Beim Fernstudium ist man Schüler und Lehrer gleichzeitig, schließlich bringt man sich den Großteil des Lernstoffs selbst bei. Wo sich andere Studenten an Präsenzunis von ihren Profs mit Wissen berieseln lassen, ist ein Fernstudent auf sich alleine gestellt.
Im Fernstudium bestimmt man selbst, wann, wo, wieviel und ob man überhaupt lernt. Diese Entscheidungsfreiheit und Flexibilität ist zwar ein riesiger Vorteil des Fernstudiums, kann für so manchen Fernstudenten allerdings auch zum Verhängnis werden.
Es ist ja nicht so, dass Fernstudenten sonst nichts zu tun haben. Die meisten Fernstudenten sind berufstätig, manche haben bereits Familie und die Zeit ist allgemein sehr knapp bemessen.
Auch, wenn man bereits, wie ich, ein Studium absolviert hat, ist ein Fernstudium keinesfalls damit zu vergleichen. Damals bin ich morgens ganz normal zur Uni gegangen, habe mir die wichtigsten Vorlesungen angehört, einiges aufgeschrieben und hatte immer viel Freizeit. Ok, ich habe nebenbei gejobbt, aber es war eben trotzdem ein typisches Studentenleben.
Nun bin ich voll berufstätig, habe auch viele zeitraubende Hobbys, einen Freund (zählt auch zu Hobbys ;)) und habe mir damit den perfekten Zeitpunkt für mein Fernstudium ausgesucht! In meinem Arbeitszimmer liegt ein Haufen Broschüren, welche in wenigen Monaten gelesen und bearbeitet werden möchten.
Ach ja, das Fernstudentenleben ist schon schwer. Aber jammern bringt nichts! Ein Fernstudium will und muss organisiert sein, sonst darf man sich bereits im ersten Semester entweder in die Reihe der Studienabbrecher oder der Durchfaller eingliedern. Das möchten wir natürlich verhindern. Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, wie ich zum Erfolg meines Fernstudiums beitragen kann und hier sind meine Tipps für einen erfolgreichen Studieneinstieg!
Arbeitsplatz aufräumen
Das war die erste Amtshandlung, die ich getroffen habe. Ohne einen sauberen, aufgeräumten Ort, an dem man lernen kann, bleibt auch die Motivation auf der Strecke.
In meinem Fall habe ich das komplette Arbeitszimmer umgeräumt, weil die Anordnung der Möbel irgendwie nicht passte. Ich kenn mich zwar nicht so gut mit Feng Shui und so aus, aber „das Chi ist nicht richtig geflossen“. Wir sind zwar bereits vor zwei Jahren in unsere jetzige Wohnung eingezogen, aber das Arbeitszimmer haben wir seitdem eher selten benutzt. Wozu auch?
Mein einziger Arbeitsplatz war bisher in der Arbeit. Nun hat sich das mit Beginn des Fernstudiums deutlich geändert. Ich kann auch nur dort lernen, wo ich mich wohl fühle und das Gefühl habe, dass alles strukturiert ist.
Insofern bin ich mir sicher mit dem Aufräumen des Arbeitszimmers einen ersten Schritt zum Lernerfolg beigetragen zu haben. Nun liegen alle Studienhefte fein säuberlich in kleinen Stapeln, nach Kurs sortiert, auf meinem Schreibtisch.
Langsam, aber stetig
Den Schock beim Anblick des Umfangs meines ersten Studienpakets habe ich schon längst überwunden, dennoch ist es etwas beängstigend, wenn man sieht, dass es doch ganz schön viel Lernstoff ist, den man zu bewältigen hat.
Hier heißt die Devise: Langsam, aber stetig. Irgendwann muss man schließlich anfangen. Es bringt daher nichts, sich verrückt zu machen. Das ändert auch nichts am Lernumfang. Der erste Schritt ist immer der Schwierigste.
Ein Burn-Out vor dem Lernen ist nicht gerade hilfreich, daher lieber kleine Lernziele setzen und langsam, aber stetig voranschreiten.
Das richtige Zeitmanagement
Zu langsam sollten die Lernschritte auch nicht sein, schließlich gibt es auch beim Fernstudium fixe Termine, an die man sich halten muss. Da hätten wir z.B. Termine, zu denen die Selbstkontroll- und Einsendeaufgaben bearbeitet werden müssen und natürlich die Prüfungstermine. Die Selbstkontrollaufgaben sind zwar freiwillig, aber das rechtzeitige Absenden der Einsendeaufgaben (die dann auch noch zu 50% bestanden werden müssen) ist Voraussetzung, um an der Prüfung teilzunehmen.
Das richtige Zeitmanagement stellt so manchen Fernstudenten vor eine große Herausforderung. Aber zwei Eckdaten haben wir schon mal. Das heutige Datum und die Termine, zu denen irgendwas erledigt sein muss.
