal mit einem Urlaub oder besonderen Erlebnissen zelebriert werden. Nicht der Umfang, sondern die Regelmäßigkeit ist entscheidend.
Regelmäßige Erfolgserlebnisse fördern das individuelle Lernen und steigern das Selbstbewusstsein. Mit zunehmender Dauer des Fernstudiums wird man Vieles über den eigenen Lernstil, sowie die eigenen Stärken und Schwächen lernen. Diese Erkenntnis hilft, die eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können und realistische Lernziele zu formulieren. Die damit einhergehenden Erfolge motivieren wiederum zu neuen, höheren oder größeren Aufgaben.
Es entwickelt sich eine Positivspirale, welche dank des positiven Effekts auf das Selbstwertgefühl immer wieder aufs Neue zum Lernen motiviert. Erfolge allein stellen jedoch noch keine Belohnung, sondern lediglich eine erfüllte Aufgabe dar. Während eines Fernstudiums wird es kaum Belohnungen von außen geben, da das Lernen selbst selbstorganisiert und selbständig erfolgt. Insofern steht man als Fernstudent selbst in der Verantwortung, sich regelmäßig zu belohnen.
Bei der Belohnung sollte es sich um einen echten Vorteil, bzw. eine Verbesserung handeln, also nichts, was man ohnehin erledigen würde. Benso ist es auch wichtig, sich bei Nichterfüllung einer Aufgabe nicht zu bestrafen und z.B. auf alltägliche Entspannungssituationen zu verzichten. Strafen wirken keinesfalls motivierend, sondern verschlimmern die Situation nur noch zusätzlich. Satt eine Positivspirale aus Zieleerreichung und positiven Anreizen, schafft man sich so eine Negativspirale aus Zielverfehlung und negativen Anreizen.
Daher sollte bei an Lernziele gekoppelte Belohnungen stets gelten: Wird das Lernziel erreicht, ist die Belohnung ein Muss. Die Belohnung soll schließlich helfen, das erwünschte Lernverhalten positiv zu verstärken. Wird das Lernziel hingegen verfehlt, gibt es keine Belohnung (aber auch keine Bestrafung).
Welche Art von Belohnung besonders einen besonderen Anreiz schafft, bzw. motiviert, muss jeder für sich individuell herausfinden. Ob neues Buch, ein Stadt- oder Shoppingbummel, gemütlich Fernsehen, der Besuch eines Konzertes oder Theaters oder ein Wellnessausflug mit der besten Freundin – Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich nach einem erreichten Lernziel zu belohnen.
Für manche mag es zwar übertrieben klingen, sich selbst zu belohnen, da man sich das Fernstudium (und alle damit verbundenen Aufgaben und Problemen) selbst ausgesucht hat. Wer jedoch auf Belohnungen verzichtet, läuft schneller Gefahr, aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen, vom Lernen abgehalten zu werden. Als wäre da eine innere Blockade, die das Lernen unattraktiv und schwerfällig erscheinen lässt.
Diese aufkommende Demotivation, mit der früher oder später jeder Fernstudent zu kämpfen hat, gilt es abzustellen. Wie? Indem man Mechanismen und Strategien entwickelt, das Lernen mit positiven Gedanken zu verknüpfen. Belohnungen sind da ein äußerst nützliches Werkzeug, dessen man sich als Fernstudent daher unbedingt bedienen sollte.
Negative Einflüsse abstellen
Neben dem Druck, den man sich ohnehin schon selbst macht, können auch „gut gemeinte“ Ratschläge und Bemerkungen von Familie, Freunden oder Arbeitgeber zusätzlichen Druck aufbauen. Solche negativen Gedanken müssen abgestellt werden. Die Wirkung von verletzenden Worten greift tief und kann das Selbstvertrauen schmälern. Doch wer im Fernstudium erfolgreich sein will, braucht Selbstvertrauen. Insofern ist es wichtig, negativen Gedanken keinen Raum zu geben. Hierfür sollte man Dritte darauf hinzuweisen, dass ihre „gut gemeinten“ Äußerungen kontraproduktiv sind.
Kommen die negativen Gedanken aus einem selbst, z.B. weil man Angst vor einem neuen, unbekannten oder komplizierten Thema hat, so hilft es, sich vorab mit der Thematik zu beschäftigen. Ein Beispiel für ein typisches Angst-Thema ist Mathematik. Da der Mathe-Unterricht bei den meistes Fernstudenten bereits einige Jahre zurückliegt, hilft es, vor Bearbeitung der Studienhefte, Grundkenntnisse aufzufrischen, um die Angst vor dem Unbekannten zu reduzieren.
Unterstützung durch andere
Bei einem Fernstudium ist man zum Großteil auf sich alleine gestellt. Doch Unterstützung durch andere, seien es Familie, Freunde oder Kommilitonen, ist ein mitentscheidender Faktor für den Erfolg eines Fernstudiums. Diese kann sich in Rücksichtnahme auf die Lernzeiten, Zuspruch oder praktische Unterstützung handeln.
Neben dem Rückhalt aus dem Familien- und Freundeskreis können Lerngruppen die Lernleistung fördern und zusätzlich motivieren. Ein Fernstudium bedeutet keineswegs, dass man nur im stillen Kämmerlein vor sich hin lernt. Mittlerweile verfügen alle Fernhochschulen über einen Online-Campus und bieten in Präsenzveranstaltungen oder über Kontaktlisten die Möglichkeit, mit Kommilitonen in Kontakt zu treten.
