Selbstmotivation im Fernstudium ist die Fähigkeit, das Studium aus eigenem Antrieb und ohne externe Einflüsse, wie Lob oder Zwang zu beginnen und solange sorgfältig und konsequent durchzuführen, bis das Studienziel erreicht ist.
Da man während des Fernstudiums in erster Linie auf sich alleine gestellt ist, ist der innere Antrieb ein entscheidender Erfolgsfaktor. Zwar mögen auch äußere Umstände, wie Anerkennung, Druck oder Ermutigung von anderen Personen, der Grund für das Absolvieren des Fernstudiums sein, jedoch ist der eigene Wille, das Interesse und vor allem auch der Spaß am Lernen für ein langfristig erfolgreiches Studium unabdingbar.
Andere Personen – ob Chef, Eltern, Partner oder Freude – können den Verlauf des Studiums nur bedingt beeinflussen. Über mehrere Jahre kontinuierlich Lernen, Üben und Prüfungen ablegen muss man alleine, und das erfordert viele Opfer und ist ohne Selbstmotivation und den inneren Willen kaum zu schaffen.
Im vierten Teil der Artikelreihe „10 Tipps für mehr Selbstmotivation im Fernstudium“ möchte ich auf die Bedeutung der auf den ersten Blick vielleicht etwas banalen Frage: „Warum mache ich das eigentlich?“ eingehen.
Ziel dieser Frage soll es nicht sein, Selbstzweifel zu entwickeln, sondern die Entscheidung für das Fernstudium zu hinterfragen. Denn um sich selbst zu motivieren, ist es wichtig, zu 100% hinter dem zu stehen, was man da tut. Man muss den Sinn und Zweck verstehen und mit seinen persönlichen Zielen und Wünschen abgleichen. Der Sinn des Fernstudiums ist wichtig, um dem Studium und dem damit verbundenen Lernaufwand eine Priorität und Wichtigkeit zu geben und sich selbst besser motivieren zu können.
Intrinsische vs. Extrinsische Motivation
Selbstmotivation wird häufig mit dem Begriff „Intrinsische Motivation“ wiedergegeben. „Intrinsisch“ bezieht sich dabei auf das Ausführen einer Tätigkeit um ihrer selbst willen, z.B. weil sie Spaß macht, den eigenen Interessen entspricht oder eine eine Herausforderung darstellt.
Je größer die Übereinstimmung zwischen den eigenen Wünschen und den Aufgaben, umso höher ist auch die intrinsische Motivation. Hobbys und Freizeitaktivitäten sind i.d.R. intrinsisch motiviert. Man trifft sich schließlich meistens freiwillig mit Freunden, geht Shoppen oder ins Kino. Hier stimmen die eigenen Wünsche mit der Tätigkeit überein, weil man Spaß an der Sache hat und diese genießt.
Übertragen auf das Fernstudium bedeutet intrinsische Motivation, man studiert freiwillig, bzw. aus reinem Selbstzweck, einfach weil das Studium so viel Spaß macht, man das Lernen regelrecht genießt und einen die „Schaffenslust“ packt.
Ok, das mag für den ein oder anderen übertrieben klingen, aber würde man aus rein intrinsischer Motivation studieren, wäre dies der Fall. In vielen Fällen wird dies jedoch nicht der Fall sein. Ich würde sogar behaupten, dass eine rein intrinsisch motivierte Studienaufnahme eher die Seltenheit ist. Denn arbeitsbezogene Tätigkeiten häufig eher extrinsisch motiviert.
Im Vergleich zu intrinsischer Motivation, steht bei extrinsischer Motivation der beabsichtigte Effekt im Mittelpunkt. Man möchte eine bestimmte Leistung erbringen, weil man sich davon einen Vorteil verspricht (z.B. Belohnung, Anerkennung, Lob) oder einen Nachteil (z.B. Strafe) vermeiden möchte. Ein rein extrinsisch motiviertes Fernstudium wäre demnach nur Mittel zum Zweck.
Was soll uns dieser Unterschied sagen? Muss ein Fernstudium, damit es langfristig erfolgreich durchgeführt werden kann, vollständig der intrinsischen Motivation entspringen? Sicherlich nicht, alles andere wäre Wunschdenken. In den meisten Fällen ist es ein Mix aus intrinsischer und extrinsischer Motivation, der uns zu einem Fernstudium bewegt, den diese beiden Motivationstypen schließen sich nicht notwendigerweise gegenseitig aus.
