Prüfungsangst ist und bleibt auch beim Fernstudium ein stetiger und wohl eher unangenehmer Begleiter. Zwar ist eine gesunde Aufregung vor der Prüfung etwas Gutes, zumal sie hilft, sich auf das Wesentliches zu besinnen und die Konzentration auf die vor einem liegenden Aufgaben zu lenken, nicht selten schlägt Prüfungsangst jedoch auf den Magen und auch auf das Gemüt, manchmal sogar auf die Psyche.
Die neue Artikelreihe studies4studies widmete sich in ihrer ersten Artikelreihe dem leidigen Thema Prüfungsangst und auch ich habe bereits in einem Artikel über meine Tipps gegen Prüfungsangst berichtet.
Umso mehr habe ich mich gefreut, in der Artikelreihe erwähnt zu werden:
„Die Aufregung beginnt bei mir in der Regel schon zwei bis drei Tage vor der Prüfung. Sie äußert sich umso schlimmer, je unsicherer ich bezüglich des Lernstoffs bin“, trifft die Studentin Alicia […] den Nerv der meisten recht genau.
Vielen Dank dafür ;).
Ja, die Unsicherheit ist mein persönlicher größter Feind und der Hebel für unangenehme Prüfungsängste. Ich könnte mir nicht vorstellen, unvorbereitet zu einer Prüfung zu gehen. Dann würde ich eher gar nicht hingehen. Während meines Erststudiums hatte ich ziemlich straffe Prüfungspläne und nicht selten lagen innerhalb von zwei Wochen sieben Prüfungen vor mir. Meine ehemaligen Kommilitonen, die dieses Pensum im ersten Prüfungsdurchgang geschafft haben genießen noch heute meine Anerkennung. Ich habe mir die Prüfungen immer aufgeteilt und einen Teil im ersten und einen Teil im zweiten Durchgang (einige Wochen später) geschrieben. Anders hätte ich das wirklich nicht bewältigen können.
Das hatte zwar den Nachteil, dass ich kaum prüfungsfreie Zeit hatte und mich im Vergleich zu anderen Studenten, die sich nach den Prüfungen erstmal zurücklehnen konnten, weiterhin lernen musste. Aber es war eben meine Art mit dem Lernpensum fertig zu werden.
Während des Fernstudiums besteht die Herausforderung darin, das Fernstudium neben den anderen Aktivitäten und beruflichen, sowie familiären Verpflichtungen zu meistern. In der ersten Artikelreihe von studies4studies wurde über Tipps und Erfahrungen von anderen Studenten zum Thema Prüfungsangst berichtet und ich möchte in diesem Artikel die 5 besten Tipps gegen Prüfungsangst kurz zusammenfassen:
1. Gut auf die Prüfung vorbereiten
Dies ist mein persönlicher Tipp gegen Prüfungsangst. Eine gute und rechtzeitige Vorbereitung auf die anstehende Prüfung ist das A und O. Natürlich hat man auch, wenn man gut vorbereitet ist, Angst und Unsicherheit bzgl. des Lernstoffs. Aber diese ist nicht annähernd so schlimm, als das Gefühl, Lerninhalte gar nicht gelesen und gelernt zu haben. In einer Prüfung geht es darum, sich auf bestimmte Passagen des Lernstoffs zu erinnern und auch wenn es nicht um reines Auswendiglernen geht, auf sein Improvisationsvermögen sollte man sich nicht immer verlassen.
Selbst, wenn man den Lernstoff gelesen hat, heißt dies nicht, dass man die Prüfung locker schafft. Gelesen ist nun mal nicht gelernt. Die Herausforderung in der guten Vorbereitung liegt zum einen darin, Zusammenhänge zu verstehen. Auf der anderen Seite muss man manchmal auch Formeln, Passagen, Aufzählungen und Definitionen einfach auswendig lernen, die abgefragt werden könnten.
Meine Vorgehensweise bei der Prüfungsvorbereitung war immer diese, dass ich den Lernstoff zuerst vollständig durchgelesen habe und versucht habe, Inhalte und Rechenwege zu verstehen und nachvollziehen zu können. Bereits beim ersten Durchlesen habe ich wichtige Passagen markiert und mir evtl. Notizen gemacht, vor allem bei den Rechenwegen.