Um die Zeit dazwischen geht es. Ich muss für einige Kurse z.B. alle Einsendeaufgaben bis zum 06.01. bearbeitet und eingeschickt haben. D.h. ich habe noch gut zwei Monate Zeit, um mir den Lernstoff anzuschauen und die Aufgaben zu bearbeiten. Dass sich die gesamten Studienmaterialien auf insgesamt vier Kurse aufgliedern, die einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad haben, macht die Sache nicht gerade einfacher. Ich ziehe es vor, mit den Kursen anzufangen, die ich als am Schlimmsten oder am Schwierigsten empfinde, z.B. Lineare Algebra. Obwohl – manchmal stellen sich die Kurse, die man zu Beginn unterschätzt, als die wahren Lernbrocken da!
In Punkto Zeitmanagement muss man sich einfach ein stückweit selber einschätzen, welche Lerninhalte eine Herausforderung darstellen und evtl. mehr Zeitaufwand erfordern könnten. Zur richtigen Zeiteinteilung gehört auch das Einplanen von Ereignissen, die entweder Lernzeit fressen (z.B. Besuche bei den Eltern, Hausputz etc.) oder Lernzeit freischaufeln (z.B. Urlaub).
Lernstoff einteilen
Bei der Zeitplanung sollte man zum Einen berücksichtigen, wann man wie viel Zeit zum Lernen aufwenden kann, bzw. wieviel Zeit überhaupt zur Verfügung steht. Zum Anderen sollte man den Umfang des Lernstoffs auf diese Zeit aufsplitten, um dem Burn-Out vor den Stichterminen entgegenzuwirken.
Ich habe solche Selbstversuche gerne mal während meines Studium an der Uni Lüneburg gemacht und mir großzügige 3-4 Tage zum Lernen (direkt vor den Prüfungsterminen) gewährt. Ich kann nur sagen: Lasst es!
Ich gehöre zwar zu den Spätlernern, aber bei meinem Wiwi-Fernstudium werde ich den Lernstoff definitiv in kleinen Häppchen lernen und kontinuierlich lernen, um mir den großen Stress zu ersparen. Davon hat man als berufstätiger Student sowieso schon genug….
Die Kraft der Selbstmotivation
Apropos Arbeitsstress: Der für mich größte Demotivator für ein Fernstudium. Wie schön ist es, nach einem anstrengenden 8-Stunden-Arbeitstag, stressigen Hin- und Herfahrten in überfüllten U-Bahnen, nervigen Warteschleifen an Supermarktkassen und langsamen Verkäuferinnen, einen Blick in seine Studienhefte zu werden! Super! In solchen Momenten fragt man sich, wie man auf diese Wahnsinnidee mit dem Fernstudium gekommen ist!
Hier ist Selbstmotivation gefragt! Ich weiß, ist leichter als gesagt, aber irgendwomit muss man sich ja zum Lernen motivieren. Mich motiviert eigentlich Lerndruck ziemlich gut, z.B. wenn die Zeit knapp wird… Aber das Thema hatten wir ja schon, das Ganze kann nämlich auch schnell nach hinten losgehen….
Was wirkt also motivierend? Besonders motivierend sind kleine Ziele, die man erreicht hat. Ich freue mich z.B. wenn ich irgendeine Formel, die zuerst total verwirrend war, später durch Lesen des Lernstoffs verstehe. Dann merkt man, dass es in kleinen Schritten vorangeht und man sich selbst etwas beigebracht hat. Auch kleine Belohnungen nach dem Lernen können motivieren sein. Wenn man sich z.B. vornimmt, dieses Kapitel heute zu lernen und später ins Kino zu gehen, kann dies zum Lernerfolg beitragen.
Auch die Unterstützung von Dritten kann zum Lernen motivieren. Wenn mehrere Personen wissen, dass man ein Fernstudium macht und gewisse Ziele verfolgt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man diese dann auch tatsächlich erfüllt. Auch emotionale Unterstützung, von z.B. Freunden & Familie spielt eine große Rolle, um mit Enttäuschungen oder in Stressphasen nicht die Motivation zu verlieren.
Fazit
Die Balance zwischen Lernen, Arbeit und Erholung stellt beim Fernstudium die größte Herausforderung da. Aus meiner Sicht ist es definitiv von Vorteil, seine Lerntechniken, Ziele und persönlichen Umstände zu analysieren, um das Optimum für sein Fernstudium herauszuholen. Jeder tickt anders, lernt anders und lebt in einer individuellen Lebenssituation. Sich seiner persönlichen Umstände bewusst zu sein, Zeitdiebe zu entlarven und aus der persönlichen Situation das Optimum für sein Fernstudium herauszuholen ist die Kunst, die es zu erlernen gilt ;)!
Hi Alicia,
echt tolle Zusammenfassung 🙂 Ist eigentlich einleuchtend, aber man sollte sich das ganze trotdem mal richtig vor Augen führen…
Eine Frage an dich (vielleicht noch zu früh zu beantworten), wieviel „pure“ Freizeit hast du denn so unter der Woche nach der Arbeit noch, neben dem Studium?