Fernstudenten können demnach eine hohe intrinsische Motivation aufweisen, obwohl sie mit ihrem Studium einen anderen Zweck, z.B. beruflichen Aufstieg, mehr Gehalt oder bessere Jobaussichten, verfolgen. Externe Anreize können die intrinsische Motivation sogar erhöhen, wenn sie als Zeichen für die Kompetenz der Person gewertet werden. So kann z.B. die die Aussicht auf eine Beförderung nach erfolgreichem Studienabschluss den inneren Antrieb zusätzlich verstärken.
Doch die intrinsische Motivation ist und bleibt der entscheidende Erfolgsfaktor. Denn sie ist leistungsfördernder, prägender und angenehmer, als eine extrinsische Anreize. Auch wenn bei den meisten Fernstudenten sicherlich auch externe Einflüsse eine Rolle bei der Aufnahme und Durchführung des Fernstudiums spielen, so sollte der Anteil der intrinsischen Motivation möglichst hoch sein.
Es ist ist daher notwendig, sich regelmäßig zu fragen, warum man sich eigentlich für das Fernstudium entschieden hat und was für ein Ziel man damit verfolgt.
Warum mache ich das eigentlich?
Warum habe ich mich für ein Fernstudium entschlossen? Oder: Warum plane ich, ein Fernstudium zu absolvieren? Welchen Nutzen verspreche ich mir von dem Studium?
Kein Fernstudent studiert grundlos. Ob persönliche Weiterentwicklung, Vertiefung fachlicher Qualifikationen oder Verbesserung von Arbeitsmarktchancen – Es gibt viele Motive, die zur Aufnahme eines Fernstudiums bewegen können. Doch decken sich diese auch mit den persönlichen Wünschen und Zielen?
Ich habe in einem älteren Artikel bereits über die Wichtigkeit des richtigen Motivationshintergrundes geschrieben. Damals bin ich auf den äußeren Einfluss von Arbeitgeber und Kollegen, sowie Familie und dem Partner auf das Fernstudium eingegangen. Und natürlich ist ein Einfluss anderer Personen auf die Entscheidung für das Fernstudium nicht zwingend negativ. Schließlich freut sich jeder über Lob und Anerkennung vom Chef oder der Familie. Aber man sollte nicht nur anderen zuliebe fernstudieren, sondern in erster Linie für sich selbst.
Wie bereits erwähnt, definiert sich intrinsische Motivation in der Übereinstimmung zwischen den Wünschen einer Person und ihrer Aufgabe. Stimmen diese überein, wird die Tätigkeit, in dem Fall das Lernen, viel leichter von der Hand fallen. Selbstmotivation bedeutet, eine innere Handlungsbereitschaft, einen inneren Handlungswillen zu mobilisieren und damit die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Nur, wenn uns etwas wirklich interessiert, werden wir auch unser Handeln darauf ausrichten, bzw. fokussieren und die Aufmerksamkeit auf unsere Ziele konzentrieren.
„Go with the Flow“
Wer hätte gedacht, dass ich den Song einer meiner Lieblingsbands mal in einem Artikel verwenden würde :). Aber der „Flow“ ist wahrscheinlich der Zustand, den man sich beim Fernstudieren wünscht. Er beschreibt das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit, also einer Art Schaffensrausch oder Tätigkeitsrausch.
Bei einem Flow-Erlebnis verschwindet der Unterschied zwischen Arbeit und Spaß. Dies ist nur dann möglich, wenn die Motivation für eine Tätigkeit aus einem selbst kommt, nicht durch Hoffnungen oder Spekulationen auf äußere Belohnungen. Das Gelingen eines selbst gesetzten Ziels, mit dem man sich identifizieren kann, ist der größte Erfolg und Motivator.
Es ist wichtig, dass die Tätigkeit an sich Freude bereitet, nicht ob am Ende der Arbeit eine Belohnung in Aussicht steht. Natürlich kann eine Gehaltserhöhung vom Chef oder die Anerkennung des Partners befriedigend und beglückend sein, aber hat das Lob den Lernprozess an sich leichter oder angenehmer gemacht und uns den langen Weg bis zum Studienziel versüßt? Oder mussten wir uns dennoch abkämpfen und Tag für Tag aufs Neue zum Lernen zwingen?
Externe Anreize können unterstützend dazu beitragen, dass das Lernen leichter fällt und man mit mehr Begeisterung bei der Sache ist. Belohnungen und Anerkennung sind daher keineswegs bedeutungslos, aber doch von minderer Bedeutung, als das Gelingen eines persönlichen Ziels.