Im zweiten Durchlauf habe ich den Lernstoff nochmals gelesen, mich hierbei allerdings auf wichtige Teile und Fragmente konzentriert und evtl. auch schon versucht, mir Formeln und Definitionen zu merken. Gut vorbereitet gefühlt habe ich mich, wenn ich
- Formeln und Rechenwege verstanden
- Zusammenhänge erkannt
- Wichtige Formeln und Definitionen etc. auswendig gelernt habe
„Lernen ist für viele der entscheidende Faktor, der die Prüfungsangst mindern kann.“
2. Bereits früher mit dem Lernen fertig sein
Viele Studenten haben in der Artikelreihe empfohlen, bereits einige Tage vor der Prüfung mit dem Lernen fertig zu sein. Der Tipp hört sich gut an, schließlich vermeidet man damit, kurz vor der Prüfung in Panik zu geraten und dann erst recht nichts mehr lernen zu können. Auch hier kann ich aus meinen persönlichen Erfahrungen berichten. Ich war immer der typische „Lerner auf den letzten Drücker“ und kann dieses Vorgehen nun wirklich nicht empfehlen. Teilweise hatte ich nur drei Tage Zeit, um mich auf eine Prüfung vorzubereiten und die Panik kam schnell auf, vor allem dann, wenn man irgendetwas nicht versteht oder merkt, dass man zur Prüfungsvorbereitung viel mehr Zeit bräuchte.
In dieser Zeit machten sich Symptome des Burnout-Syndroms bei mir bemerkbar, wie Heulanfälle etc. Letztendlich ging dann noch immer alles gut, weil ich frei nach dem Motto „die Nacht ist lang“ gelernt habe, aber empfehlenswert ist das nicht.
Es ist bestimmt ein richtig gutes Gefühl, bereits eine Woche vor der Prüfung gut vorbereitet dazustehen und in den verbleibenden Tagen evtl. noch Kleinigkeiten zu wiederholen. Ein entspanntes Gefühl vor der Prüfung ist sicherlich der größte Stresskiller ;). Daraufhin gilt es also hinzuarbeiten.
3. Karteikarten zum Lernen nutzen
Das Lernen mit Karteikarten zählt zu den beliebtesten Lernmethoden, auch wenn ich persönlich das System noch nicht genutzt habe. Karteikarten sind nicht nur zum Vokabellernen geeignet, auch bei wesentlich komplexeren Themen, wie sie in einem Fernstudium vorkommen, ist diese Lernmethode durchaus effektiv.
Mir war diese Lernmethode immer etwas zu kompliziert, da ich keine Lust hatte, alles nochmal aufzuschreiben und mir der Lernstoff insgesamt auch vom Umfang viel zu groß erschien, als dass ich ihn hätte auf Karteikarten unterbringen können. Aber gerade dieses Aufschreiben der wesentlichen Lerninhalte ist der Trick des Karteikartensystems. Denn dabei werden die Lerninhalte sehr intensiv wiederholt und das Aufschreiben hilft, sich später an den Lernstoff zu erinnern.
Weitere Tipps beim Lernen mit Karteikarten ist, den Lernstoff in Fragen zu strukturiert und diese auf die Vorderseite einer Karteikarte zu schreiben. Eine Hauptfrage sollte dabei jedoch in maximal drei Unterfragen unterteilt werden. Bei der Formulierung der Fragen hilft es auch, sich zu überlegen, welche Fragen wohl der Prüfer stellen könnte. Hier hilft auch der Vergleich mit älteren Klausuren.
Auch Formeln und Bilder können auf Karteikarten als „visuelle Elemente“ übertragen werden, da sich das Gehirn Bilder i.d.R. besser merken kann. Auch Eselsbrücken oder Geschichten, die man mit Lerninhalten assoziiert, erleichtern später das Erinnern an das Gelernte.
Beim Lernen mit Karteikarten sollte man sich später auf die Karten konzentrieren, die Schwierigkeiten bereiten. Denn es gibt immer Lerninhalte, die man schnell beherrscht und andere, die öfter wiederholt werden müssen. Da es erfahrungsgemäß lange dauert, bis alle Karten durchgearbeitet sind, könnte man Karten markieren, die man bereits sehr sicher, einigermaßen sicher und weniger sicher beherrscht. Karten, die man nahezu auswendig kann, könnte man daher getrost aussortieren und sich auf die Karteikarten konzentrieren, die noch Unsicherheiten bereiten.
Auf diese Weise kann man dem Umfang des Lernstoffs eingrenzen und sicherstellen, letztendlich alle Lerninhalte zu beherrschen. Dies gilt übrigens nicht nur beim Lernen mit dem Karteikartensystem, sondern auch beim „normalen“ Lernen in den Studienheften. Auch hier helfen Markierungen, Lesezeichen etc. sich auf die Inhalte zu besinnen, bei denen man noch unsicher ist.
4. Mit Kommilitonen austauschen
Gerade beim Fernstudium, dessen Lernmethode beinhaltet, selbstständig und frei von Zeit- und Ortsangaben zu lernen, kommt die Kommunikation und der Austauch mit anderen Studenten oft zu kurz. Doch diverse Blogs, Foren und Chats ermöglichen es, andere Fernstudenten zu treffen und mit diesen über Fragen zum Fernstudium, den Einsendearbeiten etc. zu kommunizieren.