So findet man schnell andere Fernstudenten in der eigenen Stadt, mit denen man sich zum Lernen verabreden kann. Damit der Lerneffekt nicht auf der Strecke bleibt, sollten Lerngruppen nicht allzu groß sein (2 – 4 Personen sind ideal) und ein realistisches Anspruchsniveau verfolgen, das von allen Gruppenmitgliedern akzeptiert wird. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, exakt denselben Lernstoff zu haben. Wichtig ist, dass die Gruppentreffen einem gemeinsamen Ziel dienen und das Lernen fördern.
Da alle Gruppenmitglieder in einer ähnlichen Situation sind, kann bereits hilfreich sein, sich mit ihnen über auftauchende Probleme und Zweifel auszutauschen. Schließlich stehen andere Fernstudenten vor derselben Herausforderung, Beruf, Freizeit und Studium unter einen Hut zu bekommen.
So kann man sich gegenseitig emotionale Unterstützung bieten und Mut zusprechen oder aber praktische Hilfe leisten und bei fachlichen Fragen oder der Erstellung von Lern- und Zeitplänen behilflich sein. Ein weiterer Vorteil von Lerngruppen ist, dass die Verabredungen verbindlicher sind und man weniger dazu geneigt ist, die Lerntermine auf die lange Bank zu schieben.
Selbst, wenn jeder inhaltlich etwas anderes lernt, so fördern Gruppentreffen die Wahrscheinlichkeit, die vorgenommenen Lernziele tatsächlich zu erfüllen. Man kennt es aus dem Schulunterricht oder Präsenzstudium: Auch wenn man mal keine Lust hatte, haben feste Unterrichts-, bzw. Vorlesungszeiten zumindest dazu beigetragen, dass man hingegen ist und sich mit dem Lernstoff auseinandergesetzt hat.
Lerngruppen können wichtige Erfolgserlebnisse verschaffen und den Lerneffekt sowohl fördern, als auch fordern. Das stärkt das Selbstbewusstsein und schafft neue Motivation für die nächsten Lernschritte.
Fazit
Motivation ist für nachhaltige Lernfortschritte im Fernstudium unabdingbar. Allerdings ist es nicht immer leicht, sich unter der Doppelbelastung Beruf und Fernstudium zum Lernen aufzuraffen und die Abende, Wochenenden und Feiertage zu „opfern“. Doch genau an dieser Denkweise liegt der Fehler. Ein Fernstudium darf niemals notwendiges Übel empfunden werden, das tägliche Opfer fordert.
Stattdessen steht man als Fernstudent vor der Herausforderung, mit positiven Gedanken gegenzusteuern und Freude am Lernen zu entwickeln. Der richtige Motivationshintergrund (Wofür mache ich das Fernstudium eigentlich?), die Vergegenwärtigung von Zielen (Wofür brauche ich den Abschluss später?), sowie echtes Interesse und Neugier für das Studienfach sind die Basis-Elemente für mehr Motivation beim Lernen.
Ein angenehmer Lernort, ein Zeitplan, sowie eine gute Vorbereitung auf das Lernen schaffen Stabilität und Sicherheit. Die Organisation und Planung des eigenen Studiums tragt dazu bei, dass man das Lernen nicht als Zwang („Ich muss jetzt lernen„), sondern vielmehr als bewusste Entscheidung („Ich will jetzt lernen“) empfindet.
Die Unterteilung von größeren Lernetappen in kleinere Zwischenziele schafft Struktur und das Gefühl „Das kann ich schaffen!„. Ein Lern- und Zeitplan muss jedoch realistisch sein und bedarf daher kontinuierlicher Kontrolle (Kann ich das Lernziel ist der vorgegebenen Zeit erreichen? Habe ich mir womöglich zu viel zugemutet? Mit einer ehrlichen Selbstkontrolle wird man mit zunehmender Dauer des Fernstudiums immer besser einschätzen können, welches Lerntempo den eigenen Bedürfnissen entspricht.
Es gilt also stets einen Abgleich zwischen eigenen Erwartungen und den eigenen Fähigkeiten, bzw. Möglichkeiten vorzunehmen. Je realistischer die gesteckten Ziele, umso mehr Erfolgserlebnisse wird man erfahren.
Belohnungen auf erfolgreich umgesetzte Lernziele unterstützen die Motivationsentwicklung und schaffen positive Anreize. Dabei gilt es auch kleine Erfolge wahrzunehmen und zu würdigen. Schließlich trägt auch ein noch so kleinster Lernschritt in der Summe zum erfolgreichen Abschluss des Großprojekts Fernstudium bei.
Und wie sagte Konfuzius bereits: „Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehen bleibst“ ;).
Hallo, vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel. Es ist tatsächlich nicht so einfach sich immer wieder selbst zu motivieren. Ich hatte auch erst ein Fernstudium an der Fernuni Hagen begonnen. Bedingt durch Jobwechsel, Beziehung etc. habe ich jedoch auch abgebrochen. Für das eigene Ego habe ich dann im letzten Jahr in Hamburg eine Weiterbildung zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen absolviert. Dieses mal jedoch nicht als Fernstudium sondern in der Abendschule. Hier ist man natürlich schon zeitlich ziemlich eingespannt. Das Fernstudium bietet den Vorteil der freien Zeiteinteilung. Vielleicht hätte mir dein Artikel an der Fernuni Hagen geholfen.
Gruß
Christian