Doch damit aus dem Lernprozess eine Flow-Erfahrung werden kann, muss die Anstrengung aus einem selbst kommen. Von außen vorgegebenen Zielen, mit denen man sich nicht identifizieren kann, wird man nie so effizient nachgehen, wie Tätigkeiten, in denen man völlig aufgeht.
Fragen, die sich jeder Fernstudent stellen sollte
Auch wenn äußere Faktoren bei der Entscheidung für ein Fernstudium, bzw. einen bestimmten Studiengang eine Rolle gespielt haben, so sollte man nicht nur vor Beginn des Studiums, sondern auch regelmäßig während der Studienzeit überprüfen, ob sich das Fernstudium immer noch mit den persönlichen Interessen und Wünschen deckt.
Dies mag zu Beginn des Studiums vielleicht noch der Fall sein, aber die Studienzeit ist lang und die persönliche, berufliche oder gesundheitliche Situation eines jeden Fernstudenten verändert sich. Es bringt nicht, krampfhaft am Studium oder dem gewählten Studiengang festzuhalten, wenn man doch in Wahrheit, das Interesse verloren hat oder andere persönliche oder berufliche Ziele einschlagen möchte.
Zunächst sollte die Entscheidung für oder gegen ein Fernstudium sorgfältig durchdacht werden. Dies ist nicht nur aus Zeit-, sondern auch aus Kostengründen sinnvoll. Denn mit einer falschen Entscheidung verliert man sowohl wertvolle (Frei)zeit, als auch Geld. Die Studiengebühren an der Fernuni Hagen halten sich zwar noch in Grenzen, aber an anderen privaten Fernhochschulen, zahlt man gerne mal 300-400 € pro Monat. Da kann ein Studienabbruch oder Studiengangswechsel schon weh tun.
Daher sollte man vor Aufnahme des Fernstudiums einmal folgende Fragen für sich beantworten, um die wichtige Entscheidung für oder gegen ein Fernstudium mit der individuellen persönlichen, beruflichen, Situation, sowie den eigenen Zielen und Wünschen abzustimmen:
- Warum möchte ich ein Fernstudium machen?
- Wie viel Zeit kann und möchte ich investieren?
- Wie viel kann und möchte ich für das Fernstudium ausgeben?
- Was verspreche ich mir von dem Studium?
- Welche persönlichen oder beruflichen Ziele verfolge ich?
- Bringt mich das Fernstudium meinen Zielen näher?
- Interessiert mich der gewählte Studiengang wirklich?
- Bringt mich der gewählte Studiengang meinen Zielen näher?
- Oder studiere ich nur aufgrund der niedrigeren Kosten (an der Fernuni Hagen)?
- Kann ich die Zeit und die Fahrwege zu Prüfungen, Präsenzphasen etc. aufbringen?
- Welche Schwierigkeiten könnten während der Studienzeit auf mich zukommen?
- Kann ich diese meistern und wenn ja, wie?
Diese Fragen sollen dabei helfen, die Entscheidung für ein Fernstudium zu hinterfragen. Die anfängliche Euphorie und Vorfreude weicht nämlich schnell dem stressigen und zeitraubendem Alltag. Es ist daher besser, sich vorher ausreichend Gedanken zum Fernstudium zu machen und dieses genau und mit langfristiger Perspektive zu hinterfragen.
Selbstverständlich kann man niemals alle Eventualitäten abklären und eine garantiert richtige Entscheidung für die gesamte Studiendauer kann es ebenfalls nicht geben. Daher ist es nicht nur wichtig, vor Beginn des Studiums, sondern auch während der Studienzeit regelmäßig zu hinterfragen, ob der eingeschlagene Studienweg immer noch der Richtige ist. Folgende Fragen können hierbei helfen:
- Hat das Fernstudium immer noch einen Sinn/Nutzen für mich?
- Sind meine Studienziele die selben?
- Entspricht das Studium meinen Erwartungen?
- Macht mir das Lernen Spaß?
- Schaffe ich es, meinen Zeitplan einzuhalten?
- Verfolge ich meine Studienziele fokussiert?
Manchmal kann es sein, dass eine Anfangs gut durchdachte Entscheidung für ein Fernstudium später nicht mehr optimal ist. Dies äußert sich oftmals in länger anhaltender Unlust und Demotivation. Das früher noch stark fokussierte Ziel wird zunehmend unwichtiger, man lässt sich ablenken und verliert den Spaß am Lernen.