Doch auch hier ist es von Lerntyp zu Lerntyp unterschiedlich. Einige Fernstudenten genießen die Anonymität und Unabhängigkeit, die sich durch diese flexible Lernform bietet. Andere Fernstudenten hingegen leiden darunter und brauchen den Kontakt zu Kommilitonen und den regelmäßigen Austausch. Dieser kann sich nämlich durchaus motivierend auswirken. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Einsendearbeiten. Für Fernstudenten wie mich, die vielleicht noch nicht allzu weit mit dem Lernstoff sind oder gerne auf Unterstützung, z.B. bei Rechenwegen zurückgreifen, waren Foren, wie studienservice.de oder Fernstudium-Guide.de/Forum ein wahrer Segen ;).
Manchmal scheut man den Kontakt zu anderen Studenten zwar, weil man dadurch ein schlechtes Gewissen bekommt, z.B. wenn man sieht, dass diese schon viel weiter mit dem Lernstoff sind, bereits alle Formeln auswendig wissen oder überhaupt viel besser vorbereitet sind und ihnen scheinbar alles besser von der Hand läuft.
Aber hier hilft nur: Auf sich selber konzentrieren! Es wird immer Studenten geben, die besser und schneller sind, aber das bringt einen selber ja nicht weiter. Daher sollte man sich davon bloß nicht runterziehen lassen, sondern versuchen, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, um letztendlich sagen zu können: „Ich habe mein bestmöglichstes gegeben, um auf diese Prüfung vorbereitet zu sein“.
5. Prüfungssituation simulieren
Ich war etwas erstaunt zu lesen, dass bei studies4studies Studenten darüber berichtet haben, auch noch unter starker Prüfungsangst zu leiden, selbst wenn sie sich gut auf die Prüfung vorbereitet fühlten und ihn „nahezu auswendig können“.
Das hat mich etwas verblüfft, da ich, wenn ich den Stoff fast auswendig könnte, erstmal drei große Kreuze an die Wand malen würde.
Aber hier liegt die Ursache für die Prüfungsangst in etwas anderem: Den Ansprüchen des Prüfers, die man- vor allem bei den ersten Prüfungen – kaum kennt.
Fragen wie:
- Wie ist der Prüfer so?
- Stellt er eher schwere oder eher leichte Fragen?
- Fragt er auch nur ab, was in den Studienheften stand?
- etc.
können sich sehr hemmend auswirken und die Prüfungsangst vergrößern. Den Teil der Prüfungsvorbereitung kann man noch zu 100% selbst kontrollieren, aber spätestens in der Prüfung begegnet man Faktoren, die man nicht mehr kontrollieren kann. Eine Studentin berichtete, dass es ihr besser helfen würde
„die Prüferinnen und Prüfer und deren Ansprüche besser zu kennen, damit sie sich auf die Prüfungssituation einstellen kann.“
Die (nicht vorhandene) Kontrolle der Prüfungssituation ist es, die bei vielen Studenten zu Prüfungsängsten führt. Doch kann man diese Kontrolle überhaupt erlangen? Vollständig sicherlich nicht. Die Prüfungssituation ist und bleibt ein Faktor, auf den man als Student nur wenig Einfluss nehmen kann. Vielleicht kann das Bearbeiten älterer Klausuren und der Austausch mit anderen Studenten über den Prüfer helfen, sich besser auf die spätere Prüfungssituation einzustellen, vielleicht auch nicht. Denn schließlich besteht auch die Gefahr, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden, ein komplett anderer Lernstoff abgefragt wird, als in älteren Klausuren und auch der Prof ganz anders ist, als von anderen Studenten beschrieben.
Ein Restrisiko bleibt daher so oder so. Die Prüfungssituation ist und bleibt zum Großteil unkontrollierbar und als Student kann man nur wenig Einfluss auf diese nehmen. Man sollte sich daher nicht verrückt machen und dafür sorgen, dass man innerhalb der eigenen Möglichkeiten, sein Bestmöglichstes gibt, denn 100%ige Kontrolle ist unmöglich.
Dennoch kann das Simulieren der Prüfungssituation, z.B. das Hineinversetzen in die Lage, wie es am Prüfungstag sein wird, helfen, sich auf die Situation einzustellen. Gerade bei mündlichen Prüfungen wirkt sich z.B. die vorherige Besichtigung des Prüfungsraums positiv aus. Im Fernstudium lässt sich dies wohl eher schwer umsetzen, es sei denn ich fahre schon mal ins UKE und schau mir den Raum „“HS Orthopädie, HS Physiologie” an….