Hey Tobi,
dadurch, dass ich flexible Arbeitszeiten habe und i.d.R. immer von 7-16 Uhr arbeite, habe ich eigentlich (relativ) viel Freizeit.
Nach der Arbeit gehe ich aber meistens noch zum Sport und bin dann so gegen halb 8 zu Hause. Ich habe mir vorgenommen täglich mind. 1 Std. zu lernen. Wenn ich das direkt nach dem Essen mache, ist es so 9, halb 10. Dann hätte ich theoretisch „Freizeit“. Am Wochenende lern ich so 3-4 Std. Der Rest ist dann auch Freizeit, bzw. geht für Sport etc. drauf.
Es ist nicht so knapp, wie man eigentlich denkt. Sport kostet mich zwar viel Zeit, zählt aber auch zu meiner Freizeit und ist ganz gut zum Ausgleich. Sonst bin ich ein TV-Junkie, kann aber auch gut beim Fernsehen lernen, sodass ich noch was von meinen Lieblingssendungen mitkriege.
Mir fällt es aber leichter, unter der Woche zu lernen und dafür die Wochenenden nicht vollständig mit Lernen zu verbringen. Denn Erholung muss sein ;)!
Hi Alicia,
interessanter Blog :o)
Ich selbst studiere zwar nicht wirklich, mache aber den Heilpraktiker im Fernunterricht. Die Menge an Lernstoff ist hier auch beachtlich – man hat anfänglich das Gefühl, es nie zu schaffen.
Mich interessiert, wie gut Du aus Büchern lernen kannst? Machst Du Dir Notizen aus den Büchern? Ich habe mit dem Lernen aus Büchern so meine Probleme, wenn ich mir etwas rausschreibe, dann schreibe ich fast das ganze Buch ab. Ich schaffe es irgendwie nicht, eine Einteilung in tatsächlich wichtig und vernachlässigbar hinzubekommen.
Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg,
Mike
Hey Mike,
vielen Dank für deinen Kommentar! Egal ob akademisches Studium oder Fernlehrgang – Ich glaube, die Menge an Lernstoff nimmt sich da nicht so viel ;). Der Bachelor/Master dauert nur länger… Aber ich kann mir vorstellen, dass du auch einen ganz schönen Berg Material bekommen hast.
Ich persönlich konzentriere mich in erster Linie immer auf die Inhalte der Studienhefte, da sie die Grundlage für die Prüfung sind. Nur werden einige Inhalte teilweise nicht sonderlich gut erklärt, z.B. war das bei mir bei Wirtschaftsmathe so. Es lag aber auch an meinem inzwischen zu großen Teilen verloren gegangenen Grundlagenwissen, welches ich wieder auffrischen musste.
Ich schlage daher hier und da auch etwas in Büchern nach, jedoch gibt es Bücher und Bücher. Besser gesagt: Gute und Schlechte. Wenn man ein wirklich gutes Buch gefunden hat, mit dem man klarkommt, kann man sich den Lernstoff auch nur anhand des Buches aneignen und die Inhalte mit den Studienheften abgleichen.
Bei Mathe und Statistik geht das besonders gut, da es hier auf das Verständnis ankommt. Man muss die Inhalte später in Aufgaben anwenden können und da spielt es keine so große Rolle, womit man sich das Wissen angeeignet hat.
Ich lerne zwar auch mit Büchern, dann aber hauptsächlich, um mir bestimmte Inhalte verständlich zu machen, die in den Studienheften schlecht dargestellt wurden. Aber ich kenne auch dein Problem mit dem Rausschreiben. Wenn man erstmal damit anfängt, dann ist schnell das ganze Buch abgeschrieben. Wenn das Buch deine Grundlage zum Lernen ist, dann könntest du dir auch Notizen ins Buch schreiben, bzw. wichtige Stellen markieren.
Inhalte Rauszuschreiben ist zwar besser zum Verinnerlichen der Inhalte, kostet aber auch viel Zeit.
In den letzten Monaten lerne ich verstärkt mit Online-Tutorials (z.B. von Lecturio), da es mal eine gute Abwechslung ist, Inhalte von einer Person erklärt zu bekommen – Gibt es ja nicht allzu oft im Fernstudium ;). Dabei schreibe ich auch mit und kann die Inhalte des Tutorials später immer nachschlagen.
Bei dem Problem mit der Einteilung von wichtigen und weniger wichtigen Inhalten helfen auch alte Klausuren, anhand derer man sehen kann, was abgefragt wird. Vielleicht gibt der Tutor oder Dozent auch Hinweise zu prüfungsrelevanten Inhalten. Falls nicht, hilft nur das mehrfache Wiederholen der relevanten Inhalte (also derer, die auch in den Studienheften behandelt werden) und zu guter Letzt: Mut zur Lücke ;)! Denn alles wird man nie perfekt auswendig können.
Ich hoffe, dir etwas weitergeholfen zu haben und wünsche dir viel Spaß beim Fernstudium und viel Erfolg beim Lernen!
Viele Grüße,
Alicia