Lässt die Motivation zum Lernen nach, sollte man darüber nachdenken, woran das liegen könnte. Sind die behandelten Themen nicht so interessant wie erwartet? Sind die Studienbedingungen schlecht? Waren die eigenen Erwartungen falsch oder zu hoch? Oder sind es keine universitären, sondern familiäre, gesundheitliche oder vielleicht finanzielle Gründe, die den Elan erlahmen lassen?
Handelt es sich bei der Unlust nicht um eine kurzfristige Tiefphase, die jeder Fernstudent einmal durchläuft, bringt es nichts, die Symptome zu überspielen oder zu ignorieren. Zweifel sind gut und auch wichtig, um herauszufinden, ob das Fernstudium immer noch den eigenen Wünschen entspricht. Man sollte den Ursachen daher schnell auf den Grund gehen:
- Was ist es genau, was mir an meinem bisherigen Fernstudium nicht gefällt?
- Beziehen sich die Ursachen für meine Unzufriedenheit auf das Studienfach oder die Fernhochschule?
- Sind persönliche oder private Umstände die Ursache für meine Unzufriedenheit?
- Bin ich mir sicher, dass ich weiterstudieren möchte?
- In welche Richtung möchte ich mich persönlich oder beruflich entwickeln?
- Welche Alternativen kommen für mich in Frage?
Das Klären dieser Fragen kann zwar ein schwieriger und auch schmerzhafter Prozess sein, dieser ist aber notwendig, um sich wieder auf die eigenen Ziele und Wünsche zu fokussieren, die für die Selbstmotivation entscheidend sind. Vielleicht ist es manchmal besser und notwendig, das Fernstudium abzubrechen, zu pausieren oder den Studiengang zu wechseln. Dies ist keineswegs als eine persönliche Niederlage zu bewerten, sondern als die Fähigkeit, sein Handeln auf die persönlichen Wünsche abzustimmen.
Im Endeffekt ist jemand, der sich jahrelang für seinen Chef oder einen lukrativen Job durch ein Fernstudium gezwungen hat, obwohl es ihn thematisch kaum interessierte, viel ärmer dran, als jemand, der drei Mal seinen Studiengang gewechselt, aber letztendlich im Thema aufgeblüht ist. Der Erstere wird vielleicht eine Beförderung und mehr Gehalt bekommen, aber womöglich in seinem Beruf niemals wirklich aufgehen können. Der Letztere hat durch den Wechsel zwar Zeit verloren, dafür aber seine wahren Interessen entdeckt, die ihn auch im Job beflügeln.
Fazit
Die richtige Motivation ist eine unerlässliche Voraussetzung für den Wissenserwerb. Die intrinsische Motivation spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn sie hat gegenüber der extrinsischen einen entscheidenden Vorteil. Externe Einflüsse, wie Belohnungen und Strafen sind sehr situationsspezifisch. Sie wirken nur solange, wie die Belohnung wirkt, bzw. der Zwang ausgeübt wird. Die intrinsische Motivation hingegen wirkt, wenn sie einmal aufgebaut ist, i.d.R. auch ohne externe Einflüsse weiter.
Tendenziell neigen wir dazu, in unseren Aussagen konsistent zu bleiben. Haben wir uns einmal für ein Fernstudium und einen Studiengang entschieden, so fällt es schwer, diese Entscheidung im Nachhinein zu revidieren und eine andere Richtung einzuschlagen. Aber worum geht es denn letztendlich? Es geht doch darum, dem was man tut, einen Sinn zu geben, um das, was man tut, mit Leib und Seele zu tun. Eine hohe Selbstmotivation im Fernstudium zeichnet sich durch Erfolgsorientierung und Leistungsbereitschaft aus. Und dies ist nur möglich, wenn man wirklich Spaß an dem hat, was man tut.
Das Fernstudium sollte im besten Fall zu einer Art Hobby werden. Anfangs dachte ich immer, das wäre zu viel verlangt, ist es aber keineswegs? Lernen darf nicht Spaß machen, lernen muss sogar Spaß machen! Und wenn dies bedeuten sollte, dass man anfängliche Entscheidungen updatet, so ist dies immer noch besser, als sich lustlos durch das Studium zu kämpfen. Man selbst oder die äußeren Umstände verändern sich, daher sollten bereits getroffene Entscheidungen regelmäßig überprüft werden. Mit Fragen, wie „Warum mache ich das eigentlich?“ kann man sich vergewissern, ob man sich immer noch auf dem richtigen Weg befindet. Falls ja, ist alles supi, falls jedoch nicht, sollte man keine Zeit verlieren zu überlegen, wohin die Reise gehen soll.
„Wer Erfolg haben will, darf keine Angst haben, Fehler zu machen.“
(Frank Tyger)
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