Aber auch wenn man die Räume und den Prüfer nicht kennt, sowie keine Ahnung hat, wie die Klausur sehen wird, kann sich das Hineinversetzen in die Prüfungssituation positiv auf die Prüfungsangst auswirken.
6. Rituale am Prüfungstag
Auch Rituale am Prüfungstag können der Angst vor der Prüfung entgegenwirken. In der Artikelreihe von studies4studies berichten Studenten von Ritualen, wie bereits vor der Prüfung „das erleichterte und freudige Gefühl nach der Prüfung“ denken oder bewusst auf die Atmung zu achten.
Ich persönlich bin, wenn es möglich war, den Weg zur Prüfung im Erststudium immer zu Fuß gegangen, habe meine Lieblingsmusik gehört und bewusst ein paarmal die durch die Nase ein-, und durch den Mund ausgeatmet. Das war definitiv besser, als ich stickigen und vollen Bus, genervt am Prüfungsort anzukommen. Zu meinen Ritualen zählte auch immer:
„Früh aufstehen, Lieblingsmusik hören, eine geordnete Federtasche am Prüfungsplatz, Essen, Trinken und ein Glücksbringer.“
Es sich am Prüfungsort so gemütlich wie nur möglich zu machen hat mir geholfen, die Aufregung auf ein gesundes Maß zurückzuschrauben. Ein weiters Ritual war auch, die Aufgaben nie alle auf einmal durchzulesen, um einen Schock zu vermeiden. Immer schön eine nach der anderen und wenn man eine nicht kann oder merkt, dass man sich da zu lange dran aufhält, einfach zur nächsten springen. Ansonsten verliert man im schlimmsten Fall gleich zum Beginn der Prüfung den Mut und die Lust und kriegt Panik.
Fazit
Fernstudent Frank hat eigentlich den besten Tipp gebracht, nämlich das doofe Wort „Prüfungsangst“ einfach aus dem Vokabular zu streichen. „Lampenfieber“ hört sich doch gleich nicht mehr so schlimm an ;). Er sagte:
“ Ein erhöhter Puls, feuchte Hände und ein leichtes Kribbeln gehören für ihn zu einer Prüfung dazu: „Unser Körper geht auf Hochleistung und signalisiert: Es kann losgehen.“
So sieht´s aus. Etwas „Lampenfieber“ gehört immer dazu ist auch gut, um alle Ressourcen zu mobilisieren. Die Prüfung als etwas Positives anzusehen, ist für die meisten Fernstudenten wohl etwas zu viel verlangt, aber zu versuchen, sie nicht mehr so negativ zu betrachten, ist ein guter Ansatz.
Den größten Anteil, den man dazu leisten kann, die Prüfungsangst zu verringern, kann man bei sich selbst treffen, z.B. indem man gut vorbereitet ist und versucht, die Zeit vor und während der Prüfung so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein Restrisiko bleibt immer, man kann die Prüfungssituation nicht vollständig kontrollieren.
Das Gefühl, alles gegeben zu habe, was möglich war, um gut auf die Prüfung vorbereitet zu sein, ist das Ticket zu einer entspannteren Prüfungssituation. Mit sich selbst zufrieden zu sein und hinzunehmen, dass man nicht über alles die Kontrolle behalten kann wird helfen, sich auf sich selbst zu konzentrieren, besser mit Prüfungssituationen umzugehen und letztendlich ein gutes Gefühl zu haben.
Hallo,
Ja ich bin auch der Meinung, dass Man das Wort Prüfungsangst durch einen anderes positives Wort ersetzen soll. Ich nehme AUFREGUNG oder BEGEISTERUNG. Und es stimmt, ein gewisses Mass an Afregung gehört absolut dazu. Wenn ich ganz ruhig, praktisch gelangweilt bin, dann bin ich nicht konzentriert.
herzliche Grüße
Karl Wiesner
Hallo Karl,
vielen Dank für deinen Beitrag!
Es ist auf jeden Fall ein guter Tipp, die Prüfungssituation mit positiven Emotionen zu verbinden, auch wenn dies aufgrund der Aufregung sicherlich schwer fällt. Aber durch eine gute Vorbereitung kann sogar Vorfreude entstehen, da man endlich zeigen kann, was man gelernt hat.
Viele werden aufgrund der Aufregung und des unangenehmen Gefühls im Bauch unsicher. Dabei ist Aufregung ein positives Zeichen, des Körpers, da man sich in der Prüfungssituation stark konzentrieren und das Beste aus sich herausholen muss.
Mit einer guten Vorbereitung und positiven, entspannenden Ritualen am Prüfungstag kann man die Anspannung jedoch gut kontrollieren. Jedenfalls geht es mir immer so. Rechtzeitig aufstehen, Musik hören, Kaffe trinken und in Ruhe frühstücken und dann geht´s los ;).
Viele Grüße,
Alicia